Gauselmann: Qualitätsoffensive und mehr Sportwetten

Das deutsche Glücksspielunternehmen Gauselmann hat eine Qualitätsinitiative für die Automatenbranche ins Leben gerufen. Ende Januar traf man sich zu ersten Gesprächen. Merkur Sportwetten hat eine Beteiligung am Wettanbieter BetCenter übernommen.

Terminals im BetCenter Wettbüro

Merkur Sportwetten steigt mit einer 50%-Beteiligung beim belgischen Buchmacher BetCenter ein. (©BetCenter)

Erst vor wenigen Tagen berichteten wir über die europäische Sportwetten-Expansion des Glücksspielriesen Novomatic. Der ärgste Rivale der Österreicher, die deutsche Gauselmanngruppe, gibt nun ähnliche Pläne bekannt. Über das Subunternehmen Merkur Sportwetten beteiligt man sich zu 50% am belgischen Buchmacher BetCenter . Über den Kaufpreis und andere Konditionen wurde bislang nur wenig bekannt. Die Unternehmen sind bereits geschäftlich verbunden. BetCenter setzt in seinen Wettbüros in Belgien seit anderthalb Jahren die Merkur Cashpoint Produkte ein und hat in diesem Zeitraum ein Umsatzplus von 30% verzeichnet. Durch das finanzielle Engagement des deutschen Großunternehmens will BetCenter seine Wachstumspläne schneller umsetzen:

Dieses Joint Venture stärkt uns nicht nur durch den Zugriff auf die Erfahrung eines der führenden Sportwettenspezialisten Europas. Es sichert unsere Pläne für Wachstum und Akquisitionen ab. Seydi Tekin , CEO von BetCenter

Laut einer Stellungnahme aus dem Hause Gauselmann passe das Engagement perfekt in die internationale Geschäftsstrategie. Einige Mitarbeiter von Merkur Sportwetten werden in den Vorstand von BetCenter einziehen.

Qualitätsinitiative Systemspielhallen

Während das Unternehmen auf der einen Seite also expandiert, versucht es auf der anderen Seite Erreichtes zu bewahren. Denn die Branche der Automatenbetreiber in Deutschland steht unter Beschuss. Durch Mindestabstandsregelungen könnte eine Mehrzahl der Betriebe schließen müssen. Verlustobergrenzen machen die Automaten zudem weniger profitabel.

Nach Ansicht Gauselmanns ist es Zeit für eine Offensive: Mit dem Fokus auf Qualität will man dem steigenden regulatorischen Druck begegnen. Bereits am 26. Januar diesen Jahres trafen sich in Frankfurt Branchenvertreter zum Meinungsaustausch. Am Ende entstand daraus ein Zusammenschluss unter dem Namen „Qualitätsinitiative Systemspielhallen“. Doch zunächst ging es darum, die Reihen der Betreiber zu schließen.

Laut Paul Gauselmann gibt es in der Branche eine Tendenz zur Spaltung zwischen Klein- und Großbetrieben. Dies führe zu unnötiger Ablenkung von Herausforderungen, die alle Spielhallen betreffen. Unabhängig davon, ob man eine mehrfachkonzessionierte Systemspielhalle oder nur wenige Automaten betreibe gehe es darum, hohen qualitativen Ansprüchen zu genügen. Damit geht der Automatenkönig vor allem auf die Bedenken von Kleinunternehmen ein. Diese fühlen sich in der politischen Debatte um die Zukunft das Glücksspiels in Deutschland nicht hinreichend vertreten.

Qualität durch einheitliche Standards

Dass sich die Initiative dann ausgerechnet nach den großen Einrichtungen benannt hat, verwundert ein wenig. Wie ihre Vorbilder aus der Gastronomie setzen Systemspielhallen auf Einheitlichkeit in Ausstattung, Ausbildung und weiteren Standards. Zu dieser Art von Spielotheken gehören vor allem Filialen der großen Marken wie Merkur oder Admiral. Doch nicht nur sie sollen in Zukunft qualitativ aufgewertet werden, sondern die gesamte Branche. Gauselmann räumte ein, dass Systemspielhallen aufgrund der dahinterstehenden Unternehmensstruktur im Vorteil seien. Doch auch kleine Einrichtungen könnten den Sprung schaffen, sofern man sich anstrenge.

Inhaltlich geht es um bessere Aufklärung der Kunden über die Risiken des Spiels. Dafür soll jede Einrichtung über qualifiziertes Personal verfügen. Der Spielerschutz soll weiterhin über länderübergreifende Selbstsperren gewährleistet werden. Eine bundesweit einheitliche TÜV-Zertifizierung schließlich soll diese Qualitätsmerkmale bestätigen. Diese Massnahmen sollen zu „Selbstverständlichkeiten“ werden.

Wer es will und sich anstrengt, kann es schaffen – egal ob er einen kleinen oder großen Betrieb führt. Aber ganz klar muss auch sein, wer auf Dauer die Qualitätskriterien nicht erfüllt, muss sich aus der Branche verabschieden. Paul Gauselmann

Offen bleibt jedoch die Frage, wie insbesondere kleine Spielhallen diese durch löblichen Ideen umsetzen sollen. Ein Sperrsystem dieser Art würde vermutlich den Einsatz aufwendiger Elektronik zur Einlasskontrolle erforderlich machen. Auch Personalschulungen und Zertifizierungen sind mit Kosten verbunden. Die von Gauselmann angemahnte „Anstrengung“ dürfte schlicht finanzieller Natur sein. In diesem Sinne dürfte die Kluft zwischen den großen und kleinen Spielhallen entgegen aller Absichtserklärungen noch größer geworden sein.

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