Alter Athener Flughafen soll Casino werden
Der seit 2001 geschlossene Flughafen Athen-Ellinikon soll in ein sogenanntes Integrated Casino Resort umgebaut werden. Eine Reihe namhafter Glücksspielkonzerne steht bereits in den Startlöchern, darunter Caesars Entertainment und Hard Rock. Ziel für Griechenland ist jedoch nicht nur die Etablierung eines internationalen Touristenzentrums.
Modellvorlage Las Vegas
Zurzeit handelt es sich um nicht mehr als ein Gelände voller verwahrloster Ruinen: Die Fassaden des 1938 erbauten und 2001 stillgelegten internationalen Verkehrsflughafens Athen-Ellinikon sind rissig, die Terminals verfallen, die Schilder rostig – längst hat die Natur damit begonnen sich die brüchigen Bauten zurückzuerobern. Das postapokalyptisch anmutende Ambiente soll nun jedoch mit Glanz und Gloria wiederbelebt werden. Nach über 18 Jahren plant die Regierung Griechenlands hier die Etablierung eines der größten Casinoresorts Europas .
Bereits vergangene Woche schrieb die griechische Glücksspielkommission die Vergabe einer Casinolizenz aus. Geplant ist ein Spielkomplex der Superlative: Auf insgesamt 15.000 Quadratmetern sollen nicht weniger als 120 Spieltische und 1.200 Automaten Platz finden. Dazu kommen ein Fünf-Sterne-Hotel mit 2.000 Betten, ein Einkaufspark mit diversen Luxusboutiquen, ein Theater- und Showkomplex sowie etwaige Edelrestaurants. Kurzum: Ein Glücksspieldelta á la Las Vegas im Miniaturformat das über 7.500 Arbeitsplätze schaffen und über 700 Mio. Euro Bruttoeinnahmen jährlich generieren soll.
Dass dementsprechend bereits einige hochkarätige Casinogiganten um die Lizenz zur Eröffnung des Etablissements kämpfen, dürfte klar sein. Neben den US-Marktriesen Caesars Entertainment (Las Vegas) und Hard Rock International (Florida) , haben sich aktuell auch Mohegan Gaming & Entertainment (Montville), Genting Group (Kuala Lumpur) und Groupe Lucien Barriere (Paris) in die Schlange gestellt.
Entwicklungspläne für Ellinikon
Der Casinokomplex ist nur ein Eckpfeiler des Entwicklungskonzepts, das die griechische Regierung für den stillgelegten Flughafen vorsieht. Die Umbaumaßnahmen obliegen einem ganzen Kabinett aus Unternehmen und Investoren , nicht nur aus Griechenland und den USA: Zum Beispiel ist der chinesische Mischkonzern Fosun International beteiligt, ebenso wie das in Abu Dhabi stationierte Immobilienunternehmen Al Maabar.
Die Führung des Projekts übernimmt an dieser Stelle der griechische Immobilienkonzern Lamda Development, der Konzern allein pumpt laut Aussagen des Wirtschaftsnachrichtenjournals Handelsblatt über 8 Mrd. Euro in die Restaurierung des Flughafenkomplexes.
Das Projekt gilt derweil als das größte urbane Entwicklungsprojekt Europas . Unter dem Strich werden über 70.000 (!) Arbeitskräfte daran mitwirken.
Insgesamt umfassen die Maßnahmen eine Fläche von 620 Hektar, dreimal so groß wie Monaco. Zudem liegt der Komplex am Mittelmeer, genauer, an der Küste des sogenannten Saronischen Golfs und nur zehn Kilometer von der 4 Mio. Einwohner zählenden Landeshauptstadt Athen entfernt. Auf Grund der idealen Grundvoraussetzung zur Besiedlung planen die Unternehmen neben der Errichtung des Casinokomplexes obendrein den Bau von über 8.000 Wohnungen, dazu kommen mehrere Hotels, Einkaufszentren, Freizeit- und Sportanlagen, verschiedene Themenparks sowie Museen. Als Krönung wird außerdem der Bau eines eigenen Hafens geplant.
Um die großspurigen Pläne in die Tat umzusetzen, wurden derweil bereits einige namhafte Architekten und Ingenieure mit der Entwicklung beauftragt – unter anderem sind an dieser Stelle die Namen der Londoner Büros von Foster + Partners, Arup und Charles Anderson genannt worden.
Widerstand von Seiten der Opposition
Das Megabauprojekt wird nicht von allen Seiten befürwortet. Widerstand regt sich zum Teil ausgerechnet in höchsten politischen Kreisen: Der seit Anfang 2015 vereidigte griechische Ministerpräsident und Chef der Linkspartei SYRIZA, Alexis Tsipras, hatte die Baumaßnahmen bereits zu Oppositionszeiten bekämpft. Als Regierungschef musste er der Privatisierung des Geländes jedoch unter dem bekanntenmaßen wachsenden wirtschaftlichen Druck internationaler Gläubiger und Politiker zustimmen.
Die Verpachtung galt als eine der Bedingungen für weitere europäische Hilfspakete und Kredite , im Rahmen der Casino-Lizenzausschreibung rückt der Baubeginn jetzt in greifbare Nähe: Schon im Herbst dieses Jahres sollen die Restaurierungs- und Umbauarbeiten beginnen.
Formalien zur Lizenzvergabe
Sämtliche oben benannten Interessenten wurden jüngst dazu aufgefordert ihre Business-Pläne bis zum 22. April bei der griechischen Glücksspielkommission einzureichen. Die Bedingungen für die Freigabe gestalten sich diesbezüglich wie folgt: Alle Anwerber sollen eine Eigenkapitaleinlage von mindestens 200 Millionen Euro , basierend auf den letzten drei vergangenen Geschäftsjahren, nachweisen. Zudem müssen innerhalb der letzten drei Jahre mindestens 400 Millionen Euro Umsatz pro Jahr erzielt worden sein.
Darüber hinaus liegt das jährliche Mindestgebot für die Aufrechterhaltung der Lizenz bei insgesamt 30 Millionen Euro. Mit Blick auf die im Jahr 2003 etablierten Mont Parnes-Kasinos in Athen – deren Jahresumsätze derzeitig rund 120 Mio. Euro betragen – erscheint diese Aufwendung hier vergleichsweise gering . Die Investitionsgrundlage zum Umbau des Komplexes wird von griechischen Wirtschaftsforschern dahingegen auf rund 500 Millionen Euro geschätzt.
Die Lizenz wird im Gegenzug einen großzügigen Befristungsspielraum von 30 Jahren umfassen, außerdem wird eine Verlängerung von weiteren 20 Jahren in Aussicht gestellt. Dass sich die Investitionen für den letztendlichen Betreiber lohnen werden, ist angesichts aktueller Zahlen naheliegend: Trotz Wirtschaftskrise stiegen die Einnahmen der zurzeit neun griechischen Casinos seit 2017 wieder an. Die Umsätze wuchsen zuletzt um neun Prozent auf summa summarum 3,2 Mrd. Euro.
Laut vorläufigen Schätzung haben die Griechen 2018 mehr als 17 Milliarden Euro für diverse Glücksspielarten ausgegeben , allen voran verzeichneten die Rubriken Roulette, Pferdewetten, Rubbellose und Online Sportwetten fulminante Zuwachsraten. Ob sich infolge der aktuellen Entwicklungen tatsächlich ein weiterer Geldsegen über Athen abzeichnen wird, bleibt jedoch vorerst abzuwarten