Kauft BoyleSports William Hill UK?
Knapp zwei Monate nach der Übernahme von William Hill durch Caesars Entertainment steht das britische Wettgeschäft des Londoner Traditionsbuchmachers zum Verkauf. Einer der heißesten Anwerber ist derweil das irische Glücksspielunternehmen BoyleSports. Doch auch der US-Gigant Apollo Global Management und die Shaked-Familie – die Gründungsaktionäre von 888 Holdings – sollen ihr Interesse bekundet haben. Wer macht am Ende das Rennen?
William Hill UK ist 1,5 Milliarden schwer
Die Fusion zwischen William Hill und Caesars Entertainment ist abgewickelt – nun bietet Inhaber Caesars William Hill UK zum Verkauf an, da sich das kombinierte Unternehmen vorwiegend auf den wachsenden US-Markt konzentrieren will. Das britische Wettgeschäft von William Hill, bestehend aus über 1.400 Filialen, ist Schätzungen zufolge etwa 1,5 Milliarden Pfund (~ 1,7 Milliarden Euro) wert.
Interesse hat nun der irische Sportwettanbieter BoyleSports bekundet, der vor einem Jahr bereits 33 Filialen in Nordirland übernommen hat. Ein konkretes Angebot liegt bisher noch nicht vor, dennoch sei die Veräußerung des Einzelhandelsportfolios von William Hill UK eine seltene Gelegenheit, die eigene Marktpräsenz erheblich zu erweitern. BoyleSports besitzt derzeit nur 21 Filialen in Großbritannien – Hill sei hingegen Marktführer im Einzelhandel.
Man wolle, so BoyleSports, jede sinnvolle Gelegenheit nutzen, um die eigene Marktposition zu verbessern. Mit Sicherheit sei man daher an einer Übernahme interessiert. Ziel sei es, ein erstklassiges, sicheres und unterhaltsames Wettangebot sowohl im Einzelhandel als auch im Internet aufzubauen. Nach der Eröffnung von 45 Filialen in Großbritannien und Irland sowie der Etablierung von Online Sportwetten sei man bereit für eine weitere Expansion.
BoyleSports könnte nun in eine Bieterschlacht um William Hill UK geraten, denn auch der US-Investmentgigant Apollo Global Management befindet sich im Rennen um die Übernahme. Zudem hat die Shaked-Familie – die Gründungsaktionäre von 888 Holdings – ihr Interesse bekundet. Dasselbe gilt für Fred Done von BetFred. Diese Konkurrenz ist zweifellos zahlungsstärker als das vergleichsweise kleine, aber dafür schuldenfreie Unternehmen BoyleSports. Laut Daily Telegraph sei es allerdings auch möglich, dass nicht alle der 1.400 Wettbüros an einen einzigen Käufer gehen. Die Entwicklungen bleiben an dieser Stelle abzuwarten.
William Hill U.S. auf Erfolgskurs
Laut Caesars-CEO Tom Reeg ließe sich das Kapital aus dem Verkauf in anderweitige Geschäfte investieren , die weitaus höhere Renditen einbringen würden als der britische Einzelhandel. Ein Unternehmen müsse wissen, wo seine Stärken liegen, so das Kredo des Geschäftsführers, der das Wettgeschäft außerhalb der USA damit hinter sich lassen möchte. Das kombinierte Unternehmen aus William Hill und Caesars werde sich vorwiegend auf den US-Markt konzentrieren.
Caesars und Hill sind schon länger am US-Markt vereint: Im Juli 2019 hatte Hill einen Sportwett-Deal mit Eldorado , dem heutigen Eigentümer von Caesars besiegelt. Hills Tochtergesellschaft William Hill U.S. fusionierte bei der Transaktion zwischen Caesars und Eldorado automatisch mit, weil Caesars bereits 20 Prozent Aktienanteile an William Hill U.S. besaß.
Fortan vertiefte sich die Kooperation der beiden Firmen – schnell war von einem Joint Venture oder einer Übernahme die Rede. Für die Fusion sprach von Anfang an die enorme Marktstärke, die sich aus der Zusammenarbeit ergibt. Laut Jared Shojaian, Analyst bei Wolfe Research , sind die gemeinsamen US-Operationen von Caesars und Hill rund 7 Mrd. US-Dollar wert. Diese Zahl hatte auch die Shareholder von Hill überzeugt.
Tatsächlich befindet sich William Hill dank der Übernahme von Caesars in den USA auf Erfolgskurs und gilt als umsatzstärkster europäischer Buchmacher seit der PASPA-Aufhebung im Mai 2018. Hill besitzt Übersee inzwischen mehr als 170 Einzelhandelsstandorte in 13 US-Staaten. Parallel profitiert Caesars vom Knowhow des Buchmachers im Bereich der Online Sportwetten. Die Expertise von William Hill im digitalen Glücksspiel sei, so Caesars, von entscheidender Bedeutung. Alle übrigen Vermögenswerte des Buchmachers, die für das US-Geschäft nicht relevant sind, würden daher zeitnah verkauft.
Megafusion zwischen Caesars und Hill
Im Oktober 2020 war der US-Glücksspielkonzern Caesars Entertainment erfolgreich aus einer ersten Bieterschlacht um William Hill (gegen Apollo) hervorgegangen. Kurze Zeit später wurde die Übernahme des Londoner Traditionsbuchmachers bestätigt und eine Transaktion im Wert von umgerechnet 3,35 Milliarden Euro vollzogen. Caesars kaufte die 1,08 Milliarden Aktien von Hill für 2,72 Pfund pro Stück und wurde damit neuer Eigentümer des Wettanbieters.
Bestehende William Hill-Aktionäre hatten ihre Aktien bis zum 06. Mai ausbezahlt bekommen, während bei der Financial Conduct Authority und der Londoner Börse Anträge auf De-Listing der William Hill-Aktien gestellt wurden. Nach Abschluss der Transaktion haben die William Hill-Direktoren Roger Devlin, Mark Brooker, Jane Hanson, Robin Terrell, Lynne Weedall und Gordon Wilson ihren Rücktritt eingereicht und sind aus dem Vorstand ausgeschieden.
Der Deal wurde infolge einer Überprüfung durch etwaige Marktaufsichtsbehörden abgeschlossen. Da sich aus der Fusion eine enorme Marktstärke ergibt, befürchteten die Instanzen eine Wettbewerbsverzerrung . Letztlich hatten der High Court of Justice in England und Wales die Freigabe zur Megafusion erteilt. Tom Reeg zeigte sich begeistert und sprach von der einmaligen Chance, zwei der größten Glücksspielmarken der Welt unter einem Dach zu vereinen.