UKGC kritisiert Spielerschutz in Pubs
Die britische Glücksspielkommission (UK Gambling Commission, UKGC) hat die hiesigen Pubs des Vereinigten Königreichs dazu aufgefordert, das geltende Automatenverbot für Minderjährige strenger durchzusetzen. Eine kürzlich veröffentlichte Untersuchung zeigt, dass sich 84 Prozent der Lokalitäten in diesem Punkt nicht an die gesetzlichen Bestimmungen halten. Die Branche plant entsprechende Vorkehrungen zu treffen, doch wie sehen diese im Detail aus?
Pub-Industrie in der Verantwortung
Eine vonseiten der britischen UKGC durchgeführte Überprüfung der Pubs in England und Wales hat ergeben, dass es 84 Prozent der Lokalitäten versäumen, unter 18-Jährige Spieler daran zu hindern, an Spielautomaten der Kategorie C, auch bekannt als „Obstmaschinen“, zu spielen . Laut UKGC würde an dieser Stelle ein mangelhafter Spielerschutz vorherrschen, was problematisches Spielverhalten unter den Minderjährigen fördern könnte.
Die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben, untersuchte die Kommission im Verlauf der letzte 12 Monate in Kooperation mit den lokalen Behörden und der Polizei. Die Überprüfung folgt dabei einer Teststichprobe aus dem Jahr 2018 , diese ergab, dass es sogar 88 Prozent aller englischen Pubs versäumt haben, Minderjährige daran zu hindern, auf die Spielautomaten zuzugreifen. Die Ergebnisse deuten laut UKGC darauf hin, dass die „Regeln rund um diese Maschinen immer noch nicht angemessen durchgesetzt werden“ und „viele Mitarbeiter die Einschränkungen immer noch nicht kennen“. Die UKGC-Programmdirektorin Helen Rhodes hierzu im Wortlaut:
“Die Pub-Industrie muss die Maßnahmen zur Durchsetzung dieser Regeln beschleunigen. Pubs müssen die Alterskontrolle an Maschinen genauso ernst nehmen wie beim Alkoholverkauf, und sie riskieren, ihre Berechtigung zum Anbieten von Spielautomaten zu verlieren, wenn sie es nicht tun.”
In der Tat sind laut Gesetz in erster Linie die lokalen Pub-Betreiber für die Einhaltung aller Vorschriften an Spielautomaten verantwortlich, dies beinhaltet auch die konsequente Altersverifikation sowie eine ständige Überprüfung der Einhaltung aller Konformitäten. Die Behörde fordert die Betreiber in diesem Kontext dazu auf, die Altersgrenzen in Form von Beschilderungen deutlich zu machen. Zudem erinnert die Kommission daran, dass alle Spielaktivitäten von Jugendlichen unter 18 Jahren an den besagten Automaten durch das Personal zu unterbinden sind.
In punkto Alkoholverkauf sehen die Diagnosen im Übrigen weitaus besser aus: Aktuellen Stichproben zufolge halten sich derweil zwischen 70 und 85 Prozent aller Pubs konsequent an die Altersvorgaben zum Verkauf von Spirituosen.
Behörde über Ergebnisse „enttäuscht“
Im Rahmen einer Pressemitteilung betonte Rhodes außerdem die „Enttäuschung“ der Behörde, über die alarmierenden Ergebnisse der letztjährigen Untersuchung. Demnach habe man die „lokalen Behörden bei ihren Maßnahmen zur Anhebung der Standards unterstützt“.
Dazu gehörten unter anderem aufwendige Schulungen für die Kneipenindustrie , um die gesetzlichen Vorgaben in die Ausbildungsmaterialien der Mitarbeiter zu integrieren. Zusammen mit dem Innenministerium habe man darauf hingearbeitet, entsprechende „Materialien zum Thema Glücksspiel in Kneipen zugänglicher“ zu machen. Dennoch haben die Maßnahmen „bisher nicht zu den gewünschten Erfolgen“ geführt. Rhodes erklärte an dieser Stelle mit Nachdruck:
“Wir fordern den Pub-Sektor dringend dazu auf, auf diese Gelegenheit zu reagieren, um Kinder und Jugendliche zu schützen und zu verhindern, dass die örtlichen Behörden Durchsetzungsmaßnahmen ergreifen müssen.”
Pub-Industrie reagiert auf Vorwürfe
Eine Reaktion vonseiten der Pub-Betreiber ließ nicht lange auf sich warten. Sprachrohr der Branche ist bekanntlich die bereits 1904 gegründete British Beer and Pub Association (BBPA), der größte und einflussreichste Branchenverband der britischen Getränke- und Gaststättenbranche. Außerdem meldete sich der Handelsverband UK Hospitality zu Wort. Beide Verbände beteuern, zukünftig vermehrt für den Schutz von Minderjährigen eintreten zu wollen . Man plane in diesem Sinne bereits eine Agenda zum Thema Spielautomaten in Kneipen, diese soll laut eigenen Angaben einen „Kodex“ zum Spielerschutz enthalten.
BBPA-Geschäftsführerin Brigid Simmonds erklärte den Schutz von Minderjährigen in diesem Kontext zur „obersten Priorität“, sollte der Schutz nicht gewährleistet sein, sei es gegebenenfalls nötig die Automaten aus den Gaststätten zu entfernen. Unterstützung erfährt Simmonds diesbezüglich vonseiten der UK Hospitality-Geschäftsführerin Kate Nicholls, demnach seien Spielautomaten zwar eine wichtige Einnahmequelle, jedoch nur Einhaltung der rechtlichen Standards.
Zentrales Thema: Jugendschutz
Das Thema Jugendschutz und Glücksspiel steht in Großbritannien zurzeit nicht nur in Verbindung mit Spielautomaten im Fokus. Vor allem aus dem hohen Aufgebot von Wettsponsoren im Fußball resultieren Kontroversen. Anfang September sorgte zum Beispiel eine Studie der Spielerschutzorganisation GambleAware für Schlagzeilen. Die Umfrage deutete an, dass sich viele Fußballfans durch Wettsponsoren verunsichert fühlen. Ausgelöst wurde die Debatte jedoch schon ein Jahr zuvor, als eine BBC-Untersuchung zeigte, dass Sportwettanbieter auf den Juniorwebseiten britischer Fußballklubs werben.
Aktuell wird das Thema Wettsponsoring übrigens auch in Deutschland diskutiert: Mehrere Bundesligaklubs stehen in der Kritik , Grund sind vor allem Wettpartnerschaften mit Bwin, Tipico und Betway. Gegen mehrere Vereine, unter anderem Borussia Dortmund, wurden sogar Verfahren wegen unerlaubter Glücksspielwerbung eingeleitet. Ob es hier tatsächlich zu Anklageerhebungen und gerichtlichen Prozessen kommt, bleibt jedoch vorerst abzuwarten.