Massenstreik in Las Vegas angekündigt
Zigtausende Casino- und Hotelangestellte der Glücksspielmetropole Nevadas wollen ab Juni ihre Arbeit niederlegen, um so für den Erhalt von über 50.000 Stellen zu kämpfen. Ein flächendeckender Stillstand hätte für Las Vegas Verluste in Millionenhöhe zur Folge.
Hintergrund für die Ankündigung des Streiks ist ein bisher ergebnisloser Clinch zwischen Gewerkschaften und Casinobetreibern. Neben Lohnerhöhungen geht es bei den Verhandlungen um den Erhalt von Arbeitsstellen: Die Verträge von über 50.000 gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmern aus mehr als dreißig Resorts sollen am 31. Mai um Mitternacht auslaufen, sofern eine Einigung ausbleibt.
Der geplante Stellenabbau fußt auf der zunehmenden Rationalisierung des Dienstleistungssektors: Die Arbeit in den Bars, Casino- und Hotelkomplexen wird immer öfter von Maschinen erledigt.
Ein Streik ist ein letzter Ausweg. Wir wollen zu einer Einigung kommen, aber die Gewerkschaft und die Arbeiter bereiten sich auf einen stadtweiten Streik vor, wenn die Verträge nicht bis zum 1. Juni abgeschlossen sind. Geoconda Argüello-Kline , Schatzmeistern der Culinary Workers Union (CWU)
Allein 25.000 der betroffenen Angestellten sind Mitglieder der CWU. Am letzten Dienstag (22.05) hatten sich 99% für eine Arbeitsniederlegung ausgesprochen. Die Gewerkschaft setzt sich seit Jahren für den Abbau der zunehmenden Automatisierung in Las Vegas ein. Jährlich strömen mehr als 40 Millionen Touristen in die Glitzermetropole Nevadas. Gerade im Sommer sind die Casino-Hotelanlagen zu über 90% ausgelastet. Ein flächendeckender Massenstreik würde Las Vegas nicht nur Verluste in Millionenhöhe bescheren, sondern auch den Bundesstaat Nevada in einen Ausnahmezustand versetzen.
Bereits jetzt schon versammeln sich täglich Tausende Angestellte im ‚Thomas and Mack Center‘ an der Universität von Nevada, Las Vegas, um zu demonstrieren: “Hey, Caesars, look around, Vegas is a union town” und “No contract, no peace” rufen sie ihren Arbeitgebern geschlossen entgegen.
Ist WSOP vom Streik betroffen?
Mehr als die Hälfte der womöglich bestreikten Objekte wird durch die milliardenschwere Aktiengesellschaft MGM Resorts International und den ‚World Series of Poker‘-Veranstalter Caesars Entertainment betrieben.
Die World Series of Poker (WSOP) zählt den größten Pokerveranstaltungen der Welt. Die WSOP beginnt dieses Jahr am 29. Mai und zieht sich bis in den Juli, wo das Event durch das legendäre ‚$1.000.000 Big One for One Drop‘-Turnier abgeschlossen werden soll.
Neben tausenden Spielern zieht das Großereignis regelmäßig auch zahlreiche Fans, Schaulustige und Reporter in das Glücksspielmekka der USA. Sämtliche involvierten Veranstalter wurden indessen über den drohenden Streik informiert. Nach eigenen Angaben könne man den Betrieb auch im Angesicht eines Massenstreiks aufrechterhalten.
Um einen reibungslosen Ablauf des Turniers zu garantieren, sollen demnach Angestellte aus den Casino-Hotel-Resorts anderer US-Bundesstaaten abgezogen und in Las Vegas eingesetzt werden. Außerdem sollen diverse Casinomanager übergangsweise in andere Positionen abkommandiert werden.
Exorbitante Verluste
Wie schwerwiegend sich ein Massenstreik von vermeintlich 50.000 Angestellten auf Las Vegas Glücksspielwelt auswirken kann, zeigt ein Rückblick in die Geschichte : Als die Arbeitnehmer der US-Casinohauptstadt im Jahr 1984 ihre Arbeit niederlegten, dauerte der Streik über 67 Tage und kostete die Stadt – das Glücksspielgeschäft ausgeschlossen – täglich über eine Million US-Dollar.
Die Verluste könnten heute weitaus höher liegen, denn Las Vegas bewirtschaftet inzwischen rund 90.000 Hotelzimmer und 29 Millionen Besucher im Jahr mehr. Im Jahr 2017 waren es 42,2 Millionen Gäste.
Michael McCall, Professor für Gastgewerbe an der Michigan-State-University, geht davon aus, dass ein Streik viele Touristen abschrecken würde. Dies bewahrheitete sich 1984 jedoch nicht. 12,8 Millionen Menschen hatten die Wüstenstadt dennoch bereist – wohl auch dank einer bundesweiten Werbekampagne, welche sich die Betreiber damals 158.000 US-Dollar hatten kosten lassen.
Auch in diesem Sommer geht man daher nicht von einem Rücklauf des touristischen Andrangs aus. Experten warnen allerdings vor einer Kostenabwälzung auf die Besucher der Stadt.