Philippinen: Polizei zerstört Automaten

Auf den Philippinen werden zurzeit drastische Maßnahmen zur Eindämmung des illegalen Glücksspiels ergriffen. Der Polizeichef des Landes hat eine öffentliche Zerstörung von Spielautomaten durchgeführt. Ab sofort soll das Prozedere im Wochentakt wiederholt werden. Was steckt hinter dem rabiaten Vorgehen?

Einblick in eine philippinisches Glücksspielstätte.

Glücksspiel unter Einheimischen ist der philippinischen Polizei ein Dorn im Auge. ©WanderFleur/Unsplash

Glücksspielboom trotz Verbot

Für Einheimische der Philippinen sind alle Formen des Glücksspiels laut Gesetz illegal. Trotzdem scheint der Markt vor allem in der philippinischen Millionenstadt Quezon City zu florieren. Um das Verbot dennoch durchzusetzen, hat der Polizeichef des Quezon City Police Districts (QCPD), Ronnie Montejo , nun zu ebenso ungewöhnlichen wie drastischen Mitteln gegriffen: Am vergangenen Freitag (31.01.) haben Polizeibeamte öffentlich 56 konfiszierte Spielautomaten mit Vorschlaghämmern zertrümmert.

Die öffentliche Zerstörung der illegalen Spielgeräte soll fortan im Wochenrhythmus wiederholt werden. Montejo erklärte laut Medienberichten, dass die Automaten innerhalb kurzer Zeit bei insgesamt 22 Razzien beschlagnahmt wurden. In der Metropolregion Manila, zu welcher auch Quezon City gehört, sind innerhalb der letzten drei Monate zudem über 7.900 Personen aus dem Sektor festgenommen worden .

Doch damit nicht genug. Der Polizeichef gibt an, dass bei über 2.500 Polizeiaktionen seit Oktober umgerechnet rund 27.000 Euro beschlagnahmt wurde. Für philippinische Verhältnisse ist dies außergewöhnlich viel, denn das durchschnittliche Jahreseinkommen liegt hier bei lediglich 3.200 Euro . Mit der öffentlichen Zerstörung will Montejo ein klares Zeichen an das „Milieu“ senden. „Der Kampf gegen das illegale Glücksspiel wird niemals aufhören“, so das Kredo des Polizeichefs.

Des Weiteren betonte Montejo, dass auf den Philippinen nach wie vor alle Formen des Glücksspiels verboten sind, darunter fallen auch Zahlenspiele wie Jueteng, Videoslots oder Wetten auf Pferderennen und Hahnenkämpfe (Tupada) . Er forderte die Öffentlichkeit dazu auf, sich nicht mehr an illegalen Glücksspielen zu beteiligen, um insbesondere in den Friedens- und Ordnungsbestrebungen des Landes positive Effekte zu erzielen.

Unterstützung von Nationalpolizei

Der Chef der philippinischen Nationalpolizei (PNP), General Archie Francisco Gamboa, befürwortet das drastische Vorgehen Montejos. Er selbst hatte Einzelschläge der Polizei gegen den Sektor gefordert und war bei der Zerstörung der Automaten persönlich zugegen. Im Anschluss bekundete er: „Ich möchte, dass die Zerstörung jede Woche erfolgt.“ Außerdem gratulierte er dem Polizeichef für seine „kontinuierlichen Bemühungen“ zur Eindämmung des Sektors.

Gamboa erklärte darüber hinaus, dass die Maßnahme der Polizei zur Durchsetzung einer Kampagne gegen Korruption und Verbrechen beitrage, was besonders die öffentliche Moral fördern würde . Die Öffentlichkeit forderte er in diesem Kontext dazu auf, der Polizei dabei zu helfen, gegen die Betreiber illegaler Glücksspiele vorzugehen. „Wir suchen die Hilfe der Gemeinden, damit diese die Polizei unterstützen“, so der PNP-Chef.

Auch Montejo ermutigte die Öffentlichkeit dazu, den Behörden „Bericht zu erstatten“, wenn sie über Kenntnisse von illegalen Glücksspielaktivitäten verfügen. Auch Generalmajor Debold Sinas, Chef des National Capital Region Police Office (NCRPO), meldete sich diesbezüglich zu Wort und forderte die umgehende Verhaftung der Besitzer der Einrichtungen , in denen die Videoslots zuletzt sichergestellt wurden.

Sinas betonte zudem, dass die illegalen Glücksspielbetreiber „große Gewinne aus ihren Aktivitäten ziehen“, was auf Kosten des Allgemeinwohls gehen würde . „Die meisten Geschäfte kassieren 20 Prozent des Gesamtgewinns, es ist ein wirklich großer Gewinn und doch streiten sie es ab“, so das Statement des Generalmajors.

Warnung an illegale Betreiber

Dass die öffentliche Zerstörung der Automaten unter Anwesenheit hoher Polizeibeamter stattfand, ist kein Zufall. Mit der Prozedur soll nicht nur eine Warnung an illegale Automatenaufsteller erteilt werden, sondern auch an Polizisten, die ihren Aufgaben im Kampf gegen illegales Glücksspiel nicht nachkommen . Unter dem Zeichen der erst vor kurzem angekündigten „One-Strike-Politik“, wurde Polizisten mit Disziplinarmaßnahmen und Suspendierungen gedroht, sofern sich Pflichtverletzungen nachweisen lassen.

Auch Ronnie Montejo stand im Fadenkreuz des PNP-Chefs Gamboa. Letzterer hatte dem Polizeichef von Quezon City zuletzt ein Ultimatum gestellt . Wenn Montejo nicht dazu in der Lage sei, das illegale Glücksspiel „auszumerzen“, werde man „jemanden suchen, der es kann“, so die Ansage. Ob es Montejo tatsächlich gelingen wird, Gamboa durch ein wöchentliches Zerstörungsritual zufriedenzustellen, bleibt vorerst abzuwarten.

Problemtische Glücksspielregion

Die Philippinen sind in den letzten Jahren immer wieder durch vergleichsweise skurrile Schlagzeilen in Bezug auf den Glücksspielsektor aufgefallen. Im August 2019 wurde zum Beispiel die Vergabe von Glücksspiellizenzen gestoppt , um das in China geltende Glücksspielverbot nicht zu unterwandern. Die Weltmacht China übt seitjeher massiven Druck auf die politischen Vorhaben der Philippinen aus .

Aufgrund des Verbots, welches nur für Einheimische, nicht jedoch für Touristen gilt, gedeiht der Schwarzmarkt. In diesem Zusammenhang sorgten im letzten Jahr vor allem die sogenannten Casino-Kidnappings auf den Philippinen regelmäßig für Furore. Hierbei geht es um die Entführungen von potenziellen Spielschuldnern durch Kredithaie, wie sie auf den Philippinen seit 2017 in insgesamt 56 Fällen auftraten .

Unter dem Vorwand einer dreitätigen All-Inclusive-Reise wurden zuletzt im September zwei chinesische Urlauber in das Okada Manila Casino Resort eingeladen. Bedingung für den Trip war es, dass sich die Urlauber ihre Spielchips von bestimmten Mittelsmännern in einem besonderen VIP-Room des chinesischen Junket Operators Suncity-Group ausgeben ließen . Satte 141.000 US-Dollar wurden überwiesen und schnell verspielt.

Anschließend wurden die Urlauber festgehalten und dazu genötigt noch mehr Geld auszugeben. Auch der in Hongkong stationierte Casinoriese Melco befindet sich inzwischen im Visier der Behörden , da er mit Junket Operators wie Suncity zusammenarbeiten soll. Eine Lösung der regionalen Problematik, zum Beispiel in Form einer Liberalisierung der Märkte, ist derzeitig nicht in Sicht.

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