Geplante Merkur Spielbank in der Kritik
Eine Selbsthilfegruppe ehemals Spielsüchtiger warnt vor Casino-Tricks und einer weiteren Schuldenfalle in Halle (Saale). Die Betreiberfirma Merkur bezieht Stellung und verteidigt ihr Geschäftsmodell.
Nach Magdeburg und Günthersdorf, wird im August, im Kongress- und Kulturzentrum Halle (kurz: K&K), Sachsen-Anhalts dritte Merkur-Spielbank ihre Pforten öffnen. Da Merkur nur über zwei Lizenzen für klassisches Casino-Spiel verfügt, dahingegen aber über vier Lizenzen für Spielbanken mit Automatenspiel, wird in Halle ausschließlich auf Automaten gesetzt. Für das Konzept steht das Unternehmen der Gauselmann-Gruppe jetzt in der Kritik, wie die Mitteldeutsche Zeitung (MZ) berichtet:
Wir sehen die große Gefahr, dass sich mit der Spielbank wieder ein problematischer Ort entwickelt. Halle hat schon so viele Spielhallen. Stefan Börner, Vorsitzender der „Selbsthilfegruppe Glücksspielsucht“
Dieter Kuhlmann, Vorstand von Spielbetriebe bei Merkur, hatte bereits Mitte Februar in der MZ bekundet: „Wir starten mit 85 Geräten und haben die Möglichkeit, bis auf 120 Geräte zu erweitern“ . Geplant sind, zum Beispiel, 3D-Spiel-Automaten sowie elektronische Black Jack- und Roulette-Varianten – also mit lediglich virtuellen Karten und Würfeln, ohne Croupiers. In dieser Automatisierung sieht Börner, der mit seiner Gruppe Präventivarbeit gegen Automatensucht leistet, ein schlummerndes Gefahrenpotenzial: „Bei Croupiers ist das Manipulations-Risiko geringer als bei Automaten. Und beim Automaten läuft das Geld wegen schnellerer Spielrunden viel schneller durch“ , so Börner, aus eigener Erfahrung.
Kritik am Geschäftsmodell
Dass sich die Spielbank stark von herkömmlichen Spielhallen unterscheiden wird – so wie es David Schnabel, Geschäftsführer bei Merkur Spielbanken, im Februar reklamierte – zum Beispiel, durch höhere Einsätze und damit auch höhere Gewinne, hält Börner für fraglich. Natürlich wolle ein Geschäftsführer Gewinn erzielen, diesen würden Glücksspielsüchtige gewährleisten, heißt es dazu. Gerade weil die Einsätze in einer Spielbank höher seien, als in einer Spielhalle, so Börner weiter, erhöhe sich auch das Risiko, viel Geld zu verlieren. Dass David Schnabel bei Merkur parallel als Geschäftsführer wie auch als Beauftragter für Glücksspielsucht-Prävention fungiert, ist dem genesenen Ex-Zocker ein zusätzlicher Dorn im Auge.
Weiterführend sieht Börner kein außergewöhnliches Spielbank-Konzept darin, dass die, in Gold- und Orangefarben geplanten, Räumlichkeiten des K&K, mit verglasten Raucherzonen wie auch mit Bars für Drinks und Snacks aufwarten werden. Im Gegenteil, spricht Börner hier von klassischen Tricks der Casinobetreiber. Die Spieler, so heißt es, sollen sich Wohlfühlen und zu einem möglichst langen Aufenthalt vor dem Automaten verführt werden. Zuletzt leiste auch das Zahlungssystem seinen manipulativen Beitrag. Hierbei handelt es sich um ein automatisiertes, münzloses Ein- und Auszahlungssystem, bei dem der Spieler ein Ticket, ähnlich eines Guthaben-Bons, gegen Geldscheinen erhält. „Man hat kein echtes Geld in der Hand, nur das Ticket. Da ist kein Bezug zum Geld da und man geht fahrlässig damit um“ , erklärt Börner die Strategie, die offiziell als Präventivmaßnahme zum Schutz vor Überfällen propagiert wird.
Merkur verteidigt Casino-Pläne
Für die Casino-Betreiber sind Börners Vorwürfe Grund genug, zur öffentlichen Stellungnahme. Merkur-Pressesprecher Mario Hoffmeister, stuft die Kritik als nicht gerechtfertigt und spricht von einer „Ehrverletzung der vielen tausend Besucher” , die Börner hier indirekt „willenlos“ und „schwach“ nenne.
Die Spielgäste die zu uns kommen, werden nicht mit fadenscheinigen Tricks angelockt und in der Spielbank gehalten. Die Spielbanken bieten neben den Spielangeboten ganz bewusst ein vielfältiges Unterhaltungs- sowie gastronomische Angebote, die die Gäste auch ohne Spielteilnahme nutzen können. Mario Hoffmeister , Pressesprecher Merkur
Er bezieht sich dabei auf die Gesetzeslage: „Richtig ist, dass die Einsatz- und Gewinnmöglichkeiten in Spielbanken nicht den gleichen Vorgaben unterliegen, wie sie für Spielhallen gelten.“ Letztlich äußerte sich Hoffmeister auch zu dem durch Börner angeprangerten Zahlungssystem, wobei es um eine „Optimierung der Arbeitsprozesse“ ginge. Geschäftsführer David Schnabel, nahm der Sprecher in Schutz: Der Zentralbereich Prävention der Gauselmann Gruppe, sei unter Schnabel komplett neu ausgestaltet worden, so Hoffmeister. Gerade weil die Präventionsarbeit bei Merkur eine so wichtige Stellung einnehme, habe man sie auch dementsprechend auch auf höchster Ebene verankert.