Lootboxen: Belgien eröffnet Verfahren gegen EA Sports

Die Staatsanwaltschaft Brüssel hat eine strafrechtliche Untersuchung gegen den kanadischen Gaming-Giganten Electronic Arts (EA) eingeleitet. Der Sportspiel-Weltmarktführer weigert sich hartnäckig seine Lootbox-Elemente vom belgischen Markt zu entfernen, obgleich die umstrittenen Schatztruhen hier seit April als illegales Glücksspiel deklariert werden.

Trotz aller Warnungen des belgischen Justizministers, Koen Geens, in punkto Lootboxen zukünftig „strenge Strafverfolgungen“ zu betreiben, hat der im kanadischen Burnaby sitzende Sportspielentwickler und -publisher EA bislang nicht konform auf die neue Gesetzeslage reagiert. Im Gegenteil nimmt EA-CEO Andrew Wilson hier scheinbar eine Anklage in Kauf und proklamiert, das Lootbox-Geschäft in Belgien weiter vorantreiben zu wollen. „Die Spieler wissen genau was und wie viele Objekte sie erhalten“ , so das trotzige Statement des Konzernchefs.

Nichtsdestotrotz stehen die sogenannten ‚Stein des Anstoßes-Lootboxen‘ der global-gehypten EA Sports-Kassenschlager FIFA 18 und FIFA 19 derweil unter dem belgischen Damoklesschwert: Weil die kostenpflichtigen, virtuellen Beutekisten auch fast sechs Monaten nach Verabschiedung des Lootbox-Verbots noch immer nicht aus den Kadern entfernt wurden, hat die Brüsseler Staatsanwaltschaft jetzt, anstelle eines Fußballs, eine strafrechtliche Ermittlung gegen den Videospiel-Magnaten angestoßen.

Laut Marjolein De Paepe, Sprecherin der belgischen Glücksspielaufsichtsbehörde – Belgium Gaming Commission (BGC) – hätten vergleichbare Anbieter wie Blizzard, Valve oder 2K ihren Lootbox-Verkauf in Belgien unlängst eingestellt. „Wir sehen allmählich eine Veränderung in der Spielindustrie, nur der vierte große Betreiber will nicht nachgeben“ , ärgert sie sich – obwohl man EA bereits per Anschreiben über die laufenden Ermittlungen informiert habe, mit der eindeutigen Botschaft:

„Wer sich den Rechtsvorschriften Belgiens nicht unterwirft, riskiert die Verfolgung durch die Brüsseler Staatsanwaltschaft.“

Alles nur Panini-Sticker?

Das Gaming-Unternehmen stellt sich dennoch weiterhin stur: „Die Jagd auf die Beutekisten zu stoppen“ , sehe Wilson nicht ein. Das Lootbox-Online-Geschäft würde „nicht weniger als 67 Prozent aller EA-Einnahmen“ generieren, was insgesamt rund 3 Mrd. Euro ausmache, so der Geschäftsführer. Die Zahlen werden von Forbes bestätigt. Der Lootbox-Anteil am EA-Geschäft sei „entscheidend“ , heißt es dort. Hiernach kämen den „kleinen Einkaufen innerhalb der Spiele“ inzwischen erheblich mehr Bedeutung zu, als den „Käufen brandneuer Spiele“ .

Wilson argumentiert obendrein, dass „in den Fußballsammelkarten von Panini“ angeblich mehr Glücksspielpotenzial stecke, als in FIFA. Der BGC-Direktor, Peter Naessens, wiederspricht dem CEO an dieser Stelle jedoch vehement – FIFA habe „seine Unschuld längst verloren“ , heißt es. Die belgische Tageszeitung Nieuwsblad zitiert:

„Panini druckt von jedem Fußballer genau gleich viele Aufkleber. Es findet kein Roulette zwischen gewöhnlichen und seltenen Bildern statt, was jedoch bei FIFA definitiv der Fall ist. Die Spieler verlieren Tausende von Euros. Wir haben auf Beschwerden von Eltern und sogar von der Gaming-Community selbst reagieren müssen.“

Dass der EA-Sports-Trotzfall auf Grund CEO Wilsons Sturheit letztlich vor Gericht enden wird, halten nicht nur belgische, sondern auch deutsche Medien für wahrscheinlich. Womit die noch junge Brüsseler Lootbox-Legislative einer ersten Feuerprobe unterzogen werden würde. Eine Verhandlung hätte womöglich Präzedenzcharakter. Ob die bereits seit Anfang 2017 geführte Lootbox-Debatte durch den Konflikt tatsächlich neu entfacht wird – oder ob sich EA-Sports letztlich (wie normalerweise üblich) dem langen Arm des Gesetzes beugen muss, bleibt vorerst noch abzuwarten.

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