US-Übernahme: Paddy Power Betfair kauft FanDuel

Der irisch-britische Buchmacher Paddy Power Betfair (PPB) wird den Daily Fantasy Sports-Anbieter (DFS) FanDuel infolge der US-Sportwettlegalisierung aufkaufen. Das Wett-Rennen um die Erschließung des womöglich milliardenschweren 50-Staaten-Markts USA hat begonnen.

Foto eines geschäftlichen Handschlags hinter dem Schleier der britischen und der US-amerikanischen Flagge

Die britischen Glücksspielunternehmen schauen gespannt auf die Entwicklung der US-Sportwetten. Weitere Deals mit amerikanischen Unternehmen dürften folgen. ( Bildquelle )

Aktuell bestätigt der in Dublin ansässige Glücksspielanbieter PPB eine „definitive“ 61-prozentige Mehrheitsbeteiligung am ursprünglich schottischen DFS-Unternehmen FanDuel mit Sitz in New York City. PPB wird hierfür sämtliche seiner bestehenden US-Vermögenswerte plus 158 Mio. US-Dollar in bar generieren. Der Baranteil würde einerseits zur Tilgung bestehender Schulden seitens FanDuel verwendet – zum 31. März 2018 beliefen sich diese auf 76 Mio. US-Dollar – andererseits würde so das nötige „working capital“ für das künftige US-Geschäft bereitgestellt. Schlussendlich sei ein webbasiertes und kombiniertes Geschäft in den USA geplant.

Wir freuen uns, FanDuel in das Portfolio der führenden Sportmarken unseres Konzerns aufzunehmen. Diese Kombination schafft das größte Online-Geschäft der Branche in den USA, mit einer riesigen, auf Sport fokussierten Kundenbasis und umfassender landesweiter Präsenz. Peter Jackson , CEO von Paddy Power Betfair

Unterdessen blieben die übrigen 39 Prozent im Besitz originärer Investoren, jedoch unter Vorbehalt: Wie es heißt sei ein „Mechanismus“ vereinbart worden, der PPBs Eigentumsrechte nach drei Jahren auf 80 und nach fünf Jahren auf 100 Prozent anhebt. Hiernach soll FanDuel zwar fortan als Tochtergesellschaft des auf dem London Stock Exchange notierten Gambling-Giganten auftreten, parallel aber weiterhin sein DFS-Geschäft ausführen und ausbauen.

Für ein entsprechendes Marketing will PPB demnach weitere 400 Mio. US-Dollar bereitstellen, zur „Belohnung“ für die bisher gelungene Kooperation und als Loyalitätsbeweis. Die PPB-FanDuel-Fusion werde voraussichtlich im dritten Quartal 2018 zum Abschluss gebracht, worüber sich auch FanDuel-CEO Matt King höchsterfreut zeigt:

„Aus der Kombination von Marken und Team, zusammen mit einer gemeinsamen Kultur und Vision für die Zukunft, erwächst nun die führende Gaming-Adresse für die Sportfans der Vereinigten Staaten.“

Unbegrenzte Möglichkeiten?

Die ‚tägliche Fantasy-Sportindustrie‘ der Vereinigten Staaten fällt unter die Sparte E-Sport. Eine Teilnahme ist kostenpflichtig, wobei sich der Gambling-Betrieb aber lediglich auf fiktive Sportligen beschränkt. Diese orientieren sich zwar an den tatsächlichen Entwicklungen der großen US-Amerikanischer Ligen wie NBA, NFL oder NHL, kommen jedoch nicht über den Rahmen eines abstrakten Online-Games á la Bundesliga Manager hinaus.

Infolge des Internetfeldzugs boomte die Branche dennoch: Ein 2017 veröffentlichter Report des internationalen Portals für Wirtschaftsprüfung PwC prognostiziert dem Sektor bis 2020 ein Umsatzwachstum von 22,6 Prozent auf rund 300 Mio. US-Dollar pro Jahr.

Mit über sieben Millionen Kunden in 40 Staaten und letztjährigen Umsätzen von 124 Mio. US-Dollar, hat FanDuel hier einen Marktanteil von über 40 Prozent inne. Zusammen mit dem Bostoner Unternehmen DraftKings bildet die Privatgesellschaft das US-Amerikanische Marktführergespann des E-Sports. In Anbetracht dieser Zahlen erscheint es nur verständlich, dass PPB seinem künftigen Schützling weiterhin in seinem Kerngeschäft unterstützen wird.

Nach wie vor zählt PPB zu den größten UK-Unternehmen überhaupt, trotz komplizierter Umstrukturierungen sowie einigen, nicht unerheblichen finanziellen Einbußen innerhalb der letzten Monate . Für beide Seiten scheint die voluminöse Partnerschaft sämtliche Grenzen aufzuheben zu können.

Dass der US-Markt für Sportwetten nach der kürzlich erfolgten Aufhebung des bundesweit geltenden Verbots von 1992 weiter aufkeimen wird, darüber sind sich Analysten einig – zu hoch sind die Ertragsmöglichkeiten innerhalb des gigantischen Staatenbunds. Nach Schätzungen des New Yorker Medienkonzerns Bloomberg liegen die schlummernden Jahresumsätze zwischen 60 und 150 Mrd. US-Dollar.

Über 100 Jahre nach dem Aus des ‚Wilden Westens‘ herrscht scheinbar wieder Goldgräberstimmung auf der anderen Seite des großen Teichs. Inwiefern sich die Situation am Markt zuspitzen wird, bleibt abzuwarten – laut Gerichtsbeschluss obliegt die Legalisierung von Sportwetten den Einzelstaaten. Dass diesmal wohl eher nach Geschäftsinstinkt als nach Willkür geschürft und mit Geld anstatt Colts geschossen wird, dürfte hingegen klar sein. Oder?

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