60 Jahre Gauselmann: 2600 Gäste bei riesiger Jubiläumsparty

Mit 17 Musikautomaten begann 1957 der Aufstieg der Firma Gauselmann. Entstanden ist ein Imperium aus 30 Tochterfirmen mit etwa 11000 Mitarbeitern. Diesen Erfolg feierte Gründer Paul Gauselmann mit einem mehrtägigen Jubiläumsfest. Den Gästen wurde Unterhaltung von Stars wie David Garrett und der Band PUR geboten.

Bereits bei der 50-Jahr-Feier hatten Gauselmann und Organisator Nils Vormann beschlossen, das nächste runde Jubiläum am Stammsitz im nordrhein-westfälischen Espelkamp zu veranstalten. Sie begannen 2015 mit der Planung eines dreitägigen Festivals inklusive Firmenrundgang für die interessierte Bevölkerung. Mehr als 2500 Gäste folgten der Einladung und besuchten die eigens errichtete Zeltstadt. Die erforderliche Fläche wurde bereits vor einem Jahr gepachtet. Das Ziel sei, den Gästen zu zeigen “wo wir herkommen und wo wir groß geworden sind“.

Zeltstadt auf dem Firmengelände

Blick auf die Partyzelte vom eigens aufgestellten Riesenrad. ( Bildquelle )

Neben einem Messegelände, auf dem sich die Tochterunternehmen der Gruppe präsentierten, gab es auch etliche Spielstationen und eine im Stil der 50er Jahre eingerichtete Gaststätte zu bestaunen. Wer sich einen Überblick verschaffen wollte, konnte sich vor dem Riesenrad einreihen.

Durch die Veranstaltung führte der Chefsprecher der Tagesschau, Jan Hofer. Für musikalische Unterhaltung war ebenfalls gesorgt: So war die „Hermes House Band“ zugegen und auch die Schmuserocker von PUR gaben sich die Ehre. Vor allem der Stargeiger David Garrett schöpfte aus dem Vollen – er war mit 40köpfigem Orchester angereist und präsentierte Auszüge aus dem neuen Programm.

Paul Gauselmann selbst nutzte die Bühne neben einem Rückblick auf die Geschichte seines Unternehmens auch für eine echte Überraschung. So wurde Lukas Podolski als neuer Marketingbotschafter präsentiert. Der ehemalige Bundesligaprofi wurde live aus seiner neuen Wirkungsstätte in Japan zugeschaltet und bestätigte, ab 2018 als Werbeträger für Gauselmann aktiv zu werden. Auch Größen aus Politik und Wirtschaft waren zugegeben. Die Modeunternehmer Gerhard und Ralf Weber sowie Hermann Gärtner von PORTA Möbel waren unter den Gästen. Der ehemalige Landeswirtschaftsminister Nordrhein-Westfalens Garrelt Duin hielt eine Festrede.

Ein merkurhafter Aufstieg

Paul Gauselmann zeigt den Merkur B

Paul Gauselmann neben seinem ersten “Merkur B” Automaten.

Die Gauselmanngruppe ist vorwiegend durch ihre Geldspielautomaten sowie die von ihr betriebenen Merkur-Spielotheken bekannt. Das Unternehmen mit einem Jahresumsatz von etwa 1,5 Mrd. Euro hat allerdings klein angefangen. Den Weg zum „Spielemacher“ begann der gelernte Fernmeldetechniker Paul Gauselmann 1957 als nebenberuflicher Automatenaufsteller. Erste Eigenproduktionen waren Musikboxen. Mit der Herstellung von Geldspielgeräten begann man deutlich später – 1977 kam mit dem „Merkur B“ der erste Spielautomat auf den Markt. An den Erfolg der Maschine erinnert sich der Firmenchef noch heute: „Er erreichte auf Anhieb ein doppelt so hohes Spielvolumen wie die Geräte der Konkurrenz.“

Bereits drei Jahre zuvor hatte der Jungunternehmer seine erste Merkur-Spielothek in Delmenhorst gegründet, die den Grundstein für eine enorme Expansion bildete – heute betreibt Gauselmann mehr als 400 Spielstätten in ganz Europa und hat mehr als zwei Millionen Geldspielgeräte produziert. Mit etwa 6.000 Angestellten ist der Stammsitz in Espelkamp weiterhin die größte Niederlassung der Firma, die sich im Besitz einer Familienstiftung befindet. Die Kinder sowie Enkel des Gründers sind in leitenden Positionen involviert. Die einmalige Erfolgsbilanz des Unternehmers, der einer der größten Arbeitgeber in NRW ist, führte auch zu politischer Würdigung. Vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau erhielt Paul Gauselmann 2003 das Bundesverdienstkreuz erster Klasse.

Das Glücksspielimperium sieht sich allerdings auch regelmäßig Vorwürfen ausgesetzt. So waren jahrelange Parteispenden Gegenstand von Ermittlungen und auch im Umgang mit der Konkurrenz gab es Hinweise auf Manipulationen. Vor allem steht aber das Spielprinzip moderner Automaten grundsätzlich in der Kritik.

Das Startkapital zur Unternehmensgründung erhielt Paul Gauselmann durch einen Kredit in Höhe von 100.000 DM. Es sei der einzige Moment, bei dem er selbst „alles auf eine Karte gesetzt hatte, danach nie wieder.“ Und doch lebt das Firmenimperium zu weiten Teil von Risikobereitschaft. Vor allem der ihrer Kunden. Und während der alte „Merkur B“ noch ein eher gemächliches Gerät mit drei mechanisch betriebenen Walzen war, dauert eine Spielrunde an den aktuellen vollelektronischen Geräten gerade noch 2,5 Sekunden. Kritiker sehen darin ein erhöhtes Suchtpotenzial, da kaum noch Zeit zum Nachdenken bleibe. Es sei binnen kürzester Zeit möglich, erhebliche Summen zu verspielen.

Der Firmengründer sieht sich allerdings nicht in der Verantwortung für das Verhalten weniger. Laut eigenen Untersuchungen betrage der Anteil problematischer Spieler weniger als 1%, man könne die der Unterhaltung wegen Spielenden nicht bestrafen, um diese Menschen zu schützen. In einer Talkshow sagte der mittlerweile 83jährige einmal, dass er, sollte der Anteil Süchtiger höher sein, seinen Betrieb sofort schließen würde. Dazu wird es in nächster Zeit wohl kaum kommen, einstweilen arbeiten alleine 600 Angestellte in der Entwicklungsabteilung an neuen Geräten.

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