Einheitliches Sperrsystem GAMSTOP kommt noch 2017
In Großbritannien wird noch in diesem Jahr ein neues System zur Selbstsperre installiert. Ab Dezember können sich suchtgefährdete Spieler damit einfacher vom Online Glücksspiel ausschließen. Ein einzelner elektronischer Antrag genügt, um bei allen bei der UK Gambling Commission (UKGC) lizensierten Anbieter gesperrt zu werden. Das System wurde in Zusammenarbeit mit dem Interessenverband der Industrie, der Remote Gambling Association (RGA), entwickelt.
Selbstsperren gehören seit Jahren zu den notwendigen Bedingungen für den Erhalt einer Lizenz zum Betrieb eines Online Casinos. Hierüber sollen die Kunden, sofern sie ihr problematisches Spielverhalten selbst erkennen, mehr Kontrolle erhalten. So können Spieler ihre Einzahlungen und Spielzeiten limitieren oder sich im Notfall vollständig ausschließen. Üblicherweise darf eine solche Sperre erst nach einigen Monaten durch den Betreiber aufgehoben werden.
Doch wie effektiv sind solche Maßnahmen im Zeitalter des Online Gamblings? Der Erfolg der Selbstsperre im Wettbüro um die Ecke hängt schließlich auch davon ab, wie weit das nächste entfernt ist. Sofern der Spieler nicht einfach zu seinem Smartphone greift und seine Tipps online abgibt. Spielsüchtige stehen vor einem ähnlichen Problem wie Alkoholiker: Ihr Stoff ist im Grunde immer und überall verfügbar. Wer sich bei seinem bevorzugten Online Buchmacher oder Casino sperren lässt, dem stehen danach Dutzende weitere, fast identische Angebote zur Verfügung.
Diesem Problem versucht man in Großbritannien mit dem „GAMSTOP“ getauften System zu begegnen. Entwickelt von der Industrie selbst (die BGC ist ein Verband der großen Glücksspielunternehmen) soll es ein mächtiges Werkzeug zum Spielerschutz werden. Die Branche reagiert damit auf Vorgaben des Gesetzgebers. Der „Gambling Act 2014“ unterwirft alle Lizenznehmer den Vorschriften der Glücksspielkommission UKGC . Diese Regulierungsbehörde verpflichtete die Unternehmen, den Kunden nicht nur den Ausschluss von ihren eigenen Internetseiten zu ermöglichen, sondern von „all online gambling“. Das überstieg natürlich die Möglichkeiten der einzelnen Firmen. Daher begann man innerhalb der RGA mit der Entwicklung eines einheitlichen Sperrsystems, das alle lizensierten Anbieter umfasst.
Nach drei Jahren Entwicklungszeit, die von Verhandlungen und Konsultationen in der Branche geprägt waren, steht das System kurz vor der Vollendung. Die RGA plant die Implementierung im Dezember dieses Jahres abzuschließen.
„Während die Marke (GAMSTOP, Anm. d. Red.) nun etabliert ist und die Prozessgestaltung weit vorangeschritten ist, liegt der Fokus der nächsten Monate auf technologischer Integration und Kommunikation. Wir sind daher zuversichtlich, Kunden, die diese Art von Hilfe wegen ihres Spielverhaltens benötigen, den Selbstausschluss mit wirklich nationaler Reichweite ermöglichen zu können.“ Fiona Palmer , Leiterin soziale Verantwortung bei der RGA
Regulierung nützt dem Spielerschutz
Die UK Gambling Commission hat bereits zahlreiche Projekte zur Stärkung des Verbraucherschutzes vorangebracht. Dazu gehören strengere Auflagen an die Verständlichkeit der allgemeinen Geschäftsbedingungen der Unternehmen sowie Werbeeinschränkungen. Die Behörde hat bereits mehrfach empfindliche Strafen bei Nichtbefolgung der Vorschriften verhängt.
Die Briten zeigen damit, dass nur ein regulativer staatlicher Rahmen für einen Ausgleich zwischen Kunden- und Unternehmensinteressen sorgen kann. Umso mehr sollte dieser neuerliche Vorstoß zum Schutz vor den Auswirkungen einer Spielsucht die Debatte um eine moderne deutsche Glücksspielgesetzgebung anregen. Die Maßnahmen im Vereinigten Königreich machen deutlich, dass Internetangebote durchaus reguliert und gesteuert werden können. Und zwar zum Vorteil der Kunden. Dies gelingt allerdings nur unter der Voraussetzung, dass man Online Glücksspiel durch Lizensierung der eigenen Gesetzgebung unterwirft. Dass Deutschland auch im Jahr 2017 solche Anstrengungen lediglich für den Bereich der Sportwetten plant, erscheint gerade im Licht der fortschrittlichen Gesetzgebung im Ausland erschreckend realitätsfern.