Der Kampf Mensch gegen Maschine: Poker-Profis stellen sich der Herausforderung
Ab dem 11. Januar treffen die Profi-Spieler Jason Les, Dong Kim, Daniel McAulay und Jimmy Chou auf die neue künstliche Intelligenz Libratus von der Carnegie-Mellon-Universität. Im Rivers Casino in Pittsburgh wird die Veranstaltung unter dem Namen „Brains vs. Artificial Intelligence: Upping the Ante“ ausgetragen. Es werden dabei 120.000 Runden Heads-Up No-Limit Hold’em Poker gespielt. Nach 20 Tagen soll der Gewinner feststehen, welcher sich über das Preisgeld von 200.000$ freuen kann.
Die Kontrahenten in der Kurzvorstellung: vier Profis und eine Maschine
Die professionellen Spieler sind regelmäßig bei Pokerturnieren dabei. Dong Kim, ein 27-Jähriger amerikanischer Pokerspieler, konnte die California State Poker Championship 2003 in Los Angeles gewinnen. Er nimmt regelmäßig an Turnieren in den USA teil und erreichte 2016 sogar immer die Top 10. Jason Les ist mittlerweile 30 Jahre alt, nimmt aber ebenfalls regelmäßig an Turnieren teil. Bei der Aussie Millions Poker Championship 2016 belegte er beispielsweise Rang 3. Beim Iren Daniel McAulay ist die Liste der Turnierteilnahmen deutlich kürzer, dennoch konnte er bei der 47th World Series of Poker in Las Vegas den 7. Platz belegen. Jimmy Chou ist ein chinesischer Pokerspieler, der unter anderem 2015 die Asia Championship of Poker in Macau gewonnen hat.
Sie treten gegen den Poker-Bot Libratus an. Der Informatik-Professor Tuomas Sandholm und sein Student Noam Brown haben das Programm entwickelt. Die Carnegie-Mellon-Universität hat der künstlichen Intelligenz insgesamt 15 Millionen Stunden zur Berechnung eingeräumt, dabei wurde auch die Rechenmaschine des Pittsburgh Supercomputing Centers genutzt, um die beste Strategie zu finden. Einige Probleme bei besonderen Pokerstrategien, wie das Limpen, sollten nachgebessert werden. Unter dem Teminus versteht man den Einsatz des Big Blinds, um sich den Flop, also die ersten drei Gemeinschaftskarten beim Texas Hold’em anzusehen. Außerdem hat man versucht, eine neue Strategie zu finden, auf die sich kein Gegenspieler einstellen kann, solange das System des Bots gleichbleibt.
Der Name Liberatus leitet sich von dem lateinischen Wort für „ausgewogen“ und „mächtig“ ab. Dabei nutzt der Bot eine einfache Methode um schnell die richtige Balance im Spiel zu finden: Hände, die sich als gut erwiesen haben, werden aussortiert, damit neue Strategien in zukünftigen Runden genutzt werden können.
Der Senior Direktor des Supercomputing Centers in Pittsburgh fasst daher die Herausforderung wie folgt zusammen:
Eine künstliche Intelligenz dafür zu nutzen, Entscheidungen in der echten Welt zu treffen, in der viele Details unbekannt sind und die Gegner regelmäßig ihre Strategien überarbeiten, ist deutlich schwieriger als Spiele mit perfekten Informationen zu lösen.“ Nick Nystrom , Senior Director Pittsburgh Supercomputing Center
Der Ablauf des Events
Es handelt sich hier um das zweite Poker-Event mit einer künstlichen Intelligenz. Dieses Mal werden die Poker-Profis paarweise gegen die Maschine antreten und doppelte Partien spielen. An zwei Tischen werden die gleichen Karten ausgegeben, das heißt es werden zwei Hände gleichzeitig gespielt. Die Entwickler haben hier vor allem die statistische Relevanz der Daten im Auge und hoffen, so neue Erkenntnisse zu gewinnen. Die Spiele finden täglich von 11 bis 19 Uhr im River Casino von Pittsburgh statt.
Ziele des Events – die künstliche Intelligenz soll besser werden
Im letzten Jahr trat bereits der Poker-Bot Claudio gegen vier Profis an. Damals war nach 80.000 Händen das Spiel für die Maschine beendet. Sie musste sich drei der vier Gegner geschlagen geben. In diesem Jahr soll das Ergebnis verbessert werden, damit die Messlatte für künstliche Intelligenzen höher gelegt werden kann. Das Problem liegt hier vor allem in der Komplexität des Heads-Up No-Limit Hold’em Pokers. Es erlaubt keine exakten Berechnungen, da man nicht alle Informationen zur Verfügung hat und Entscheidungen getroffen werden müssen, obwohl die wichtigsten Karten unbekannt sind. Außerdem muss man immer mit einem Bluff rechnen, einen eigenen aber auch für sich einsetzen. Im Vergangenen Jahr hat dies zu großen Problemen für den damaligen Bot Claudio geführt. Wie Libratus damit umgehen kann, wird sich ab dem 11. Januar dieses Jahres zeigen. Der Sieg der Maschine wäre eine große Sensation.
Wettkämpfe zwischen Mensch und Maschine als Zeichen der Weiterentwicklung
In der Vergangenheit sind des Öfteren Computer gegen Profis ihres Faches angetreten und Entwickler haben so die Leistung ihres Gerätes der Öffentlichkeit veranschaulicht. Eines der bekanntesten Ereignisse war als Deep Blue 1996 den amtierenden Schachweltmeister Garri Kasparow in einer Partie schlug. Im Jahr darauf konnte der Computer sogar einen ganzen Wettkampf aus sechs Partien unter Turnierbedingungen für sich entscheiden. Drei Spiele gewann Deep Blue, zwei wurden mit einem Remis beendet und eines hat die Maschine verloren.
Das Computerprogramm Watson von IBM trat 2011 in drei Folgen der Quizsendung “Jeopardy!” gegen zwei menschliche Gegner an, die zuvor Rekordsummen bei der Show gewonnen haben. Der Computer gewann auch hier mit einem Endstand von 77.147$. Im Vergleich kam die menschliche Konkurrenz dazu nur auf 24.000 beziehungsweise 21.600$.
Im Jahr 2016 konnte das Computerprogramm AlphaGo, welches ausschließlich für das Brettspiel Go entwickelt wurde, den stärksten Profispieler Lee Sedol schlagen. Insgesamt gab es fünf Spiele, wobei die Maschine vier Partien für sich entscheiden konnte.
Im Unterschied zu Poker handelte es sich bei diesen Ereignissen um Spiele mit perfekten Informationen. Bei Schach oder Go gibt es keine verdeckten Karten und es muss nicht mitbedacht werden, dass ein Gegner bluffen könnte. Die Entwickler sind sich der Schwierigkeiten eines Spiels mit nicht perfekten Informationen bewusst und fassen sie wie folgt zusammen:
Poker stellt eine deutlich größere Herausforderung als diese Spiele [Schach, Jeopardy! und Go] dar, da die Maschine extrem komplizierte Entscheidungen treffen muss, ohne über alle Informationen zu verfügen. Gleichzeitig muss sie mit Bluffs, Slowplays und anderen Tricks arbeiten, um für den menschlichen Spieler unlesbar zu bleiben.“ Noam Brown , Mitentwickler von Libratus