UK-Christen fordern Wett-Werbeverbot

Die Themen Wettwerbung und Sponsoring stehen bekanntlich ganz oben auf der Agenda der britischen Glücksspielreform. Nun hat sich eine Reihe christlicher Gruppierungen eingeschaltet und ein Verbot von Wettwerbung gefordert. Hierzu haben die Church of England, die Evangelical Alliance und die Salvation Army eine Kampagne namens Stop Betting Ads in Sports ins Leben gerufen. Die aktuellen Werberegeln sollen zu viele Schlupflöcher bieten. Sind die Vorwürfe berechtigt?

Ein Ball auf dem Spielfeld eines Premier League-Stadions.

70 Prozent der Premier League-Klubs pflegen zurzeit Partnerschaften mit Buchmachern. ©KelvinStuttard/Pixabay

Gruppierungen erheben schwere Vorwürfe

Das neue britische Glücksspielgesetz steht in den Startlöchern. Aus diesem Anlass haben die christlichen Gruppierungen Church of England, Evangelical Alliance und die Salvation Army eine Kampagne namens Stop Betting Ads in Sports gestartet – gefordert wird ein komplettes Werbeverbot für Wetten bei Sportveranstaltungen. Dies obwohl inzwischen über 70 Prozent aller Premier League-Klubs einen Wettsponsor haben.

Um die Kampagne voranzutreiben, haben die Gruppierungen eine eigene Webseite unter dem Titel Stopbettingads.com in Kooperation mit Ambassadors Football und Share Jesus International eröffnet. Hintergrund ist, dass die Regierung derzeitig die wohl bedeutendsten Veränderungen am britischen Gambling Act seit 2005 vornimmt. Die christlichen Initiatoren greifen dabei zu besonders drastischen Aussagen.

Die Gruppierungen erklären, dass problematische Spieler achtmal häufiger versuchen würden, sich das Leben zu nehmen als die Allgemeinbevölkerung – jeder fünfte Problemspieler soll schon einmal an Selbstmord gedacht haben. Neue Technologien hätten das Wetten so einfach wie niemals zuvor gemacht. Nicht nur die Spieler, sondern auch Familien, Freunde und die gesamte Gesellschaft seien betroffen, so Martin Bateman, CEO von Ambassadors Football.

Am Pranger stehen die Wettpartnerschaften von mehr als 70 Prozent der Premier League-Klubs , die inzwischen zum festen kommerziellen Standbein der Vereine gehören. Die Buchmacher würden vor allem durch Trikotsponsoring auffallen – dies nicht nur in den oberen Ligen, sondern auch im Breitensport. Sportwetten würden dabei als harmlos dargestellt, auf die Risiken würde kaum Bezug genommen. Diverse Werbekodizes hätten Ausnahmeregelungen geschaffen, die es den Wettanbietern ermöglichen, junge Menschen zu erreichen. Trikotsponsoring würde nicht mehr als Werbung eingestuft – diese Entwicklung sei schnellstens zu stoppen.

Kritik am Gambling Act von 2005

Der Direktor von Share Jesus International, Andy Frost, erklärte, dass die Gesetzgeber von Großbritannien im Zuge der Glücksspielreform eingreifen müssten, um eine gravierende Entwicklung zu verhindern. Werbung für Sportwetten würde die Zukunft von zahlreichen jungen Menschen gefährden. Buchmacher hätten inzwischen eine überwältigende Präsenz im Sport . Bei einem einzigen Fußballspiel würden bis zu 16 verschiedene Reklamen gezeigt.

Gegenwärtig hätten mehr als die Hälfte der Mannschaften in den ersten beiden englischen Fußballligen Wettsponsoren an ihrer Seite, deren Logos auf den Trikots, an den Stadionbannern sowie auf den Webseiten prangen.

Bereits beim Gambling Act von 2005, welcher die britischen Glücksspielgesetze erstmals liberalisierte, habe das Christliche Institut davor gewarnt, dass die Gesetzgebung zu einem Anstieg des problematischen Glücksspiels führen könnte. Folglich habe das Institut eine Broschüre namens Gambling With Our Future veröffentlich, worin vor den Risiken der Liberalisierung unter Tony Blair gewarnt wurde.

In Anbetracht der neuen Gesetzgebung, die in UK im Oktober in Kraft treten soll, wird tatsächlich über Beschränkungen von Wettpartnerschaften und sogar über ein Verbot von Trikotsponsoring diskutiert. Die Debatte kam im August 2018 ins Rollen, nachdem es zu einem Skandal um Wettangebote auf den Juniorenwebseiten von 15 britischen Profifußballklubs gekommen war. Aufgedeckt wurden die Reklamen durch eine investigative Untersuchung des Nachrichtensenders BBC. Im Kreuzfeuer stand vor allem der Premier League-Verein Wolverhampton Wanderers, bei dem sich Wettangebote unter der Rubrik Junior Fans fanden.

Klubs der Premier League beraten sich

Ende letzten Monats haben sich die Fußballvereine der Premier League zusammengesetzt und eine Beratung zur Zukunft des Wettsponsorings gestartet. Die Führungskräfte wollen zeitnah ein Update zu den Ergebnissen rund um Trikotsponsoring und Wettpartnerschaften liefern. Die Beziehung des Fußballs zu den Wettanbietern sei ein wichtiges Thema bei der laufenden Überprüfung des Gambling Acts von 2005.

Im Januar betonte der Daily Telegraph, dass das Kabinett um Premierminister Boris Johnson ein generelles Verbot von Trikotsponsoring als eines der wahrscheinlichsten Ergebnisse der Glücksspielreform sieht. Premier League-Chef Richard Masters erklärte dementgegen, dass es zwar eine Neugewichtung geben müsse, ein komplettes Verbot des Sponsorings aber kontraproduktiv sei. Zu groß sei die Gefahr, dass Spieler bei Schwarzanbietern landen, wenn seriöse Anbieter nicht werben dürfen.

Hinzu kommt, dass die Premier League-Klubs zurzeit schwerangeschlagen durch die Coronakrise sind. Der EFL-Vorsitzende Rick Parry warnte die Regierung deshalb davor, ein komplettes Verbot zu erlassen, da sich die Vereine finanziell auf Messers Schneide befänden. Man müsse sich bei der neuen Gesetzgebung auch mit den Auswirkungen der Coronakrise befassen. Mit den Wettpartnerschaften würde ein wichtiges Standbein der Klubs wegbrechen.

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