US-Casinomitarbeiter fordern Jobgarantien
Im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie haben viele US-amerikanische Glücksspielriesen ihre Belegschaft in Urlaub geschickt. Jüngste Beispiele dafür sind Penn und Caesars. Tausende gewerkschaftlich organisierte Mitarbeiter fordern nun Jobgarantien nach der Wiedereröffnung. Doch wie steht es um die Arbeitsplatzsicherheit von Nicht-Mitgliedern?
Schutz von Arbeitsplätzen im Fokus
Der globale Corona-Shutdown sorgt in der Glücksspielindustrie für massive Gewinneinbrüche und millionenschwere Verlustwarnungen. Doch auch die Mitarbeiter des Sektors sind in erheblicher Weise gefährdet . Besonders deutlich wird dies am US-Casinomarkt. Laut Aussagen des Glücksspielverbandes AGA (American Gaming Association) hat das Coronavirus bislang 650.000 Casinoangestellte arbeitsunfähig gemacht. Tausende wurden von ihren Arbeitgebern zwangsbeurlaubt.
Die in Clark County, Nevada, stationierte Gewerkschaft Culinary Workers Union macht sich nun Sorgen, dass die Krise dazu ausgenutzt werden könnte, um bestehende Tarifverträge auszusetzen und Mitarbeiter in hohen Zahlen zu entlassen . Die Abschaffung des tarifvertraglichen Arbeitsschutzes sei eine gefährliche Entscheidung, die sich negativ auf die Arbeitsmoral der Beschäftigten auswirken wird.
Die Gewerkschaft erklärte, dass fast alle ihrer 60.000 Mitglieder momentan zu Hause bleiben müssen. Man werde sich darum bemühen, die Arbeitsplätze zu schützen und dafür sorgen, dass alle Mitarbeiter ihre Tätigkeiten nach der Krise wieder aufnehmen können. Gleichzeitig wolle man sicherstellen, dass die Arbeitnehmer auch während des Casino-Shutdowns volles Gehalt bekommen. Auch bezahlte Krankheitstage werden gefordert.
Laut Gewerkschaftssprecherin Bethany Khan habe man Anfragen an alle Casinobetreiber versendet, um sich „unverzüglich zu treffen“ und über die Auswirkungen der Pandemie zu verhandeln . „Das Coronavirus ist hier in Nevada und in den nächsten Monaten werden unsere Entschlossenheit und Einigkeit auf die Probe gestellt“, kommentierte die Sprecherin im Gespräch mit der Zeitung Las Vegas Review-Journal .
Nicht-Mitglieder sind gefährdet
Wie Khan weiter ausführte, arbeite man in der Gewerkschaft zurzeit „sehr hart“, dennoch könne man keine Arbeitnehmer schützen, die nicht Mitglied sind. Sowohl die Gewerkschaft als auch Arbeitsrechtler erklärten, dass es für unorganisierte Mitarbeiter zurzeit keine Absicherungen gebe . Einigen Angestellten, die nicht in einer Gewerkschaft organisiert sind, wurde von den Unternehmen bereits geraten, sich nach der Krise erneut zu bewerben.
Es wird kritisiert, dass ein derartiges Vorgehen zu weiteren Unsicherheiten unter den freigestellten Mitarbeitern führt. Eine Überlastung des Haushalts wird befürchtet. Insgesamt haben im Silberstaat Nevada allein in der vergangenen Woche über 92.000 Menschen Arbeitslosengeld beantragt . Dies markiert den größten prozentualen Anstieg der wöchentlichen Arbeitslosenzahlen in mehr als drei Jahrzehnten.
Vorläufige Entlassungen bei Caesars
Nichtsdestotrotz werden Zwangsbeurlaubungen von der Industrie als Lösungsstrategie betrachtet, um der Pandemie zu begegnen. Der Casino-Provider IGT hatte jüngst 2.300 Mitarbeiter beurlaubt. Auch der Marktriese PNG (Penn National Gaming) gab bekannt, etwa 26.000 Angestellte zu beurlauben, um mit einer kleinen Belegschaft von 850 Mitarbeitern zu arbeiten .
Des Weiteren sind die Mitarbeiter von Scientific Games und Churchill Downs Inc. von Zwangsbeurlaubungen betroffen. Anfang dieser Woche wurde außerdem bekannt, dass der Glücksspielkonzern Caesars Entertainment sogar 90 Prozent seiner US-Belegschaft vorübergehend entlassen hat . Von der Maßnahme könnten laut Aussagen des Las Vegas Review-Journal „Zehntausende“ Mitarbeiter betroffen sein.
Insgesamt beschäftigt Caesars etwa 64.000 Personen. Allein in Las Vegas besitzt der Marktriese sieben Resorts . In den USA sind es insgesamt 29 Etablissements. Geschäftsführer Tony Rodio, der erst Ende Februar einen $1,2 Mrd. Verlust bekanntgab, erklärte, dass die meisten Mitarbeiter mit einer Wiederaufnahme nach der Krise rechnen können. Es käme jedoch auch zu betriebsbedingten Kündigungen. Weiter hieß es:
“Angesichts der Schließungen unserer Liegenschaften unternehmen wir schwierige, aber notwendige Schritte, um die finanzielle Lage des Unternehmens und seine Erholungsfähigkeit zu schützen, und um wieder zu öffnen, wenn die Umstände es uns erlauben. Dann werden wir unsere Gäste und Mitarbeiter wieder in unseren Liegenschaften willkommen heißen.”
Obwohl Caesars trotz des Verlusts „mit einer starken operativen Leistung in diese Krise gegangen“ sei, kommt es zu den drastischen Maßnahmen. Diese seien für die Zukunft des Unternehmens entscheidend . Besonders da die Verordnungen zuletzt bis mindestens Ende April ausgeweitet wurden. Die USA gilt mittlerweile als Epizentrum der Pandemie und zählt aktuell über 370.000 Infektionen.
AGA wartet auf Rettungspaket
Aufgrund der massiven Auswirkungen hatte die AGA Anfang letzten Monats vor dem Länderkongress ein Rettungspaket angefordert. Laut CEO Bill Miller sei es notwendig die 260 Mrd. US-Dollar schwere Industrie zu stabilisieren. Miller schätzt, dass über 60 Prozent der US-Casinomitarbeiter von den Shutdowns betroffen sind . Eine blühende Industrie sei zum Stillstand gekommen.
Weiter erklärte Miller, dass Maßnahmen zur Liquiditätssicherung nötig sind, damit es langfristig nicht zu Massenentlassungen kommt. Die AGA wolle sowohl während der Krise als auch nach der Wiedereröffnung der Casinos mit den Länderregierungen zusammenarbeiten, um die Beschäftigten des gesamten Sektors zu unterstützen . Das Glücksspiel sei eine „widerstandsfähige Branche“, man werde alle Maßnahmen verantwortungsbewusst umsetzten, die zur Eindämmung der Pandemie erforderlich sind.
Ob das finale Rettungspaket den Anforderungen der AGA entspricht, ist bis dato zweifelhaft. Aktuell wurde bekannt, dass kleinere Casinos von den Corona-Finanzhilfen ausgeschlossen werden sollen . Der Industrieverband hat dies scharf kritisiert und sprach von „diskriminierenden Vorschriften“, die den Zweck des US-Kongresses untergraben. Die Entwicklungen bleiben abzuwarten.