Neuseeland: Wiederbelebung des Rennsports
Die Regierung Neuseelands hat Pläne zur Belebung der Rennsportindustrie bekannt gegeben. Erstmals soll in diesem Kontext eine Verbrauchssteuer für Offshore-Buchmacher erhoben werden. Neuseeland befindet sich derweil in einer Umstrukturierungsphase und versucht so die Haushaltskasse zu füllen.
Pferderennsektor im Niedergang
Die neuseeländische Regierung hat eine Reihe von Maßnahmen angekündigt, um den Rennsportsektor des Landes zu „revitalisieren“. Der stellvertretende Premierminister des Landes und Leiter des Ministeriums für Rennsport, Winston Peters, plant zu diesem Zweck die Einführung von zwei Gesetzen , die in Kooperation mit dem australisches Rennsportexperte John Messara erarbeitet wurden. Bereits im Vorfeld hatte Messara einen besorgniserregenden Bericht zum Zustand des neuseeländischen Rennsportsektors bei der Regierung eingereicht.
Der Bericht wurde von den Behörden entsprechend ernst genommen und bestätigt: „Die neuseeländische Rennsportbranche befindet sich in einem ernsthaften Niedergang“, so das aktuelle Kredo von Seiten Winston Peters. Am massivsten ist demzufolge der Sektor für Pferderennen betroffen, der Minister hierzu im Wortlaut:
“Die Koalitionsregierung unterstützt die allgemeine Absicht des Messara-Berichts und setzt sich für eine Reform des Sektors ein. Wir wissen, dass wir das Gras, die Renntiere und die Menschen haben, die der Industrie helfen könne, um ihr höchstes Potenzial zu erreichen.”
Neue Wettaufsichtsbehörde geplant
Der geplante Gesetzentwurf sieht erstens vor, die Dachgesellschaft New Zealand Racing Board (NZRB) vorrübergehend durch die Racing Industry Transitional Authority (RITA) zu ersetzen – der Aufsichtsbehörde obliegt in der Region die Entwicklung einer neuen Verwaltungsstruktur, welche den Rennsportsektor ohnehin miteinschließt. „RITA wird ein gesetzliches Mandat erhalten, das das Änderungsmanagement sowie die derzeit üblichen Funktionen und Befugnisse der NZRB umfasst“, so Winston Peters laut aktuellen Medienberichten .
Langfristig soll die NZRB allerdings nicht von RITA, sondern vollständig durch die Wagering New Zealand (WNZ) ersetzt werden. Hierbei handelt es sich um eine gänzlich neue Einrichtung, welche die Regierung zur Überwachung aller Wettgeschäfte innerhalb des Landes zu eröffnen plant. Eine Unterabteilung der neuen Instanz soll an dieser Stelle die Racing New Zealand (RNZ) bilden, dieser sollen künftig sowohl die Rennregeln des Landes als auch sämtliche Fragen rund um das Thema Integrität obliegen.
Besteuerung ausländischer Buchmacher
Um bereits in absehbarer Zeit eine Verbesserung der Finanzen der neuseeländischen Rennsportbranche herbeizuführen, sieht das Gesetz an zweiter Stelle die Einführung einer Reihe neuer Steuersätze vor: Zum ersten Mal in der Geschichte Neuseelands soll demnach eine Verbrauchssteuer von 2 Prozent auf die Sportwetten von Offshore-Buchmachern etabliert werden. Im Fokus stehen dabei folglich Onlinebetreiber aus dem neuseeländischen Inselumland.
Das 2003 erlassene neuseeländische Renngesetz soll dahingehend geändert werden, dass die Verbrauchssteuer zukünftig für alle Wettbetreiber anfällt, die Sportwetten an neuseeländische Kunden anbieten. Zur Eintreibung der Steuer soll die neuseeländische Abteilung für innere Angelegenheiten , die insbesondere die Regulation von Pferderennen überwacht, mit dem Finanzministerium zusammenarbeiten.
Parallel zu der geplanten Steuer sollen zukünftig Gebühren für die Benutzung aller Rennstrecken des Landes erhoben werden, ähnlich den Urheberrechtsgebühren für die Nutzung von geistigem Eigentum. Hierin sieht Peters nicht nur wachsende Einnahmen für die Rennsportbranche, sondern ferner auch das „Herzstück“ der zukünftigen Glücksspielregulierung Neuseelands.
Laut Peters könnte die Erhebung von Rennstreckengebühren umgerechnet Einnahmen von umgerechnet bis zu 900.000 EUR pro Monat generieren. Dass Peters die Novelle daher so schnell wie möglich umsetzen will, verwundert kaum: Bereits mit Anfang Juli sollen die neuen Regelungen in Kraft treten.
Keine Öffnung des Onlinemarktes
Trotz des Besteuerungssystems der Buchmacher, sieht Peters in den Gesetzesänderungen „keineswegs eine förmliche Öffnung des neuseeländischen Onlinemarktes“. Ein Lizenzsystem für ausländische Anbieter und die Aufhebung des staatlichen NZRB-Glücksspielmonopols lehnt die neuseeländische Regierung derweil immer noch ab.
Kritik bezüglich der Vorhaben der neuseeländischen Regierung kommt aktuell aus Europa: Der Buchmacher-Interessenverband ESSA (European Sports Security Association) warnt die Regierung davor, eine Glücksspielsteuer ohne ein offizielles Genehmigungssystem für Anbieter durchzusetzen. ESSA argumentiert damit, dass eine Marktöffnung für ausländische Betreiber wesentlich effektiver für das Land wäre, als die Einführung einer Offshore-Steuer. Durch ein Lizenzsystem würden die Spieler „auf legale Formen des Glücksspiels“ gelenkt, so das Kredo des Verbands. Von Seiten des ESSA-Generalsekretärs Khalid Ali heißt es hierzu:
“Das Fehlen einer geeigneten Regulierungsstruktur könnte die Bemühungen zur Aufrechterhaltung der sportlichen Integrität beeinträchtigen. Eine Marktöffnung, wie wir sie in anderen Teilen der Welt, zum Beispiel wie Schweden, den Niederlanden oder den USA, beobachten, würde zu weitaus günstigeren regulatorischen und steuerlichen Rahmenbedingungen führen.”
Ali könnte an dieser Stelle Recht haben: Die Verbrauchsteuer und die Gebühren für die Verwendung von Rennstrecken sind bislang lediglich darauf ausgelegt, die Finanzlage Neuseelands sowie der Rennbranche kurzfristig anzuheben . Von Seiten der Regierung gibt es zur ESSA-Kritik bislang noch kein Statement. Die Entwicklungen bleiben daher vorerst abzuwarten.