Sportwettlegalisierungen in Tennessee und Illinois
Die beiden US-Bundesstaaten Tennessee und Illinois haben Gesetzesnovellen zur Legalisierung von Sportwetten verabschiedet. Seit der PASPA-Aufhebung durch den obersten US-Gerichtshof (United States Supreme Court, USSC) im Mai 2018 obliegt die Regulierung des Sektors den einzelnen US-Staaten. Wie sehen die neuen Gesetzesgrundlagen im Detail aus?
Grünes Licht für Online Wetten
Legale Online Sportwetten werden zukünftig auch im 6,6 Mio. Einwohner zählenden US-Bundesstaat Tennessee Einzug erhalten: Der sogenannten „Tennessee Sports Gaming Act“ wurde vergangene Woche vom Repräsentantenhaus in der vor allem für ihren Whisky bekannten Hauptstadt Nashville verabschiedet. Die Abstimmung zur Inkraftsetzung fiel dabei mit einem 51:40 eher knapp aus. Ursprünglich wurde der Gesetzesentwurf durch den republikanischen Senator Steve Dickerson ins Rennen geschickt und musste im Vorfeld mehrfach modifiziert werden. Durch eine Abstimmung von 20:12 im Senat wurde die geänderte Novelle schließlich zur Weitleitung ins Repräsentantenhaus legitimiert.
In letzter Instanz wurde das wegbereitende Dokument, das die Kennziffer SB0016 trägt, dem amtierenden Gouverneur von Tennessee, Bill Lee, zur Unterzeichnung vorgelegt. Obgleich Lee als Gegner einer Ausweitung sowohl des landbasierten als auch des Online Glücksspiels gilt, machte der Politiker von seinem Vetorecht keinen Gebrauch , womit die Gesetzesnovelle endgültig Rechtsgültigkeit erlangte. Mit Blick auf seine Bedenke veröffentliche der 59-jährige Politiker über Twitter aktuell folgendes Statement:
“Ich glaube nicht, dass die Ausweitung des Glücksspiels durch Online-Sportwetten im besten Interesse unseres Staates ist, aber ich respektiere die Entscheidung der Generalversammlung. Das Gesetz hat schließlich nicht die Legalisierung von Casinos, der schädlichsten Form des Glücksspiels, zum Ziel. Kompromisse sind ein zentraler Bestandteil der Regierungsführung, aber ich bleibe philosophisch gegen das Glücksspiel.”
Steuereinnahmen und Lizenzverfahren
Fortan werden Online Sportwetten im Bundestaat Tennessee offiziell erlaubt, während landbasierte Wetten jedoch auch weiterhin untersagt bleiben. Die explizite Freigabe des Online Sektors hat vor allem das Ziel Steuereinnahmen zu generieren. Die örtliche Regierung geht derweil von jährlichen Einnahmen in Höhe von rund 50 Mio. USD (~ 45 Mio. EUR) aus. Die Einnahmen sollen dem regulierten Sektor wiederrum zugutekommen und werden folglich für einen verbesserten Spielerschutz und zur Problemspielprävention eingesetzt. Darüber hinaus sieht die Gesetzesnovelle vor, dass Online Buchmacher ihr Wettsortiment erstmals ab kommenden Juli anbieten dürfen.
Auf die Bruttoeinnahmen wird dabei ein Steuersatz von 20% erhoben , doch sind dies nicht die einzigen Kosten, die auf ausländische Betreiber zukommen, denn: Künftig wird in Tennessee auch ein neues Lizenzverfahren eröffnet. Jedes Unternehmen muss demnach eine pauschale Bewerbungsgebühr in Höhe von 50.000 USD (~ 45.000 EUR) auf einem entsprechenden Konto hinterlegen, die nicht zurückerstattet werden kann. Obendrein fallen jährliche Lizenzgebühren von 750.000 USD (~ 670.000 EUR) an.
Wer überhaupt eine Lizenz erhält, wird zudem von einem frisch etablierten Sportwett-Komitee der staatlichen Lotterie entschieden. Das Komitee ist außerdem dafür zuständig mögliche Verstöße gegen die Lizenzauflagen zu ahnden. Hier sieht die Gesetzesnovelle Bußgelder zwischen 1.000 USD (~ 890 EUR) und 25.000 USD (~ 22.000 EUR) vor. Ob das neue Lizenzsystem insbesondere für europäische Buchmacher, die derweil um die höchsten Anteile auf dem schätzungsweise milliardenschweren US-Markt kämpfen, attraktiv ist, wird sich in absehbarer Zeit zeigen. Über mögliche Bewerber wurde bisher noch nichts bekannt, die weiteren Entwicklung sind daher abzuwarten.
Legalisierung auch in Illinois
Auch im 12 Mio. Einwohner starken US-Bundesstaat Illinois wurde eine Gesetzesnovelle zur Legalisierung von Sportwetten verabschiedet. In Kooperation mit dem Senat hat das Repräsentantenhaus der Hauptstadt Springfield laut eigenen Angaben ein „breit angelegtes Glücksspiel-Expansionsgesetz“ und dem Kürzel 690 verabschiedet. Die Entscheidung fiel hier mit einem 46:10 ziemlich deutlich aus. Vorangetrieben wurde der Erlass durch den Senatsvorsitzenden Robert Rita.
Zwecks Bestätigung liegt der Gesetzentwurf derzeitig auf dem Schreibtisch des amtierenden Gouverneurs J. B. Pritzker. Dass der Politiker das Dokument unterzeichnen wird, ist mehr als wahrscheinlich: Innerhalb der letzten Monate hatte Pritzker seine Unterstützung für die Glücksspielausweitung in Illinois mehrfach betont.
Konkret zielt die Gesetzesnovelle auf die Legalisierung sowohl von landbasierten als auch Online Sportwetten ab. Um die eigenen nationalen Anbieter vor womöglich milliardenschweren ausländischen Buchmachern zu schützen, sieht das Abkommen zudem einen 18-monatigen Aufschub für ausländische Betreiber vor. Des Weiteren umfasst die Novelle eine Ausweitung des landesweiten Casinogeschäfts – sechs neue staatliche Etablissements, darunter auch in Chicago, sollen demnach bis 2020 eröffnet werden.
Sechsfach-gestaffeltes Lizenzverfahren
Die Lizenzvergabe erfolgt in Illinois über das Illinois Gaming Board. Zukünftig sollen sechs verschiedene Arten von Lizenzen, gestaffelt je nach Dienstleistung, vergeben werden. Die umfassendste Lizenz ist die Master-Lizenz, die sowohl für standortgebunden Wetten als auch für Mobile und Online Wetten gilt. Die Laufzeit beträgt vier Jahre mit Aussicht auf eine vierjährige Verlängerung, bei einer jährlichen Abgabepflicht von 5% der Gesamteinnahmen und einer monatlich zu entrichtenden Glücksspielsteuer von 15%. Um eine Master-Lizenz zu erhalten, wird zudem eine satte Lizenzgebühr von 1 Mio. UDS (~ 893.000 EUR) erhoben, die im Fall einer Verlängerung erneut anfällt. Alle eingezogenen Gelder fließen schlussendlich in einen staatseigenen Sportwettfonds.
Der Gesetzentwurf enthält auch in Illinois eine Reihe Spielerschutz-orientierter Maßnahmen , die durch die wachsenden Glücksspieleinnahmen gefördert werden sollen. Unter anderem werden die Betreiber dazu verpflichtet ein Selbstausschluss-Programm auf ihren Onlineplattformen zu integrieren. Da die Gesetzesnovelle keine Vorgaben in Bezug auf eine sogenannte Integritätsgebühr für Sportligen enthält, werden die Betreiber darüber hinaus dazu verpflichtet, nur offizielle Daten von professionellen Ligen und Hochschulen zu verwenden.
Es kann daher davon ausgegangen werden, dass viele der in Illinois lizenzierten Betreiber zukünftig etwaige Verträge mit namhaften Sportdaten-Dienstleistern wie zum Beispiel Sportradar (Schweiz) abschließen werden. Die weiteren Entwicklungen bleiben auch an dieser Stelle abzuwarten.