Integrität im eSport: Partnerschaft zwischen Genius Sports und FACEIT
Elektronische Wettkämpfe ziehen nicht nur die Zuschauer in ihren Bann, sondern wecken auch Begehrlichkeiten aufseiten von Wettbetrügern. Der eSport Veranstalter FACEIT arbeitet daher in Zukunft mit den Datenexperten von Genius Sports zusammen. Durch ein speziell für den Taktikshooter „Counter-Strike: Global Offensive“ entwickeltes Monitoring-System sollen ungewöhnliche Wettmuster in Echtzeit erkannt werden. Die Branche gilt als besonders anfällig für Manipulationen.
Während sich die Allgemeinheit noch nicht sicher ist, ob Computerspiele überhaupt als Sportart gelten können, wächst der Sektor mit unverminderter Geschwindigkeit. Auf Streamingplattformen wie Twitch.tv verfolgen Millionen Zuschauer die Wettkämpfe der Profis. Es wird nicht mehr nur online gespielt, die Finalrunden finden heute in ausverkauften Stadien statt. Bei den größten Veranstaltungen geht es um Preisgelder in Millionenhöhe.
Doch vor allem die parallel entstandene Wettszene stellt Veranstalter wie FACEIT vor Herausforderungen. Denn eSport Wettbewerbe sind mindestens so manipulationsanfällig wie klassische Sportveranstaltungen. Und die Erfahrung aus dem realen Spitzensport lehrt: Fehlende Integrität führt zu nachlassendem Interesse bei den Zuschauern – man denke hier nur an die „Apotheker-Rundfahrt“, die früher noch als „Tour de France“ bekannt war. Die eSport-Euphorie könnte also ein jähes Ende finden, wenn das Vertrauen in die Ehrlichkeit der Teilnehmer beschädigt würde. Insbesondere die Sponsoren legen hohen Wert auf ihr Werbeumfeld und das Image der in ihrem Namen auftretenden Teams.
Die Firma FACEIT betreibt mit der „eSports Championship Series“ (ECS) eine der größten Turnierserien für das hochkompetitive Computerspiel CS:GO. Gründer und Geschäftsführer Michele Attisani beschreibt die Gründe für die Zusammenarbeit mit Genius Sports:
Integrität war stets einer unserer Kernwerte für FACEIT und die ECS. Wir sind uns der Herausforderungen, die mit dem Wachstum der Industrie verbunden sind, sehr bewusst. Für uns ist dies der nächste logische Schritt, um unsere Fans und Anteilseigner zu schützen. Genius Sports genießt das Vertrauen aller großen Sportligen und verfügt über unvergleichlich viel Erfahrung.“ Michele Attisani , Gründer von FACEIT
Die Datenanalysten von Genius Sports haben ein „eSports Bet Monitoring System“ entwickelt. Mit diesem soll der globale Markt (inklusive des unregulierten Marktes des Skinbettings ) von eSportwetten überwacht werden. Unregelmäßigkeiten, also beispielsweise schwache Leistung eines starken Teams bei auffallend hohem Wettvolumen, sollen so in Echtzeit einen Alarm auslösen. Dadurch sollen die Veranstalter Informationen über mögliche Manipulationen gewinnen und entsprechend ermitteln können.
Die Hauptgefahren für die Integrität des eSport
Die eSportszene unterscheidet sich (noch) in vielerlei Hinsicht vom etablierten Sport. Viele Unternehmen und Wettbewerbe sind von Gamern für Gamer gegründet worden. Der Markt wird daher von einer Vielzahl unterschiedlicher Akteure gestaltet. Das sind zum einen die Spielehersteller, Ligaveranstalter, Sponsoren und zum anderen die Streamingplattformen, Rechteverwerter und nicht zuletzt die Communities – die Gemeinschaften, die sich für ein bestimmtes Spiel begeistern und überhaupt den Grundstein für Wettbewerbe legen.
An einheitlichen Kontrollinstanzen oder gar Regulierungsstellen wie im traditionellen Sport fehlt es weitgehend. Es gibt jedoch erste Bestrebungen in diese Richtung, wie die „World Esports Association“ oder die 2015 gegründete „eSports Integrity Coalition“ ( ESIC ). Letzterer Verband beschäftigt sich insbesondere mit den Gefahren durch wettbezogenen Betrug – doch längst nicht alle Beteiligten sind bislang beigetreten.
In einem Report vom Februar 2016 fasste die ESIC die vielfältigen Schwierigkeiten des elektronischen Sports zusammen. Darunter sind zum einen Wettbewerbsverzerrungen durch die Verwendung von Cheats sowie Hackerangriffe auf den Gegner bei Onlinespielen. Beide Phänomene lassen sich bisweilen nur schwer nachweisen. Doch auch klassische Sportprobleme treten bei Computerspielen auf: So gab 2016 ein Spieler des CS:GO-Teams von Cloud9 freimütig zu, dass er und seine Mitspieler auf Amphetamine zur Konzentrationsförderung zurückgegriffen hätten. Der wachsende eSport-Sektor hat also noch einige Herausforderungen zu meistern. Die Zusammenarbeit von FACEIT mit Genius Sports ist ein erster Schritt.