Belästigungsvorwürfe gegen Casino Mogul Steve Wynn
Eine der bekanntesten Figuren der US-Casino Szene, Steve Wynn, sieht sich seit Ende letzter Woche Vorwürfen sexueller Belästigung ausgesetzt. Dutzende Mitarbeiterinnen beschuldigen den Casinomogul, sie bedrängt und genötigt zu haben. Wynn bestreitet die Vorwürfe.
Am Freitag vergangener Woche begann der Thron des “Casinokönigs” Steve Wynn zu wackeln. In einem ausführlichen Artikel ließ das Wall Street Journal Dutzende Frauen, die meisten von ihnen ehemalige Angestellte in Wynns Unternehmen, zu Wort kommen. Ihre Vorwürfe: Wynn soll seine Führungsposition ausgenutzt haben und seine weiblichen Angestellten zu sexuellen Handlungen genötigt haben. Die Autoren haben mit etwa 150 Betroffenen gesprochen, die berichteten Vorfälle erstrecken sich über mehrere Jahrzehnte.
Der Unternehmer ist bereits seit den 70er Jahren in den Casinos von Las Vegas aktiv, er leitete so legendäre Häuser wie das Golden Nugget, Mirage und Bellagio. Heute ist der 76jährige US-Amerikaner Chef seiner Wynn-Resorts , zu denen mehrere hochklassige Casino- und Hotelkomplexe in Las Vegas und Macau gehören. Ob er an der Spitze seines Unternehmens verbleiben kann, ist allerdings fraglich. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe büßte Wynn Resorts etwa 20% seines Börsenwertes ein. Auch ein geplanter Neubau in der Nähe Bostons könnte durch die Turbulenzen um den CEO gefährdet sein. Das Unternehmen ist bereits auf Distanz zu Wynn gegangen, in einer Eilsitzung formte man ein Komitee zur Untersuchung der Vorfälle. Sicherheit und Wohlergehen der Mitarbeiter seien Kernanliegen des Unternehmens.
Doch nach dem Artikel des Wall Street Journals werden Zweifel an den Abläufen bei Wynn Resorts laut. Mehrere Opfer der Übergriffe gaben an, sich Personalabteilung und Kollegen anvertraut zu haben. Passiert sei allerdings nichts. Zu groß war wohl die Angst vor der Vergeltung des Milliardärs. Viele Frauen hätten daher auch nur zögernd mit den Journalisten gesprochen, sie befürchteten berufliche Nachteile durch den großen Einfluss Wynns in Las Vegas. Bislang ist nur ein Fall bekanntgeworden, in dem ein Opfer wenigstens eine “Entschädigung” erhielt. Im Jahr 2005 soll Wynn eine für ihn tätige Nagelpflegerin in seinem Büro vergewaltigt haben. Der Casinomagnat soll sich außergerichtlich mit der Frau geeinigt und 7,5 Millionen Dollar gezahlt haben.
Rückzug aus der Politik
Einen anderen Posten hat der Republikaner bereits aufgegeben. Seit Januar 2017 war Wynn, auf Wunsch seines Freundes Donald Trump, Schatzmeister der republikanischen Partei . Er wolle der Partei diese “Ablenkung” durch die Vorwürfe gegen ihn ersparen. Die Anschuldigungen selbst bezeichnet Wynn allerdings als “absurd”. Sie seien auf eine Schmutzkampagne seiner Exfrau zurückzuführen, mit der er sich in rechtlichen Auseinandersetzungen befinde. In einer ersten Reaktion auf den Artikel ging Wynn in die Offensive:
Wir leben in einer Welt, in der Menschen ohne Rücksicht auf die Wahrheit Behauptungen aufstellen können und eine Person nur noch die Wahl hat, mit beleidigender Publicity umzugehen oder sich auf jahrelange Prozesse einzulassen. Steve Wynn , CEO der Wynn Resorts
Doch auch ohne Prozess könnten die Vorwürfe die Karriere des Casinomagnaten beenden. Öffentlichkeit und Unternehmen reagieren seit den Vorkommnissen rund um Harvey Weinstein schneller auf Vorwürfe sexuellen Missbrauchs durch mächtige Männer. Auch hier soll es der enorme Einfluss des Filmproduzenten gewesen sein, der ihn jahrelang vor Konsequenzen bewahrte. Die Schilderungen der Opfer führten zu einer Welle von Solidarität. Viele weitere von sexueller Gewalt Betroffene fühlten sich ermutigt, in den sozialen Netzwerken ihre Erfahrungen unter dem Kürzel #MeToo zu teilen. In der Folge fielen weitere prominente Filmschaffende in Ungnade. Die Weinstein Company trennte sich von ihrem Namensgeber. Ähnliches könnte auch Steve Wynn blühen, die enorme Anzahl der Betroffenen dürfte dem Fall eine besondere Schwere verleihen. Vermutlich wird sich die börsennotierte Wynn Resorts allein aus dem Motiv der Schadensbegrenzung von ihrem Gründer trennen.