Sands plant Rückzug aus Las Vegas
Laut Berichten von Bloomberg plant der US-Glücksspielgigant Las Vegas Sands einen Rückzug aus Las Vegas. Die in der Spieleroase stationierten Casinos sollen für rund 6 Mrd. US-Dollar verkauft werden. Firmeninhaber Sheldon Adelson (87) will sich künftig vor allem auf asiatische Märkte wie Macau und Singapur konzentrieren. Dort waren die Umsätze aufgrund der Corona-Krise zuletzt um 90 Prozent eingebrochen.
Endgültiger Rückzug aus der US-Industrie?
Der internationale Glücksspiel- und Unterhaltungsriese Las Vegas Sands scheint seinem US-Geschäft vorerst den Rücken zu kehren. Der Konzern um den 87-jährigen Multimilliardär Sheldon Adelson soll einen milliardenschweren Verkauf seiner Liegenschaften in Las Vegas anstreben. In der Casinohochburg betreibt Sands das Venetian Resort, den Palazzo und ein Kongresszentrum der Serie Sands Expo and Convention Center.
Die drei Etablissements sollen für satte 6 Mrd. US-Dollar abgetreten werden. Die Grundstücke sind alle entlang des berühmten Las Vegas Strips miteinander verbunden. Laut anonymen Insiderinformation, die dem US-Nachrichtendienst Bloomberg zugänglich sind , soll Sands bereits mit Beratern in Kontakt stehen, die den Konzern dabei unterstützen, einen geeigneten Käufer ausfindig zu machen.
Der Verkauf der Las Vegas-Casinos würde den endgültigen Ausstieg des Unternehmens aus der US-Industrie markieren, künftig würden vorwiegend asiatische Märkte, zum Beispiel Macau und Singapur, ins Visier genommen werden. Ein Vertreter von Las Vegas Sands soll indessen bestätigt haben, dass die Verhandlungen über den Verkauf schon länger geführt werden, es sei jedoch noch kein Deal abgeschlossen worden.
Ein Verkauf würde das Casinoportfolio von Sands vollständig auf Macau und Singapur konzentrieren, die für Adelson, der laut Forbes mit einem Vermögen von knapp 30 Mrd. US-Dollar zu den reichsten Menschen der Welt zählt, inzwischen zwei wichtigere Casinomärkte darstellen als die USA. Das Geld aus dem Verkauf könnte es dem Unternehmen ermöglichen, weiter in Asien zu expandieren. Auch die Finanzmärkte scheinen diese Chance zu erkennen: Die Sands-Aktien stiegen infolge der Meldung um 12 Prozent.
Macht der Casinoverkauf Sinn?
Die Frage wird aktuell auf den Finanzmärkten diskutiert. Angesichts der globalen Covid-19-Pandemie, die vorübergehend zum Casino-Shutdown in Las Vegas führte und die Glitzermetropole immer noch in Unsicherheit hält, erscheint ein Rückzug aus wirtschaftlicher Sicht nachhaltig. Laut Angaben von Adelson, der bei Sands als Chairman, CEO und Hauptaktionär fungiert, sei in Asien hingegen eine Phase der Erholung eingetreten.
Ben Chaiken, ein Analyst der Credit Suisse, erklärte darüber hinaus, dass der Verkauf auch in Bezug auf den Gesamtpreis von 6 Mrd. US-Dollar Sinn machen würde. Der Preis für die drei Immobilien betrage damit das 12-fache des Gewinns vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation. Problematisch sei allerdings, dass kein Käufer in Sicht sei, die Suche könnte sich angesichts der globalen Gesundheitskrise als schwierig erweisen.
Macau und Singapur wichtigste Märkte
Zurzeit liegt der Marktwert von Sands bei rund 37,5 Mrd. US-Dollar. In Macau, wo das Coronavirus ebenfalls alle Casinos lahmlegte, was zu einem Umsatzeinbruch von 93 Prozent führte, erwirtschaftete Sands letztes Jahr 63 Prozent seiner Einnahmen. Diese beliefen sich auf 13,7 Mrd. US-Dollar. Die Einnahmen in Singapur lagen mit 22 Prozent an zweiter Stelle . Sands plante daher schon 2019 in beiden Regionen zu expandieren.
Da sich Sands inzwischen wieder aus Japan zurückgezogen hat, könnte der Verkauf der Las Vegas-Casinos voll und ganz in die Asienprojekte fließen, die laut Adelson rund 2,2 Mrd. US-Dollar kosten. Die 6 Mrd. US-Dollar an Liquidität könnten ausreichen, um den (theoretisch) untätigen Betrieb in Macau für weitere 17 Monate aufrechtzuerhalten. Macau ist inzwischen der größte Casinomarkt der Erde, die Gesamteinnahmen lagen vor der Pandemie bei über 30 Mrd. US-Dollar pro Jahr, sechsmal so hoch wie in Las Vegas.
Langsame Erholung im dritten Quartal
Wie bereits angedeutet, blickt Sands im Q3 auf eine langsame Erholung. Die Umsätze sind im Vorjahresvergleich allerdings immer noch um 82 Prozent rückläufig. Die Verluste beliefen sich auf 731 Mio. US-Dollar. Durch Reisebeschränkungen in Macau avancierte das Marina Bay Sands in Singapur zur größten Einnahmequelle des Konzerns. Die Einnahme betrugen 281 Mio. US-Dollar, was einem Rückgang von 35,4 Prozent im Vorjahresvergleich entspricht.
Die zweitgrößte Einnahmequelle waren Sands Shoppingmalls, die 83 Mio. US-Dollar einbrachten, was einen Rückgang von 52,6 Prozent markiert. Weitere 79 Mio. US-Dollar stammten aus Hotelzimmern, ebenfalls ein Rückgang um 82,7 Prozent . Die Einnahmen aus der Nahrungsmittel- und Getränkebranche fielen hingegen um 72,9 Prozent auf 54 Mio. US-Dollar.
In allen Geschäftsbereichen von Sands in Macau sanken die Gesamteinnahmen um 91,9 Prozent auf nur 171 Mio. US-Dollar. Laut Bloomberg deutet sich jedoch auch in Macau eine Erholung an, da China die Reisebeschränkungen nach und nach lockert. Dies führe langfristig zur Rückkehr des Casinogeschäfts , das in erste Linie vom Glücksspieltourismus aus China lebt. Die Entwicklungen bleiben abzuwarten.