Trotz Besucherschwund: Braucht Köln ein Casino?

Das Land Nordrhein-Westfalen plant in Köln den Bau eines neuen Spielcasinos. Der Komplex soll am Ottoplatz in Köln-Deutz entstehen und der Stadt internationales Flair verleihen. Es fragt sich nur, ob es überhaupt genug interessierte Kunden geben wird. Zwar gibt es in NRW nur vier Spielbanken – angesichts der hohen Bevölkerungsdichte überraschend wenige. Die aktuellen Zahlen aus den Spielstätten des Landes legen jedoch eher nachlassendes Interesse nahe. Ist die Investition also zum Scheitern verurteilt?

Casino Entwurf der AIP Consulting

©AIP Consulting Erfolgreicher Entwurf der Ausschreibung:  So stellt sich die AIP Consulting aus Düsseldorf das Casino vor.

Derzeit laufen die Vorbereitungen für das Großprojekt der staatlichen Firma Westspiel . Schon jetzt übersteigen allerdings die Kosten den abgesteckten Rahmen. Nach einem Bericht von RP-Online liegt man bereits 300.000 Euro über dem Gesamtplan von 23 Mio. Euro. Dabei ist mit einem Baubeginn erst 2018 zu rechnen, die Eröffnung soll 2021 erfolgen.

Die erhöhten Kosten sind zwar noch überschaubar – doch bei Steigerungen schon vor dem Spatenstich werden unweigerlich Erinnerungen an die Hamburger Elbphilharmonie und den Berliner Flughafen wach. Für ein Desaster solchen Ausmaßes müsste in NRW allerdings noch einiges danebengehen. Doch nach neuen Zahlen zum Besucheraufkommen in den übrigen Spielbanken des Landes kommen dennoch Zweifel an dem Projekt auf.

Spielbanken vermelden sinkende Besucherzahlen

Im bevölkerungsreichsten Land der Republik gibt es bislang lediglich vier Spielbanken. Das hängt damit zusammen, dass traditionell nur in den wenigen Kurorten NRWs Casinos errichtet werden durften. So gibt es Häuser in Aachen, Bad Oeynhausen, Hohensyburg bei Dortmund und seit 2007 in Duisburg. Die beiden letztgenannten Casinos zählen zu den umsatzstärksten Spielbanken Deutschlands. Für Kölner Spieler ist derzeit allerdings die Spielbank Bad Neuenahr in Rheinland-Pfalz die nächstgelegene Anlaufstelle. Man könnte also meinen, dass sich eine Spielstätte in der Domstadt durchaus lohnen würde.

Doch den Spielbanken in NRW sind vor allem rückläufige Besucherzahlen gemein. 2015 gingen die Zahlen zwar nur um 20.000 Besucher oder 4% zurück. Doch in den sechs Jahren zuvor sind die Besucherzahlen um ganze 40% eingebrochen. Die zur staatlichen Westspiel gehörenden Häuser halten sich nur durch Notmaßnahmen über Wasser. So verkaufte die Spielbankengruppe 2014 zwei Werke des Künstlers Andy Warhol, um einen ausgeglichenen Haushalt präsentieren und die Sanierung finanzieren zu können. Ein Jahr später sorgte nur ein aufgelöster Risikofond für ein knappes Plus von 500.000 Euro.

Offensiv durch die Krise?

Die Branche der stationären Spielbanken steht unter erheblichem Druck. Die Konkurrenz aus dem Internet setzt den etablierten Häusern zu – nicht nur in NRW. Die Kunden sind immer weniger bereit, neben dem Hausvorteil auch noch hohe Preise für Eintritt und Getränke in Kauf zu nehmen. Während das Casino Hohensyburg zu Glanzzeiten noch eine Million Besucher im Jahr anziehen konnte, sind es heute kaum noch 300.000.

Ob die angeschlagene Westspiel mit ihrem neuen Großprojekt die Trendwende schafft, erscheint sehr fragwürdig. Sollten die Einnahmen aus dem Glücksspiel nicht den Erwartungen entsprechen, ist man allerdings konzeptionell bereits breiter aufgestellt. Die neue Spielstätte soll ein Parkhaus enthalten – das wäre immerhin krisenfest.

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