Mangelhafter Spielerschutz: 888 zu Rekordstrafe verurteilt
Die britische Glücksspielkommission UKGC setzt ein deutliches Zeichen für den Verbraucherschutz. Die Behörde verhängt eine Strafe in Höhe von 7,8 Mio. Pfund (etwa 8,5 Mio. Euro) gegen den Anbieter 888. Dem Unternehmen wurden in einer seit Mai andauernden Untersuchung Fehler im Selbstsperrensystem nachgewiesen.
Konkret geht es um mehr als 7000 Kunden des Anbieters, die ihre Accounts über das System von 888 selbst gesperrt hatten. Eine solche Funktion ist für Spielsüchtige von elementarer Bedeutung. Für die Bereiche Sportwetten, Casino und Poker soll diese Sperre auch funktioniert haben. Allerdings war der Zugang zum Bingobereich weiterhin offen, Einzahlungen wurden akzeptiert und die Spieler konnten ungehindert zocken. Diese Lücke soll über einen Zeitraum von 13 Monaten bestanden haben und aufseiten der Geschädigten zu Verlusten von mehr als 3,5 Mio. £ geführt haben.
Die UKGC einigte sich nach Abschluss ihrer Ermittlungen mit 888 auf die vollständige Rückzahlung an die betroffenen Kunden nebst zusätzlicher Strafzahlung. Diese Summe soll laut UKGC-Chefin Sarah Harrison dabei helfen, Folgen problematischen Spielverhaltens zu mindern. Darüber hinaus möchte die Behörde die Maßnahme auch als Warnschuss an die Branche verstanden wissen:
„Die Verbraucher zu schützen ist nicht optional. Das Strafpaket in Höhe von beinahe 8 Mio. £ spiegelt die Schwere der Versäumnisse von 888 beim Schutz gefährdeter Kunden wider. Wir stellen sicher, dass die Betroffenen nicht als Verlierer dastehen.“
Sarah Harrison , UK Gambling Commission
Auch Anbieter wie Paddy Power Betfair oder Gala Coral (heute Ladbrokes Coral) wurden wegen ähnlicher Verstöße in der Vergangenheit mit Strafen belegt. Die nun verhängte Geldbuße stellt aber allein wegen der hohen Summe eine Besonderheit dar. Die Regulierungsbehörde begründet die Rekordstrafe gegen 888 mit „ernsthaften Fehlern“ und „signifikanten Schwächen“ des Systems. Vorsatz wird den Betreibern nach derzeitigem Kenntnisstand aber nicht vorgeworfen. Die 888 Holding selbst beruft sich auf technische Fehler im System, so seien die verschiedenen Produktbereiche nicht ausreichend miteinander vernetzt gewesen. Dadurch habe die Sperre nicht bei allen Angeboten gegriffen und die Bingoplattform nicht umfasst.
Laut 888 habe man von Beginn der Untersuchung an mit den Behörden kooperiert und erkläre sich mit der Strafzahlung einverstanden. Das Unternehmen äußerte sich in einem Statement (PDF) wie folgt:
“Das Unternehmen akzeptiert das Ergebnis der Untersuchung und ist bemüht, Spielern eine verantwortungsvolle und unterhaltsame Spielerfahrung anzubieten.”
Laut eigenen Angaben setzt das Unternehmen zur Erkennung von „problem gambling“ auf die Speicherung und Auswertung von Daten bezüglich des Spielverhaltens. In Zukunft soll dieses System durch verschärfte Grenzwerte früher anschlagen und den Kundenservice alarmieren. Speziell geschulte Mitarbeiter sollen dann Kontakt zu den gefährdeten Spielern aufnehmen und ihre Hilfe anbieten. Zusätzlich soll das Erstellen mehrerer Accounts erschwert werden, sodass Spielsüchtige weniger einfach ihre eigenen Sperren unterlaufen können. Diese Neuerungen sollen laut 888 in Kürze aktiviert werden und auch zukünftigen Anforderungen an den Spielerschutz gewachsen sein.
Lizenzentzug wäre möglich gewesen
Den Börsenwert der 888 Holding konnte die Strafe indes nicht unter Druck setzen. Im Gegenteil stieg der Preis pro Aktie im Laufe des Tages um rund 5%. Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, dass das Unternehmen bereits zu Beginn der Untersuchung die Öffentlichkeit informierte und die Möglichkeit einer Geldbuße einräumte. Zusätzlich war das Unternehmen in die Verhandlung über die Summe eingebunden, sodass die finanzielle Belastung bereits im Vorfeld kalkulierbar war.
Die UKGC hätte auch deutlich härter gegen die Glücksspielfirma vorgehen können. Da Maßnahmen zum Spielerschutz eine Bedingung für den Erhalt einer Lizenz sind, hätte auch die komplette Konzession zurückgezogen werden können. Damit wäre einer der Kernmärkte von 888 weggefallen, was möglicherweise die Existenz des Branchenriesen gefährdet hätte. Ein starkes Warnsignal an die Branche hat die Behörde aber auch mit dieser signifikanten Geldstrafe abgegeben.