Teil 3: Trends der ICE Totally Gaming 2017
Die große Glücksspielkonferenz in London ist beendet. Zum Abschluss der ICE Totally Gaming 2017 wenden wir uns den interessantesten Themen der letzten Tage zu. So gab es neben weiteren Produktvorstellungen bereits erfolgreiche Geschäftsabschlüsse. Aus technologischer Sicht wurden mit der Blockchain und Virtual Reality zwei möglicherweise einschneidende Veränderungen besprochen. Eine Diskussionsrunde wagte gar einen Blick in die Kristallkugel und ließ die Zuhörer abstimmen, welche Zukunftsvision am ehesten zu überzeugte.
Die Herausforderungen der nächsten Jahre
“Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen.” Dieser alten Weisheit, die dem Quantenphysiker Niels Bohr zugesprochen wird, trotzten drei Teilnehmer einer Diskussionsrunde am Rande der Konferenz am Donnerstag.
Die Industrieexperten Valery Bollier, CEO und Mitgründer von Oulala Games, Michael Bolcerek und Tal Ron schilderten die ihrer Meinung nach entscheidenden Herausforderungen der nächsten Jahre. Bolliers Variante überzeugte das Publikum – er gewann die abschließende Abstimmung. Für ihn steht der Branche ein radikaler Wandel der Kundenwünsche bevor: „Die Glücksspielunternehmen werden einbrechen, wenn sie sich nicht an die Millennials anpassen.“
Inhaltlich knüpft er damit an den Vortrag von Adrian Neilan an, der bereits am Mittwoch ähnlich argumentierte. Die Generation der jetzt etwa 20-40jährigen ist mit Computerspielen und sozialen Netzwerken aufgewachsen. Sie finden die allein auf Zufall basierenden Glücksspiele nicht mehr interessant genug und sind grundsätzlich skeptischer. Sie suchen Herausforderungen und wollen sich mit ihren verdienten Erfolgen brüsten.
Sie [die Millennials, Anm. d. Red.] wollen soziale Spiele, in denen sie mit ihren Freunden interagieren können. Es geht darum zu zeigen, dass man besser ist, dass man sich besser auskennt.“ Valery Bollier , CEO von Oulala Games
Es scheint als sei sich die Branche darüber einig, dass sich die Spiele verändern müssen, um relevant und attraktiv zu bleiben. Es wird also interessant zu beobachten, wie die Industrie in Zukunft Geschicklichkeit belohnen möchte – ohne dabei den eigenen Hausvorteil zu verlieren.
Filme liefern weiterhin Inspiration
Die Branchenriesen setzen jedenfalls zunächst weiterhin auf ihre klassischen Spielautomaten. Die Kunden sollen dabei unter anderem durch bekannte Marken angezogen werden. Vor allem filmische Umsetzungen wurden auf der diesjährigen Konferenz gezeigt. Die schwedische Spielefirma NetEnt arbeitet an einer Umsetzung des mehrfach verfilmten „Planet der Affen“. Das erste von mehreren Spielen soll im zweiten Halbjahr 2017 erscheinen.
NetEnt sind vor allem für den modernen und grafisch aufwendigen Look ihrer Spiele bekannt. Daher gehören die Entwickler auch zu den ersten Unternehmen, die sich mit der „Virtual Reality“ Technologie beschäftigen. An ihrem Stand zeigten die Schweden bereits eine entsprechend überarbeitete Version ihres bekannten Slots „Gonzo’s Quest“. Bevor gänzlich neue Spiele entwickelt werden, möchte man erst einmal abwarten, inwieweit die Kunden „Gonzo’s Quest VR“ annehmen. Daraus ließen sich weiterhin wichtige Erkenntnisse über die Verbreitung der nötigen VR-Hardware ableiten. Der Firmenchef ist von der Technologie bereits grundsätzlich überzeugt:
Wir glauben aufgrund eigener Untersuchungen und den Trends, die wir beobachten, dass VR einen Platz in der Zukunft des Onlinespiels haben wird.“ Per Eriksson , CEO von NetEnt
Weitere Spielumsetzungen aus dem Bereich der Popkultur wurden bereits in den letzten Tagen von Playtech und BetConstruct vorgestellt. Playtech baut seine bereits umfangreiche Sammlung an DC-Comic Spielen aus und BetConstruct produziert einen auf dem Dschungelbuch basierenden Automaten.
An den grundsätzlichen Spielmechaniken ihrer Produkte halten die Hersteller dabei fest. Die große Wende hin zu mehr Geschicklichkeitsspielen für die begehrte jüngere Zielgruppe findet also bislang noch nicht statt.
Blueprint verkauft auf der Messe seine Spielautomaten
Für die Spieleentwickler von Blueprint hat sich der Auftritt bei der ICE Totally Gaming Messe besonders gelohnt. Die zur deutschen Gauselmann Gruppe gehörende Firma gab mehrere Abschlüsse bekannt. So bestellte die auf Casino-Kreuzfahrten spezialisierte „Onboard Leisure“ 500 Automaten, weitere 1.000 gehen an die britischen Bingo Experten von Shipley Estates sowie einen bislang anonymen Käufer.
Blockchain Technologie und die Wettindustrie
Noch ist die Verwendung kryptographischer Zahlungsmittel wie BitCoin im Online Glücksspiel eher ein Nischenphänomen. Doch die Technologie dürfte in Zukunft populärer werden. Denn mit der zugrundeliegenden Blockchain könnten Finanztransaktionen günstiger und sicherer werden. Sie könnte nämlich zentrale und kostenpflichtige Vermittlungsstellen zwischen Kunden, also zum Beispiel Banken und Buchmacher, überflüssig machen.
Das prophezeit zumindest Hans Lombardo, Berater der Quanta Lottery Gruppe, in einem Vortrag auf der Konferenz. Die Möglichkeiten lägen in der Dezentralität und Sicherheit der Technologie begründet. So werden Transaktionen und Eigentumsverhältnisse über ein Netzwerk verteilt gespeichert und lassen sich jederzeit überprüfen. Auch Manipulationen sollen weitgehend unmöglich sein, da der Abgleich mit dem Netzwerk scheitern würde.
Dadurch entfalle laut Lombardo der Bedarf an einer Vertrauensinstanz wie beispielsweise einem zentralen Buchmacher, der die Einsätze einsammelt und umverteilt. Die Kunden könnten in Zukunft über die Blockchain direkt Geld untereinander austauschen und Verträge abschließen. Lombardo warnte vor einem „Tsunami“, der auf die Buchmacher zukäme. Er wolle mit seinem Vortrag dazu anregen, sich mit der Technologie, ihren Chancen und ihren Risiken, verstärkt zu beschäftigen.