UK: Spielerträge sinken erstmals
Aus dem jährlichen Branchenbericht der UK Gambling Commission geht hervor, dass die Online-Bruttospielerträge in Großbritannien zum ersten Mal überhaupt sinken. Der Anteil der Erträge, die aus dem Online-Sektor kommen, ist indes auf 37,1 Prozent gestiegen. Das sorgt für weitere Schwierigkeiten auf dem stationären Glücksspielmarkt.
Quellensteuer in anderen Ländern ebenfalls üblich
Die UK Gambling Commission, die britische Glücksspielbehörde, hat die Zahlen im neuen Branchenstatistikbericht am 30. November veröffentlicht. Diese Zahlen zeigen, dass im letzten Erhebungszeitraum der gesamte Glücksspielmarkt in Großbritannien einen Rückgang verzeichnet hat. Im Zeitraum von zwölf Monaten zwischen dem 01. April 2018 und dem 31. März 2019 sind die Bruttospielerträge um 0,3 Prozent auf 14,4 Mrd. Pfund Sterling gesunken .
Beim Remote-Gambling wurde indes zum ersten Mal überhaupt ein negatives Wachstum verzeichnet . Zum Remote-Gambling zählen neben dem Online-Glücksspiel auch die Spiele, die über Fernsehen oder Telefon abgeschlossen werden. Nach dem steilen Aufstieg der Online-Casinos und Sportwettenanbieter in den letzten Jahren, der hohes einstelliges und mitunter auch zweistelliges Wachstum aufwies, musste die Branche nun einen Dämpfer verzeichnen. Zwischen April 2018 und März 2019 sank der Bruttospielertrag auf 5,3 Mrd. Pfund Sterling. Das entspricht einem Rückgang um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
“Während der Markt für Online-Glücksspiele insgesamt einen Umsatzrückgang verzeichnen musste, konnten Anbieter von Slot Machines ihre Erträge weiter steigern. Die Umsätze der Slots aus Online-Casinos stiegen um 5,8 Prozent auf 2,1 Mrd. Pfund Sterling.”
Gemischte Gefühle auf dem britischen Glücksspielmarkt
Die ersten Zahlen zeigen bereits, dass es unterschiedliche Entwicklungen auf dem britischen Glücksspielmarkt gibt. Neben den Online-Slots ist auch die Beliebtheit von Roulette im Internet gestiegen . Hier konnte ein Wachstum von 448,2 Mio. Pfund Sterling auf 578,6 Mio. Pfund Sterling verzeichnet werden, was nahezu 30 Prozent entspricht.
Hingegen wurde bei den Erträgen mit Sportwetten ein Rückgang verzeichnet . Rund zehn Prozent weniger wurden hier von den Betreibern eingenommen. Vor allem der Pferderennsport, der auf Platz zwei der beliebtesten Sportarten für Online-Sportwetten in Großbritannien liegt, kann für diesen Rückgang verantwortlich gemacht werden. In diesem Sektor wurden nur noch Erträge in Höhe von 552,1 Mio. Pfund Sterling erzielt, was einem Rückgang um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Die beliebteste Sportart, auch für Sportwetten, ist und bleibt der Fußball. Hier lagen die Erträge bei 991,2 Mio. Pfund Sterling.
Auch das stationäre Glücksspiel verliert stark
Im stationären Bereich trüben ebenfalls sinkende Zahlen die Stimmung bei den Betreibern, auch wenn hier das negative Wachstum für Beobachter wenig überraschend kommt. Um mehr als zehn Prozent gingen die Bruttospielerträge zurück. Die landbasierten Casinos konnten aber immerhin noch 1,1 Mrd. Pfund Sterling erzielen.
Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Beschäftigten . Insgesamt sind im britischen Glücksspielsektor 102.782 Menschen beschäftigt, was einem Rückgang um 3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Fast die Hälfte davon (49 Prozent) ist im stationären Bereich der Sportwetten tätig. Da in letzter Zeit immer mehr Wettbüros in Großbritannien geschlossen haben, ist der Grund für den Rückgang der Beschäftigtenzahlen daher in erster Linie hierin begründet. Wie der Guardian berichtete, könnten bis zu einem Viertel der Wettbüros in UK schließen . Diese Schließungen sind hauptsächlich auf rückläufige Umsätze in den Wettbüros zurückzuführen.
Die neuen Vorschriften an Fixed-Odds-Betting-Terminals (FOBTs) – die Senkung des maximalen Einsatzes von 100 auf zwei Pfund Sterling – finden bislang noch keinen Niederschlag in der Statistik, weil die Änderungen erst im April 2019 bindend waren. In diesem Bereich konnte ein Anstieg der Erträge um 91 Prozent auf 1,1 Mrd. Pfund Sterling verzeichnet werden. Somit sind die rückläufigen Umsätze in stationären Wettbüros nicht den Regularien der britischen Regierung, sondern in erster Linie der Online-Konkurrenz zuzurechnen .
“Die Regierung hat sich entschlossen, Stellung zu beziehen. Diese Maschinen (FOBTs, Anm. d. R.) sind eine Schande und eine Bedrohung für die Schwächsten der Gesellschaft. Und wir sind entschlossen, sie zu stoppen und eine gerechtere Gesellschaft für alle aufzubauen.” – Matt Hancock , Secretary of State for Health and Social Care
Kräfteverhältnis entwickelt sich zugunsten des Online-Glücksspiels
In der Zukunft wird es im Offline-Sektor wahrscheinlich weitere Verlierer auf der Arbeitnehmerseite geben, denn das Kräfteverhältnis zwischen Online-Geschäft und dem stationären Angebot wird sich weiter in Richtung Internet entwickeln. Im Bereich der Online-Glücksspiele arbeiten jedoch nur etwa zehn Prozent der Beschäftigten im britischen Glücksspielsektor. Für das Angebot der Glücksspiele im Internet wird einfach weniger Personal benötigt.
“Zudem ist es für die jetzt noch bei den stationären Wettbüros angestellten Arbeitnehmer schwierig, einen Wechsel in den Online-Bereich zu bewerkstelligen, da sich die Kompetenzen deutlich unterscheiden können. Ein Mitarbeiter, der beispielsweise die Kunden an einem Annahmeschalter im Wettbüro betreut hat, wird sich wohl kaum um die neue Software des Anbieters kümmern.”
Die Zahlen des Branchenstatistikberichts der UK Gambling Commission zeigen also insgesamt ein gemischtes Bild der Glücksspielbranche in Großbritannien. Die Spieler im Vereinigten Königreich spielen insgesamt nicht viel weniger , allerdings haben sich die Spielgewohnheiten verlagert und auch die Erträge für die Betreiber sind einem Wandel unterzogen. Je nachdem, wie sehr das Glücksspielgesetz in Großbritannien umgestaltet wird, kann weiteres Wachstum vor allem im Online-Bereich entstehen, aber auch ein erneuter Rückgang der Zahlen könnte eintreten. So gut wie gewiss ist, dass das Online-Glücksspiel den Anteil an der gesamten Branche weiter ausbauen wird. Bislang entfallen 37,1 Prozent der gesamten Bruttospielerträge in der Glücksspielindustrie in Großbritannien auf Online-Anbieter – Tendenz steigend.