Vier Glücksspiel-Razzien in Salzburg
Die Salzburger Polizei hat vier weitere Razzien gegen illegales Glücksspiel durchgeführt und dabei 69 illegale Spielautomaten sichergestellt. Geldstrafen von rund 500.000 Euro wurden verhängt. Der Kampf der österreichischen Regierung gegen die kriminellen Automatenaufsteller schreitet damit weiter voran – ein Experte fordert stattdessen die Legalisierung des Kleinen Glücksspiels in Salzburg. Mit welchen Entwicklungen ist zu rechnen?
Spielautomaten im Wert von 250.000 Euro
Seit 2018 führt die österreichische Finanzpolizei einen erbitterten Kampf gegen illegales Glücksspiel. Nun kam es zu vier weiteren Razzien in Salzburg , wobei 69 Spielautomaten konfisziert und Geldstrafen in Höhe von 500.000 Euro gegen die Betreiber ausgesprochen wurden. Im Vorfeld war die Polizei einer Reihe von anonymen Hinweisen nachgegangen, die sich auf verdächtige Lokalitäten bezogen. In einem Fall hatte ein Vermieter Alarm geschlagen.
Die Einsätze vollzogen sich über den Zeitraum von einer Woche, mehr als 60 Beamte waren dabei im Einsatz. Laut Finanzministerium läge der Wert der beschlagnahmten Spielautomaten bei rund 250.000 Euro . Die Ermittler stießen bei den Zugriffen auch auf Personen, die – teilweise alkoholisiert – an den nichtregistrierten Geräten spielten.
Spielos als Café oder Sonnenstudio getarnt
Bei der ersten Razzia handelte es sich um ein Lokal in der Innenstadt von Salzburg. Dieses soll als Café getarnt gewesen sein. Laut Polizei waren die Fenster blickdicht verklebt, darauf prangte ein Aufkleber, der darauf hinwies, dass die Einrichtung wegen Corona geschlossen sei. Eine zweite Razzia bezog sich auf ein Lokal am Hauptbahnhof, welches als Sonnenstudio getarnt war.
Eine dritte Razzia erfolgte in einem benachbarten Lokal, in welchem erst Mitte Dezember elf illegale Spielautomaten sichergestellt wurden. Trotz des kurzen Zeitraums wurden nun erneut acht illegale Geräte vorgefunden , dazu kommt ein Wett-Terminal. Eine vierte Razzia erfolgte ebenfalls in der Innenstadt, nachdem der Vermieter die Polizei informiert hatte. Drei der vier Lokale wurden behördlich geschlossen.
Salzburg gilt neben den Städten Wels und Wien inzwischen als Hochburg des illegalen Glücksspiels in Österreich. Binnen letzter Monate kam es in allen drei Städten regelmäßig zu Großeinsätzen der Polizei, wobei nicht nur Spielautomaten gefunden, sondern auch illegale Pokerrunden aufgelöst wurden. In Salzburg erfolgte Mitte Dezember eine Razzia unter dem Namen Operation Jackpot, wobei 177 illegale Automaten, Wertgegenstände und hohe Summen an Bargeld beschlagnahmt wurden. Die Automaten waren größtenteils manipuliert, um die Gewinne der Aufsteller zu maximieren.
Organisierte Banden aus dem Osten?
In Bezug auf die jüngsten Razzien erklärte die Polizei, dass die Betreiber und Lokaleigentümer gleich gegen sechs Gesetze verstoßen haben : Erstens gegen das Glücksspielgesetz, zweitens gegen das Wettunternehmergesetz, drittens gegen das Sozialversicherungsgesetz (ASVG), viertens gegen die Gewerbeordnung, fünftens gegen den Nichtraucherschutz und sechstens gegen die Covid-19-Schutzverordnungen. Auch einige der anwesenden Spieler müssten mit Anzeigen rechnen.
Zu Wort meldete sich hierzu Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP): Man habe zuletzt beobachtet, dass immer mehr organisierte Banden aus dem Osten versuchen, sich im österreichischen Glücksspielsektor festzusetzen. Man wirke dieser Entwicklung mit verschärften Kontrollen der Finanzpolizei entgegen – die kriminellen Betreiber illegaler Spielstätten würden dadurch stark unter Druck gesetzt.
Ein Kampf gegen Windmühlen?
Seit 2012 gelten in Österreich strenge gesetzliche Vorgaben für das Aufstellen von Spielautomaten. In guter Lage erzielen die Geräte Einnahmen von über 10.000 Euro pro Monat . Da die Behörden zu lange nicht stringent genug gegen illegale Spielautomaten vorgegangen sind, hat sich inzwischen eine Automatenmafia etabliert, die nur noch schwer kontrollierbar ist.
Die Offensive der Finanzpolizei gleicht dem redensartlichen Kampf gegen Windmühlen. Teilweise werden die illegalen Spielautomaten über Nacht ersetzt. Zudem lassen sich die Drahtzieher immer gewieftere Methoden einfallen, um den Ermittlern ihre Arbeit zu erschweren . Die Spielgeräte werden teils mit Gewindestangen und Spezialbefestigungen fest am Boden verankert. Häufig werden sie sogar einbetoniert.
Die Situation gleicht seit längerem einem bewaffneten Kampf. Immer häufiger sehen sich die Beamte mit tätlichen Angriffen konfrontiert. Berichte von präparierten Geräten, welche bei Öffnung Reizgas verströmen , sorgten schon häufiger für Schlagzeilen. Außerdem werden Türen teils unter Strom gesetzt, sobald sich die Ermittler dem jeweiligen Einsatzort nähern.
Experte fordert Legalisierung
Mit Blick auf die jüngsten Razzien meldete sich Roman Neßhold, ein Experte des Salzburger Instituts für Spielsucht und Abhängigkeit zu Wort. Dieser übte Kritik an der Regierung, die für die vehemente Ausbreitung des illegalen Glücksspiels in Österreich verantwortlich sei. Parallel forderte Neßhold die Legalisierung des sogenannten Kleinen Glücksspiels in Salzburg.
Nur eine Legalisierung könne demnach die illegalen Automaten eindämmen, da die Spieler, häufig von Spielsucht getrieben, in den illegalen Spielstätten landen. Das Monopol der Casinos Austria ließe ihnen oft keine andere Wahl. Durch die strenge Regulierung des Glücksspiels sei inzwischen eine starkvernetzte illegale Szene entstanden. Diese organisiere sich über Mundpropaganda sowie in sozialen Netzwerken und bei Messenger-Diensten.
Obwohl die Finanzpolizei inzwischen fast wöchentlich gegen die illegalen Betriebe vorgeht, ließen sich keine wirklichen Fortschritte feststellen. Das eigentliche Problem läge, so Neßhold, woanders. Eine Stellungnahme der Regierung steht hierzu bislang noch aus.