GambleAware investiert 1,2 Millionen Euro in Problemspiel-Klinik
Die britische Hilfsorganisation GambleAware plant jährlich 1,2 Millionen Euro in einen neuen klinischen Problemspiel-Service zu investieren. Der Behandlungsdienst soll durch den NHS (National Health Service) betrieben werden, außerdem stellt die Wohltätigkeitsorganisation GamCare ein Support-Team.
Ab April 2019 wird das klinische Behandlungszentrum, inklusive Onlinedienst, unter dem Namen NHL Northern Gambling Clinic (NGC) in Leeds die Pforten öffnen. Die Ankündigung erfolgte am vorletzten Tag der Responsible Gambling Week 2018 in London und wurde dort von mehreren führenden Glücksspielanbietern Großbritanniens befürwortet. Die Einrichtung steht im Vorbild einer Londoner NHL Problemspiel-Klinik, die bereits seit 2008 – ebenfalls in Kooperation mit GambleAware – erfolgreich betrieben wird.
Laut GambleAware-CEO Marc Etches sei es das Hauptziel des neuen Standorts den Menschen im Norden Englands, die mit Glücksspiel-Problemen zu kämpfen haben, „eine schnelle und effektive Behandlung“ zu bieten. Glücksspielgeschädigte sollen folglich „identifiziert, überprüft und unterstützt werden“, heißt es. Zu diesem Zweck werde außerdem die Londoner Wohltätigkeitsorganisation GamCare ein Support-Team bereitstellen. Die jährliche Summe von etwa 1,2 Mio. Euro sei in diesem Sinne wohl investiert, der Geschäftsführer erklärt:
„Die Partnerschaft zwischen uns, der NHS, GamCare und Leeds verfolgt einen integrativen Ansatz – von der Schulung und Unterstützung, über die Grundversorgung, bis hin zur Identifizierung und zur Behandlung in einem nahtlosen Pflegebereich, tragen wir, unterstützt durch den Stadtrat, gemeinsam die Verantwortung für das Fallmanagement.“
Darüber hinaus hat Etches bekannt gegeben, dass GambleAware aktuell Möglichkeiten prüft, gleichartige Etablissements auch an anderen Standorten in Großbritannien zu platzieren – wenn die gemeinnützigen Hilfsorganisationen zusammenarbeiten, sei dies möglich, so der CEO.
„Schulden und Familienzusammenbruch“
Etches Ambitionen werden aktuell vonseiten des NHS befürwortet. Matt Gaskell, Psychologe bei der NHS Foundation Trust und zudem zukünftiger klinischer Leiter des Standorts Leeds , initiiert laut eigenen Aussagen schon seit Jahren Kampagnen gegen Spielsucht – er verweist in dem Kontext daher auf die Notwendigkeit klinischer Einrichtungen sowie auf die dramatischen Auswirkungen von Glücksspielstörungen. Der Suchtberater erklärt in einem ausführlichen Statement:
„Spielsucht hat verheerende Auswirkungen auf das Leben von Einzelpersonen und das soziale Umfeld, vor allem auf die Angehörigen. Diejenigen, bei denen eine Spielstörung diagnostiziert wurde, benötigen Hilfe bei einer ganzen Reihe von Schwierigkeiten, einschließlich massiver psychischer Probleme. Spielsucht kann zu Schulden und zum Familienzusammenbruch führen. Auch zum Verlust von Arbeitsplätzen, bis hin zur Verzweiflung, zu Straftaten und zum Selbstmord.“
Dass Organisationen wie GambleAware angesichts dieser drastischen Auswirkungen und Gefahren ihr Engagement ausweiten, ist ebenso ehren- wie wünschenswert. Erst Anfang vergangenen Oktober hat GambleAware bekannt gegeben rund 1,7 Mio. Euro für eine Initiative zum Abbau von Spielschulden bereitzustellen. Geplant sind an dieser Stelle unter anderem Schulungsprogramme für Schuldnerberater im Kontext von Glücksspielsucht.
Zur Förderung des Spielerschutzes hat die Organisation zudem parallel die Etablierung eines Glücksspiel-Website-Blockers namens Gamban angekündigt. Auch den Patienten und deren Angehörigen der neuen NGC Leeds werde das Software-Tool kostenlos zur Verfügung gestellt, heißt es. Was den Jugendschutz anbelangt, soll das Programm zudem auch Eltern eine Reihe neuartiger Kontrollmöglichkeiten plus Schulungsmaterial bieten.
In Zeiten des Internets sei es für Eltern schwieriger geworden „eine Schutzrolle zu übernehmen“, betont in diesem Punkt Geschäftsführer Etches – womit er Recht haben dürfte. Wie sich die zukünftigen Innovationen der Organisation am britischen etablieren, bleibt wie immer abzuwarten.