Geolotterie sorgt für Verdruss bei Veranstalter
Die vor einem Jahr gestartete Geolotterie „Logeo“ in Baden-Württemberg wird den Erwartungen nicht gerecht. Mittlerweile macht der Veranstalter bei jeder Ziehung Verluste. Die als Lotto-Innovation gefeierte Spielvariante steht womöglich vor dem Aus.
Die Idee klang eigentlich nicht schlecht: Die Gewinner einer Logeo-Ziehung werden nicht nur selbst reicher, sie helfen auch ihren mitspielenden Nachbarn. Zusätzlich zu dem Hauptpreis von 100.000 € werden zusätzliche 20.000 € auf die Teilnehmer in unmittelbarer Nähe zum Gewinner ausgeschüttet – das ganze Spiel basiert auf den geografischen Koordinaten des Wohnortes der Spieler. An dieses Konzept knüpfte Lotto Baden-Württemberg beim Start von Logeo vor rund einem Jahr hohe Erwartungen. Schließlich galt zum Beispiel Geocaching, eine Art Schnitzeljagd auf Basis von Koordinaten, als beliebt bei der begehrten jungen Zielgruppe. Man hoffte ein „Nachbarschaftslotto“ zu etablieren, an dem die Kunden auch zugunsten ihrer Gemeinde teilnehmen würden.
Tatsächlich scheinen die Spieler von Logeo auch eher jüngeren Jahrgängen zu entstammen, dafür spricht zumindest der vergleichsweise hohe Onlineabsatz mit einem Anteil von 50 Prozent (im klassischen Lotto etwa zehn Prozent). Doch in Summe ist das Spiel schlicht nicht erfolgreich, es nehmen lediglich etwa 20.000 Personen teil. Bei einem Ticketpreis von 5 € entstehen so durchschnittlich Einnahmen von 100.000 € – ein Verlust von 20.000 € pro Woche.
Nun ist Anfang des Jahres mit dem ehemaligen Landtagsabgeordneten Georg Wacker ein neuer Lotto-Chef ins Amt gekommen. Für ihn ist klar:
So wie bisher kann es nicht weiterlaufen. Wir sehen sehr schnellen Handlungsbedarf. Georg Wacker , Chef von Lotto-Baden-Württemberg
Man habe das Spiel einer gründlichen Überprüfung unterzogen und verschiedene Handlungsoptionen erwogen. Von einem veränderten Spielprinzip bis zur Einstellung des Angebots. Eine Entscheidung soll der Aufsichtsrat Mitte April fällen. Denkbar wäre beispielsweise eine Abkehr von festen Gewinnen zugunsten von anteiligen Ausschüttungen, die sich aus den Einsätzen ergeben. Allerdings könnten dadurch Kunden verloren gehen, da die möglichen Gewinne sinken dürften. Keine einfache Situation also für die Verantwortlichen, zumal das Lottospiel als dringend renovierungsbedürftig betrachtet wird.
Innovation ist notwendig
So hatten auch andere Bundesländer über die Einführung von Geolotterien nachgedacht, diese Pläne dürften nach dem Beispiel aus Ba-Wü jedoch ad acta gelegt werden. Dennoch sollten sich die Produktentwickler der Lotteriegesellschaften nicht entmutigen lassen. Dass es auf dem Weg zur Erneuerung eines alten Produktes Fehlschläge gibt, ist an sich nicht überraschend. Es brauche „einen Mix aus Kontinuität und neuen Angeboten“ , sagt denn auch Georg Wacker.
Dass es einer Modernisierung der staatlichen Lotterieangebote bedarf, liegt auf der Hand. Während andere Glücksspielformen boomen, stagniert der Umsatz beim Dauerbrenner 6 aus 49 seit Jahren. Jüngere Generationen können mit dem Spiel, das für viele Ältere „einfach dazugehört“, nicht mehr viel anfangen. Sofern sie dem Spiel um Geld zugeneigt sind, entscheiden sie sich vermehrt für Sportwetten oder Casinospiele, die schnellere Unterhaltung versprechen als die wöchentliche Ziehung der Lottozahlen und in Teilen ähnlich hohe Jackpots aufweisen. Oder sie nehmen über das Internet weltweit an Lotterien teil, irgendwo findet schließlich immer eine Ziehung statt. Ob das deutsche Lotto da mithalten kann, darf bezweifelt werden. Aber versuchen sollte man es.