Australien: 15% POC-Glücksspielsteuer
Die Regierung des australischen Hauptstadtterritoriums (Australian Capital Territory, ACT) hat beschlossen eine Glücksspielsteuer auf Onlinewetten von 15% einzuführen. Die Steuererhebung richtet sich dabei nicht nach dem Sitz des jeweiligen Anbieters, sondern nach dem Ort an welchem die Wette zum Abschluss gebracht wird.
Australiens Hauptstadtterritorium – ein Gebiet von 2.358 Quadratkilometern, rund um Canberra – hat die Erhebung einer sogenannten „Point of Consumption“-Steuer (z. dt. Ort des Verbrauchs) von 15% auf Onlinewetten für den 01. Januar 2019 angekündigt. Der POC-Steuersatz bezieht sich demzufolge auf den Abschlussort einer Wette und wird unabhängig vom jeweiligen Haupt- oder Lizenzstandort eines Anbieters, auf sämtliche Nettowetteinnahmen erhoben, die innerhalb der ACT-Region anfallen.
Die Entscheidung basiert auf einem ähnlichen Modell, das bereits in Südaustralien etabliert wurde, allerdings eine Wetteinsatzsteuer von 15% für Pferderennen, Sportwetten und Nicht-Sportveranstaltungen beinhaltet. Von Seiten eines Regierungssprechers heißt es zu den Plänen:
„Die Einführung dieser Steuer, wird das ACT in Einklang mit mehreren anderen australischen Jurisdiktionen bringen, die auch gerade in der Umsetzung von Verbrauchssteuerabkommen sind.“
Hiermit bezieht sich die australische Regierung auf die Pläne der Bundesstaaten Queensland und West-Australien, welche demnach ebenfalls die Einführung eines 15%-POC-Steuersatzes für Onlinewetten planen.
Als Ausreißer präsentiert sich an dieser Stelle der Bundesstaat Victoria, welcher lediglich eine Umsatzsteuer von 8% für Online-Wettbüros in Erwägung zieht. Mit 5,8 Mio. Einwohnern weist Victoria – das flächenmäßig kleinste Land – die höchste Bevölkerungsdichte Down Unders auf. Darüber, wie es hinsichtlich der POC-Steuer um den ACT-umschließenden, bevölkerungsreichsten (~ 7,8 Mio. Einwohner) Bundesstaat New South Wales steht, ist bis dato nichts bekannt.
Laut Berichten der Canberra Times kann ACT durch den neuen Steuersatz zusätzliche Jahreseinnahmen von mehr als 2 Mio. AUD (~ 1,3 Mio. EUR) erwarten. Insgesamt erwirtschaftet die australische Glücksspielbranche aktuell rund 24 Mrd. AUD (~ 17 Mrd. EUR) pro Jahr, der Sektor generiert etwa 7,7% der Gesamtsteuereinnahmen des Kontinents.
Regulierung schlägt Liberalisierung
Australische Staatsregierungen, Spielhallen- und Kneipenbesitzer sowie auch der in Melbourne ansässige Gambling-Riese Tabcorp Holdings sind der Ansicht, dass POC-Steuern notwendig sind, um „das Spielfeld zu ebnen“ . Die australischen Online-Sportwett-Unternehmen seien zumeist im Ausland oder im steuerlich günstigeren Northern Territory lizensiert, wie es heißt.
Der Glücksspielmarkt Australiens ist innerhalb der letzten Jahre rasant gewachsen und unterlag bis 2017 einer der liberalsten Gesetzgebungen überhaupt – das heißt, bestehende Vorschriften wurden vermehrt schlicht missachtet. Sowohl die einzelnen Staaten, als auch die hiesige Industrie verhielten sich zulange passiv.
Die Folge: Tausende Spielsüchtige. Im Schnitt verspielt jeder Australier heute umgerechnet rund 1.000 € im Jahr. Eine Flut von 183.000 Pokerautomaten, sogenannte Pokies , überschwemmen zudem den Kontinent. Ähnlich wie in Deutschland ist Glücksspielregulierung in Australien Angelegenheit der einzelnen Bundesländer. Doch erst im März letzten Jahres beschlossen die Regierungen in diesem Punkt aktiver voranzuschreiten: Im Rahmen des ‘Interactive Gambling Amendment Bills 2016‘ wurden vorerst Onlinepoker und Live-Wetten nicht-lizensierter Anbieter verboten.
Aktuell versuchen die Bundesstaaten die Ausbreitung der besagten, seit Jahren kritisierten, Poker-Slots einzudämmen. Laut Medienberichten plant die ACT-Regierung die Anzahl der in Clubs registrierten 5000 Poker-Automaten bis 2020 auf 4000 zu reduzieren, wofür ein sogenanntes „Club Industry Diversification Support Package“ erstellt wurde, das den betroffenen Betreibern dabei helfen soll, ihr Nicht-Gaming-Angebot zu diversifizieren, um sich somit aus dem Bann der finanziellen Abhängigkeit von Pokermaschinen zu lösen.
Wie kaum ein anderes aktuelles Beispiel verdeutlicht der Fall Australien in diesem Sinne die Notwendigkeit einer klaren, beidseitig orientierten Regulierungsgrundlage, zwischen den Gesetzgebern und der boomenden Glücksspielindustrie.