Ivey-Borgata-Streit beendet

Der seit 2012 andauernde Rechtsstreit zwischen dem zehnfache WSOP-Bracelet-Sieger Phil Ivey (43) und dem Borgata Casino in Atlantic City ist beendet. Wie die Nachrichtenseite Pokernews berichtet haben sich die Pokerlegende und die Spielstätte auf einen Deal geeinigt. Hintergrund war die Forderung einer Gewinnrückzahlung von mindestens 10,16 Mio. US-Dollar aufgrund schweren Betrugsverdachts beim Baccarat.

Spielkarten und Spielchips auf einem Baccarat-Tisch.

Der Pokerprofi Phil Ivey ist schon mehrfach wegen Edge Sorting-Betrug aufgefallen. ©MacauPhotoAgency/Unsplash

Saga um Edge Sorting-Betrug

Laut einem Gerichtsantrag, eingereicht beim U.S. Court of Appeals for the Third Circuit, haben Pokerstar Phil Ivey und das Borgata Casino eine endgültige Einigung in Bezug auf ihren jahrzehntelangen Rechtsstreit erzielt. Man habe sich laut Medienberichten auf einen Deal festgelegt, dessen Höhe bisher nicht bekannt ist . Klar ist, dass mit dem Antrag eine regelrechte Saga an juristischen Verfahren endet.

Ivey wurde von dem Casino des millionenschweren Betrugs beschuldigt. 2012 hatte das Borgata Ivey für insgesamt vier Baccarat-Spiele nach Atlantic City eingeladen. Allerdings knüpfte der heute 43-jährige Pokerprofi sein Erscheinen im Vorfeld an eine Reihe außergewöhnlicher Forderungen . Eine mechanische Mischmaschine sollte eingesetzt werden, zudem bestand Ivey darauf die Spielkarten-Marke festzulegen.

Darüber hinaus sollte der Croupier Mandarin sprechen können. Ivey erschien schließlich in Begleitung seiner Partnerin Cheung Yin „Kelly“ Sun . Diese saß seither wegen Betrugs in Millionenhöhe mit auf Iveys Anklagebank. Das Pärchen manipulierte die Spielserien zu ihren Gunsten. Konkret ging es um die Anwendung der sogenannten Edge Sorting-Methode.

Was ist Edge Sorting?

Beim Edge Sorting handelt es sich um ein verbotenes Verfahren, das minimale Unterschiede auf den Kartenrückseiten und Längsseiten nutzt, um sich Spielvorteile zu verschaffen. Iveys Freundin Yin Sun, die inzwischen quasi als Königin des Edge Sortings gilt , war dazu in der Lage, die minimalen Differenzen, zum Beispiel besondere Eigentümlichkeiten auf den Kartenlängsseite zu erkennen.

Auf Mandarin wies sie den Croupier kontinuierlich dazu an, hochwertige Spielkarten aufzudecken. Die Längsseiten der Karten konnten somit ihre Position beibehalten . Die weniger wertvollen Karten wurden hingegen seitwärts aufgedeckt. Aufgrund der Mischmaschine blieb die Kartenabfolge für den Rest des Spiels stets gleich. Wie genau die Informationsübertragung zwischen Ivey und seiner Freundin im Detail zustande kam, ist bis heute ungeklärt.

Edge Sorting verschaffte Ivey und Sun, die die Spielkarten durch das Konzept nie berührten, einen mathematischen Vorteil von 6,8 Prozent gegenüber dem Casino . Unter normalen Umständen hat das Casino im Spiel etwa 1,0 Prozent Vorsprung. Das Casino ließ die beiden während des Spiels bis zu 100.000 $ pro Blatt setzen.

Betrugsfall gilt als gesichert

Im Jahr 2016 fällte das US-Bezirksgericht New Jersey ein Urteil gegen Ivey und Sun über eine Gewinnrückzahlung von mehr als 10 Mio. US-Dollar . Im September 2018 wurde der Sachverhalt des Betrugs und die Höhe der Summe erneut bestätigt. Auch wenn Ivey die genauen Werte der Karten nicht wusste, sei ihm durch Edge Sorting eine verbesserte Einschätzung der Kartenrelevanz ermöglicht worden.

Ivey hatte zwei Mal Revision gegen das Urteil eingelegt, die Rückzahlung ließ er zuletzt immer wieder aufschieben. In diesem Kontext hatte Ivey mehrfach erklärt, dass die geforderte Summe nicht zu erbringen sei , ohne dabei selbst erheblichen beruflichen Schaden davonzutragen. Parallel dazu feierte Ivey sein internationales Comeback auf großem Fuß und spielte auf der WSOP 2018 ein $1.000.000 Big Drop Turnier.

Juristischer Marathon um Ivey

2019 nahm der Ivey-Borgata-Fall neue Wendungen. Im Februar erteilte das US-Bundesgericht New Jersey eine Genehmigung, Iveys Vermögenswerte in Nevada zu beschlagnahmen . Der Anordnung ging eine Status-Konferenz im Januar voraus, ebenso eine Vorladung Phil Iveys, die für den 30. Januar 2019 angesetzt wurde. Hier sollten Iveys Geldschulden an das Borgata offiziell hinterlegt werden.

Der Pokerstar soll zu den damit verbundenen Gerichtsterminen jedoch gar nicht erschienen sein. Dies hatte zur Folge, dass Iveys WSOP 2019-Gewinne in Höhe von 124.410 US-Dollar beschlagnahmt wurden, um sie an das Borgata abzuführen. Die beiden Pokerspieler Daniel Cates und Illya Trincher hatten dagegen Einspruch in Nevada erhoben und behauptet, Ivey bei der $50.000 Poker Players Championship gestaket zu haben.

Die Anwälte von Ivey verwiesen folglich auf einen Chat-Verlauf vom 24. Juni 2019, der bestätigte, dass Cates und Trincher tatsächlich das volle Buy-in für Ivey übernommen hatten, so wie es der Staking-Deal vorsah. Mit dem nun erfolgten Deal dürfte der Marathon an juristischen Wendungen und Debatten ein endgültiges Ende finde, mit dem beide Seiten zufrieden sind.

Zur Vita von Phil Ivey

Der gebürtige Kalifornier Phil „No Home Jerome“ Ivey gilt als einer der besten und bekanntesten Pokerprofis der Welt. Neben seinen zehn WSOP-Bracelets (2000, 2002, 2005, 2009, 2010, 2013, 2014) gewann Ivey außerdem die World of Poker-Tour 2008. Längst wurde er in Poker-Hall of Fame aufgenommen und gilt offiziell als einer der 50 besten Pokerspieler der Geschichte.

Trotz seiner gigantischen Erfolge sorgte Ivey schon mehrfach für Betrugsskandale. Neben dem Streit mit dem Borgata stand der Pokerspieler bereits im Oktober 2017 wegen Falschspiels im Londoner Edelklub Crockford am Pranger. Auch hier wurde ihm Edge Sorting vorgeworfen, womit er umgerechnet über 9 Mio. Euro abkassierte. Der Prozess zog sich über fünf Jahren, am Ende verlor Ivey und musste die Summe zurückzahlen.

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