Doyle „Texas Dolly“ Brunson – Abschied einer Pokerlegende

Der „Godfather of Poker“ Doyle Brunson, Mitbegründer des weltweit größten Pokerturniers World Series of Poker (WSOP), hat im Alter von 84, nach über 60 Jahren als Profispieler, seinen Rücktritt aus dem Licht des großen Pokersports verkündet.

Zwei zusammengeschnittene Fotos des Pokerspielers Doyle Brunson 1976 und 2006

Die lebende Pokerlegende Doyle „Texas Dolly“ Brunson bei der WSOP 1976 und 2006 (Quelle: Wikipedia)

Es war der Abschied einer lebenden Legende: Im Finale des diesjährigen $10.000 NL 2-7 Lowball Draws – im Rahmen der zurzeit ausgetragenen WSOP 2018 in Las Vegas (29. Mai bis 14. Juli 2018) – belegte Doyle F. „Texas Dolly“ Brunson den sechsten Platz und gab seinen Rückzug aus der Pokerszene bekannt. Über 60 Jahre lang zählte Brunson zu den Stammspielern diverser internationaler Poker-Events.

Brunsons Teilnahme an der WSOP 2018 – natürlich wie immer mit Cowboy-Hut – kann als ein etwas nostalgisch-leidenschaftlicher letzter Abstecher auf die Weltbühne des Pokers betrachtet werden. Auf großen Live-Turnieren spielt der aus einem 100-Seelen-Dorf im texanischen Fisher County stammende Poker-Cowboy schon länger nicht mehr.

Nach dem Sommer will der zweifache Vater das Pokern dann auch endgültig lassen, um den Lebensabend gemeinsam mit seiner Frau Louise zu verbringen, mit der er seit 55 Jahren liiert ist – und die gesundheitlich angeschlagen sei, wie der Round-Table-Veteran in einem exklusiven Pokernews-Interview verrät.

„Ich plane Ende des Sommers aufzuhören und werde bei ihr bleiben, bis zum Ende ihres oder meines Lebens“ , sagt der zweifache Pokerweltmeister. Er gesteht darüber hinaus, dass ihm das stundenlange Sitzen inzwischen zu schaffen mache. Dennoch liebe er Poker und spiele immer noch täglich, am liebsten Deuce to Seven. Eine Lowball-Variante, bei der die schwächste Hand gewinnt. Eben jene Version, die er nun ein letztes Mal auf breiter Bühne spielte.

Der Größte aller Zeiten?

„Texas Dolly“ kann auf eine 60 Jahre lange Karriere an den Pokertischen der Welt zurückblicken. Über acht Jahre, von 1976 bis 1984, führte er die „All Time Money“-Liste der erfolgreichsten Pokerspieler der Welt an.

Foto eines Bracelets, einer Trophäe (Armband) für Turniersiege bei der WSOP

Ein Bracelet – die begehrte Trophäe für Turniersiege auf der WSOP – Brunson besitzt zehn. (Quelle: Wikipedia)

Neben seinen zwei Siegen bei den WSOP-Main Events 1976 und 1977 sowie einem $1 Mio.-Triumph im Legends of Poker-Main Event 2004 der World Poker Tour , hat Brunson insgesamt zehn Bracelets, zuletzt 2005, gewonnen. Die Trophäe wird für jeden Einzelsieg innerhalb des großen WSOP-Hauptturniers vergeben, welches alljährlich im Rio All-Suite Hotel and Casino im Glückspielmekka Las Vegas ausgetragen wird. Zusammen mit dem Kalifornier Phil Ivey und dem aus China stammenden US-Amerikaner Johnny Chan, teilt sich Doyle Brunson damit den zweiten Platz auf der WSOP-Weltrangliste, hinter Rekordhalter Phil Hellmuth.

Brunson hat zudem erfolgreich mehrere Fachbücher über das erstmals 1836 nachgewiesene Spiel veröffentlich. 1988 wurde der Senior – der im Übrigen auch für seinen umfangreichen, politisch nicht immer korrekten Twitter-Konsum berüchtigt ist – in die Poker-Hall of Fame aufgenommen.

Respektvolle Worte

In der Poker-Community genoss der Ausnahmespiele Brunson höchstes Ansehen, viele weltbekannte Profi-Spieler, Prominente und Fans äußerten sich respektvoll über den Abgang des Altmeisters. Der WSOP-Weltmeister 2008 Phil Ivey sagte:

„Er ist eine Ikone. Er ist einer der Besten […] vor allem, wenn du die Jahre betrachtest. Dieser Typ spielt seit sehr langer Zeit auf dem obersten Level und er gewinnt immer noch.“

Darüber hinaus äußerte sich auch der Sieger des diesjährigen $10.000 NL 2-7 Lowball Draws, Brian Rast:

„Er ist eine Ikone. Jeder kennt ihn. Ich bin traurig, nach dem Sommer nicht mehr gegen ihn spielen zu können. Ich mag es wirklich gegen ihn zu spielen und es ist nicht so, dass die Bobby’s Room-Gruppe groß ist, also wird er vermisst werden.“

Der Abschied von Doyle F. „Texas Dolly“ Brunson verdeutlicht die besondere Wertschätzung Brunsons als Individuum – Poker ist kein Team- sondern Einzelsport. Und Texas Dolly Brunson hat es geliebt. In diesem Sinne fordert Brunson seine Gegner noch ein letztes Mal heraus:

„Ich habe mit 22 Jahren angefangen und habe in den größten Spielen über 62 Jahren gespielt. Es wäre schwer für jemanden, diesen Rekord zu schlagen.“

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