Blockchain und Gambling: Regulierung ab 2018 geplant
Die maltesische Glücksspielbehörde MGA hat Pläne zur Regulierung der Blockchaintechnologie im Gamblingsektor bekanntgegeben. Bereits ab dem ersten Quartal 2018 soll der rechtliche Rahmen in einer ersten Fassung vorliegen. Die Blockchain ist das zentrale Element von Kryptowährungen wie Bitcoin. Zahlreiche Branchenvertreter betrachten die Blockchain als wegweisende Zukunftstechnologie.
Dienstleistungen im Bereich der Informationstechnologie machen einen erheblichen Teil des Bruttoinlandsproduktes des südeuropäischen Inselstaates Malta aus. Die MGA ist eine der führenden Regulierungsstellen für Online Gambling in Europa. Offenbar geht die maltesische Regierung davon aus, dass die Zukunft des wichtigen Sektors auch durch kryptografische Währungen geprägt sein wird. Die MGA jedenfalls hält das Prinzip der Blockchain (dt.: Blockkette) für ausgereift genug, um gesetzgeberisch aktiv zu werden. Laut MGA-Vorstandschef Joseph Cuschieri bieten die Systeme bereits heute Vorteile:
„Die Blockchaintechnologie lässt sich für Online Gambling anpassen und bietet eine robuste Plattform für eine transparente Spielwirtschaft.“
Noch seien allerdings etliche Fragen zu klären, wie etwa die Abwicklung und Überwachung von Transaktionen funktionieren soll, wie man Spielbeschränkungen umsetzen soll und auf welche Weise Steuern abzuführen sein werden. Für Malta geht es dabei nicht allein um die Bereitstellung eines neuen Zahlungssystems für Online Casinos. Man möchte sich als „Exzellenzzentrum für Blockchaintechnologie“ insgesamt positionieren. Die Gamblingbranche ist dabei lediglich ein erster Vorreiter, denn die auf starker Verschlüsselung basierenden Währungen wie Bitcoin oder Ethereum werden bisweilen als revolutionäre Neuerungen gefeiert.
Die Systeme machen die Abwicklung von Zahlungen durch vertrauenswürdige Zentralinstanzen, wie etwa Banken, überflüssig. Im Gegenteil wird die Blockchain dezentral überprüft. Jede Währungseinheit enthält Informationen über die mit ihr getätigten Transaktionen und Eigentumsverhältnisse, die jeweils vom Netzwerk aller Nutzer bestätigt werden.
Für die Glücksspielindustrie sind weniger revolutionäre Aspekte der Technologie interessant. Vor allem wären keine Gebühren für Finanztransaktionen mehr zu entrichten, auch die Zahlungsabwicklung würde beschleunigt. Bürokratische Hemmnisse wie schwankende Wechselkurse zwischen nationalen Währungen könnten entfallen.
Echte Geldwerte oder Spekulationsblase?
Doch nicht alle Beteiligten blicken positiv auf die Möglichkeiten der Kryptowährungen im Spielsektor. Die Regulierungsbehörde von Gibraltar plant derzeit keine neuen Richtlinien auf dieser Basis. Im Gegenteil halte man staatliche Regulierung und den Einsatz anonymer Zahlungsmittel für unvereinbar. Phill Brear, Chef der GBGA, blickt mit Skepsis auf die Grundannahmen des Bitcoin-Systems:
„Wir halten einige Behauptungen des Blockchain Thesenpapiers für irreführend und falsch, basierend auf ausgedachten Anekdoten über Internetgambling weitab von Lizensierung und Regulierung.“
Ob sich die virtuellen Währungen überhaupt durchsetzen werden, lässt sich derzeit nicht seriös vorhersagen. Wie andere Währungen hängen auch diese von dem in sie gesetzten Vertrauen und ihrer Werthaltigkeit ab. Momentan fallen die bekannteren Varianten Bitcoin sowie Ethereum durch rasant steigende Preise auf. So kostet ein Bitcoin mittlerweile etwa 3400$, beinahe dreimal soviel wie zu Jahresbeginn. Das jüngere Ethereum hat sich seit seiner Einführung um etwa den Faktor 50 verteuert. Beiden Kryptowährungen wird nachgesagt, mehr Spekulationsobjekt als echtes Zahlungsmittel zu sein. Dem Anstieg könnte also ein ebenso rasanter Abstieg folgen, sobald sich die preistreibenden Großinvestoren zur Gewinnmitnahme entschließen.
Die Gamblingbranche ist jedoch längst auf den Blockchainzug aufgesprungen, es gibt erste entsprechende Casinos . Auf jeder der größeren Industriemessen werden Vorträge gehalten, die davor warnen, den Trend zu verpassen. Ob alle Beteiligten sich in der nötigen Tiefe mit den technischen Details befasst haben, sei dahingestellt. Doch die Aussicht auf Transaktionen mit den Kunden ohne Bankgebühren entrichten zu müssen, reicht als Motivation für Investitionen.
Doch die Technologie könnte sich auch zum großen Nachteil der Online Casinos entwickeln. Denn höher entwickelte Blockchains wie Ethereum könnten auch zur Etablierung dezentraler Casinos genutzt werden. Genauer: Spieler könnten direkt gegeneinander um Geld spielen, ohne einen virtuellen Croupier zwischen sich zu haben. Die Spielregeln könnten sie selbst erschaffen, indem sie die Austauschregeln zwischen ihren Währungseinheiten entsprechend festlegen. Es sind also nicht nur die Banken, deren Geschäftsmodelle durch diese Technologie gefährdet sein könnte, sondern auch die Casinos. Die Begeisterung für die Blockchain könnte sich in der Branche möglicherweise als verfrüht herausstellen.