Formel 1: Sportwett-Deal über $ 100 Mio.

Der US-amerikanische F1-Eigentümer Liberty Media (LM) ist einen 100 Mio. US Dollar Sponsoring-Deal mit der britischen Marketingagentur ISG (Interregional Sports Group) eingegangen. Zum ersten Mal seit fast 40 Jahren dürfen sich Wettanbieter somit wieder in der Königsklasse des Motorrennsports präsentieren.

Ein Foto des legendären Michael Schumacher-Ferraris der Saison 2005

Von Tabaksponsoren wie Marlboro, West oder Camel hat sich die F1 verabschiedet. Nun wendet man sich Buchmachern zu.

Die Details des historischen, sogenannten Daten- und Sponsoring-Deals werden den hiesigen Buchmachern derweil auf dem „Betting on Sports 2018“ -Gipfel in London präsentiert: „Driving on with Formula 1“ , lautet hier das Kredo – die höchstrangige Autorennserie der Welt sei als Wettmarkt mit anderen Weltsportarten in Einklang zu bringen, die Eröffnung eines offiziellen Grand Prix-Livewett-Programms stehe demgemäß in den Startlöchern. Das gemeinsame Buchmacher-Geschäft sei binnen fünf Jahren mindestens 100 Mio. Dollar (rund 85 Mio. Euro) wert, so die Prognosen der frischvereinten Partner.

In diesem Sinne wird der Londoner Weltmarktführer für visuelles Sponsoren-Marketing, ISG Media, fortan entsprechende F1-Sublizenzen an potenzielle Sportwettmarken auf der ganzen Welt vergeben und über einen dreistufigen Strategieplan vermarkten. Das Konzept umfasst laut eigenen Angaben sowohl physische Streckenbeschilderungen, als auch digitales Marketing innerhalb sozialer Netzwerke sowie die Form regionalisierter Bildschirmgrafiken.

In puncto Public Relations und Promotion verweist der ISG-Vorstandsvorsitzende, Tony Ragan, auf das Marken-gespickte Portfolio der Agentur, das aktuell zum Beispiel mit der italienischen Serie A oder der spanischen Primera Division aufwartet. Schlussfolgernd heißt es mit Blick auf die F1:

„Das weltweite Publikum von F1 passt perfekt zu unserem Ansatz. In der gesamten ISG-Gruppe verstärken wir die Beziehungen zwischen Sponsoring und Sport durch unsere Technologiekompetenz, einzigartige Content-Entwicklung und umfassenden Aktivierungsprogramme.“

Obgleich es sich in Anbetracht des ISG-Deals um die womöglich größte kommerzielle Neuausrichtung der Formel 1-Geschichte handelt, sei die Annullierung des 1980 von EX-CEO Bernie Ecclestone verabschiedeten Sportwett-Embargos, ein vorwiegend „Fan-fokussierter Schritt“ . Derartige Partnerschaften seien „in allen Premiumsportarten üblich“ , heißt es hierzu von Seiten des F1-Managing Directors, Sean Bratches, der darüber hinaus Gewinne für alle Beteiligten verspricht:

„Es existiert inzwischen ein Verständnis dafür, dass Glücksspiel-Sponsoring einen Wirtschaftsfaktor in den Sport einbringt, der den Sport selbst für Fans verbessert. Der ISG-Deal ermöglicht es, den Formel-1-Fans auf der ganzen Welt neue und aufregende Perspektiven auf die Action des weltgrößten Rennspektakels zu eröffnen.“

Sportradar gegen Korruption und Wettbetrug

Um präventiv gegen Korruption und Wettbetrug an den FIA-Renntrecken der Welt vorzugehen, steht das neue Sportwett-Engagement der F1 ferner unter der Expertise des Schweizer Integritätsdienstes Sportradar. Das sogenannte Fraud-Detection-Management der Aktiengesellschaft – also, das Analysesystem zur Identifikation betrügerischer Aktivitäten im Kontext monetarisierter Sportdaten – ist weltweit führend.

Dem 2000, ursprünglich im norwegischen Trondheim gegründeten Überwachungsmagnaten, obliegt indessen bereits die sportwettbezogene Datenverarbeitung beinahe sämtlicher führender Sportverbände, darunter keine geringeren als die FIFA, NBA, DFB, NHL, UEFA, ITF oder AFC. Obendrein zählen über 450 der bekanntesten Buchmacher zu den Klienten des Dienstleisters – zum Beispiel Bet365, William Hill oder Paddy Power Betfair – ebenso wie diverse staatliche Behörden.

Aber nichtdestotrotz: Die berühmte Rennsportliga des Colorado-ansässigen Medientycoons Liberty Media – der Kaufpreis belief sich 2016 auf 4,4 Mrd. US-Dollar – gilt angesichts der besagten Hintergründe als exquisites Zugpferd im Kundenstamm des namhaften Sicherheitsunternehmens . Der Sportradar-Managing Director, David Lampitt, bekundet:

„In Bezug auf die Zusammenarbeit mit der Formel 1 freuen wir uns darauf, einer globalen Fangemeinde ein völlig neuartiges, aufregendes und sicheres Wett-Erlebnis, in gewohnter Qualität zu gewährleisten und darauf, dass F1-Erlebnis zukünftig mitzugestalten.“

Der im Januar 2017 fristlos entlassene Ex-Geschäftsführer, Bernie Ecclestone, steht den aktuellen Entwicklungen im Übrigen nach wie vor skeptisch gegenüber. Man habe jahrelang „in Richtung Glücksspiel geschaut“ , heißt es demzufolge, das Konzept habe sich am Ende jedoch schlichtweg „nicht geeignet“ , so das Fazit des F1-Urgesteins. Ob der inzwischen 87-jährige Pistenveteran mit seinen pessimistischen Prognosen Recht behält, bleibt abzuwarten.

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