Liberalisierungsprozess in Japan setzt sich fort
Mit Blick auf die erstmalige Etablierung landbasierter Casinos schreitet der Liberalisierungsprozess in Japan weiter voran: Nachdem der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe im März eine Gesetzesnovelle unterzeichnete, die die Entstehung mehrerer Casino Resorts offiziell erlaubt, steht nun die Millionenmetropole Osaka als erster Lizenzbewerber zum Bau eines Casinos im Fokus. Außerdem geht es um die Erarbeitung konkreter Regulierungsmaßnahmen. Hier ein Überblick zu den Entwicklungen.
Politische Unterstützung für Osaka?
Als erste japanische Großstadt in der Geschichte hat sich die rund 2,6 Mio. Einwohner zählende Hafenmetropole Osaka um eine Lizenz zum Bau eines landbasierten Casino Resorts beworben. Im Rahmen des Lizenzierungsverfahrens werden die lokalen Gerichtsbarkeiten folglich ein Konsortium benennen, das die Gegebenheiten zum Bau des Etablissements anhand verschiedener Kriterien überprüfen wird. Für mögliche internationale Casinounternehmen sowie ihre Partner ist es daher unerlässlich, die lokalen Behörden von ihren Geschäftsmodellen zu überzeugen.
Bislang haben sich bereits eine ganze Reihe weltweit bekannter Marken wie MGM, Caesars, Melco oder Mohegan um eine Betriebsgenehmigung beworben. Das US-amerikanische Magazin Forbes spricht angesichts der Lizenzvergabe von einem regelrechten „Wettlauf“. Auch der MGM Japan-CEO Ed Bowers kommentierte jüngst den komplizierten Prozess und erklärte darüber hinaus die Bedeutsamkeit der Stadt Osaka infolge der Bewerbung. Im Wortlaut hieß es:
“Für eine erfolgreiche Etablierung benötigt Osaka eine Reihe von Voraussetzungen: Eine ausreichende Bevölkerungszahl, einschließlich Touristen, um Kunden, Infrastruktur und politische Unterstützung zu erhalten. Osaka hat immer wieder betont, dass es landbasierte Casinos will. In allen Ländern der Welt ist ein solcher Prozess besonders schwierig. Man kann kaum erfolgreich darin sein, wenn man keine politische Unterstützung erhält.”
Um Osaka für die japanische Regierung als Standort attraktiv zu machen, präsentierte MGM bereits Anfang Januar eine “Osaka First”-Strategie und bestätigte im März eine Partnerschaft mit dem örtlichen Finanzdienstleister Orix . Unterstützung erhält MGM aktuell von Seiten des Galaxy Entertainment Japan-Managers Satoshi Okabe. Der Anbieter ist vor allem für seine Etablissements im südostasiatischen Glücksspieldelta Macau bekannt und plant verschiedene Konzepte auf Osaka zu übertragen. Okabe diesbezüglich im Zitat:
“Wir glauben, dass Großstädte wie Osaka die besten Möglichkeiten für die Entwicklung von landbasierten Casino Resorts in großem Maßstab bieten, ähnlich wie wir sie in Macau entwickelt haben, wollen wir sie auch dort entwickeln.”
Zum Verständnis
Die Aufwendungen der Casinobetreiber sind nur verständlich, denn die Metropole Osaka ist die drittgrößte Stadt Japans und gehört zur Region Kansai, die rund 19 Mio. Einwohner zählt, was insgesamt 15 Prozent der gesamten Bevölkerung Japans ausmacht. Zudem gilt die Region mitsamt ihrer Hafenstadt als internationales Ballungs- und Touristenzentrum : Allein 2017 zählte die Region über 11 Mio. Besucher aus Übersee. Wirtschaftsexperten gehen deshalb davon aus, dass die Spieleinnahmen in Osaka jährlich über 5 Mrd. US-Dollar betragen könnten. Laut Forbes gilt Osaka zudem als „unternehmerisch, risikobereit, freundlich und entspannter als Tokyo“. In Tokyo sei man außerdem zurzeit mit der Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2020 beschäftigt.
Als nächstmöglicher potenzieller Kandidat für den Erhalt einer ersten Casinolizenz wird im Übrigen die Region Fukuoka-Kitakyushu gehandelt, die allerdings lediglich 5,5 Mio. Einwohner zählt. Bisher bleibt Osaka somit bis auf weiteres „der einzige Big Player“ im Rennen um die Lizenzvergabe.
Strenge Regulierungen geplant
Dass die japanische Regierung die Kriterien zur Lizenzvergabe auch trotz aller wirtschaftlichen Vorteile akribisch prüfen wird, steht außer Frage. Zwar wird dem Markt erhebliches Potenzial zugeschrieben, doch betritt Japan in puncto Glücksspiel regelrechtes Neuland. Über lange Zeit hat das Land an einer besonders drastischen Gesetzeslage und an strikten Verboten festgehalten . Dies ist nicht zuletzt auf die buddhistische Prägung des Landes zurückzuführen, die wiederum eine traditionelle Skepsis gegenüber Glücksspielen bedingt. Auf Grund immer höherer Nachfrage von Seiten der Bevölkerung und dem zunehmenden Einfluss der westlichen Industriestaaten, plant das Land sich nun erstmals gegenüber dem Sektor zu öffnen – dies allerdings unter weiterhin besonders strengen Auflagen.
Aktuell wird in Japan daher über vergleichsweise strenge Spielerschutzbestimmungen debattiert. Eine der Maßnahmen beinhaltet an dieser Stelle die strenge Begrenzung von Glücksspielflächen , außerdem sollen zukünftige Casinos nur von Touristen kostenlos betreten werden dürfen, für Japaner sollen Eintrittspreise von umgerechnet rund 50 Euro gelten.
Außerdem soll es japanischen Staatsbürgern nur an bestimmten Wochentagen gestattet werden, zu spielen. Durch die Regulierungen soll verhindert werden, dass problematisches Spielen zu einem gesellschaftlichen Problem avanciert. Auf Grund der bis dato noch unklaren Vorschriften wird erwartet, dass sich der Lizenzierungsprozess mindestens noch bis 2020 ziehen wird. Die Baumaßnahmen werden sich darüber hinaus bis mindestens 2023-24 ziehen, infolge soll es zu einer weiteren Evaluierungsphase von sieben Jahren kommen.
Lizenzbewerber bereits vor Ort
Seit der Unterzeichnung der neuen Gesetzesnovelle durch Ministerpräsident Abe tummeln sich wie bereits angedeutet eine ganze Reihe namhafter internationaler Glücksspielkonzerne vor Ort, um sich für die Regierung als Lizenznehmer attraktiv zu machen .
Ganz vorne dabei ist hier der in Las Vegas stationierte Anbieter MGM, der für sein Engagement in Japan nicht nur einen Deal mit der MLB abgeschlossen hat, sondern zudem auch ein eigens Baseball-Set unter dem Titel MGM Japan eingeführt hat. Nach Nordamerika ist Japan der größte Markt für Baseball überhaupt.
Obendrein hat die in Florida ansässige Hard Rock-Gruppe bereits Anfang Januar Pläne zur Eröffnung eines Casinos in Japan bekundet. Wer letzten Endes das Renne machen wird und ob Osaka tatsächlich zum ersten Glücksspielzentrum des Landes ernannt wird, bleibt vorerst noch abzuwarten.