Zahlreiche Jugendliche in UK von Spielsucht betroffen
Die britische Gambling Kommission (UKGC) hat Daten zur Verbreitung von Glücksspiel bei Jugendlichen vorgelegt. Demnach sind im Königreich bis zu 80% der 11-16jährigen Fernsehwerbung für entsprechende Produkte ausgesetzt. Bis zu 370.000 Menschen der Altersgruppe sind zudem selbst im Geldspiel aktiv. Einige Jugendlichen wiesen bereits Suchtverhalten auf.
Glücksspiel ist auch in Großbritannien erst ab 18 Jahren erlaubt, sie sollten eigentlich durch die Jugendschutzsysteme der Anbieter ausgeschlossen werden. Dass dennoch derartig viele Jugendliche in Umfragen angeben, aktiv um Geld zu spielen, stimme „sehr nachdenklich“ , so Marc Etches, CEO der Spielerschutzvereinigung GambleAware. Ganze 25.000 Jugendliche spielen bereits aus Motiven, die auf eine Spielsucht hindeuten.
Die Organisation habe die Unternehmen daher erneut eindringlich angehalten, ihre Altersprüfungen strikt vorzunehmen und weitere Kontrollmechanismen vorzuhalten. Problematisch sei aber nicht nur das eigentliche Glücksspiel, sondern auch vergleichbar funktionierende Spiele ohne Geldeinsatz. Sogenannte Social Casino Spiele, die gratis angeboten werden und für Jugendliche frei zugänglich sind, gelten als möglicher Einstieg in das Spiel um echtes Geld.
Wenn bereits über 500.000 der 11-16jährigen angeben zu gamblen, dann schlafwandeln wir in der öffentlichen Gesundheit in einen Sturm spielverursachter Probleme. Marc Etches , CEO von GambleAware
Erst im Oktober hatte die Aufsichtsbehörde UKGC Online Casinos angehalten, Spiele mit für Jugendliche interessanten Inhalten (Comics, Tiere, Superhelden und ähnliche Themen) nicht zu bewerben und auch nicht offen zugänglich auf ihren Seiten anzuzeigen. So soll verhindert werden, dass sich Junge Besucher zum Spielen animiert fühlen. Doch das Problem geht bereits tiefer, einigen jungen Spielern geht es nicht mehr um das Spielerlebnis, sondern schlicht um Geld. So geben 40% der aktiven Jugendlichen an, zu spielen, „um Geld zu machen“ .
Jugendliche sind besonders gefährdet
In dieser Aussage spiegelt sich das Kernproblem: Den jungen Menschen fehlt die geistige Reife, das finanzielle Risiko durch Glücksspiel realistisch einzuschätzen. Sie sind empfänglicher für Gewinnversprechen und verkennen die tatsächlichen Chancen. Laut GambleAware müsse die Aufklärung über die Gefahren des Spielens verbessert werden: „Wir brauchen mehr Bildung und Präventionsmaßnahmen, um Kinder vor den Gefahren des Glücksspiels zu schützen.“
Die UKGC sieht dabei aber nicht nur Glücksspielunternehmen in der Pflicht. Diese stünden zwar in der Verantwortung, ihre Systeme zur Altersabfrage zu stärken. Doch laut Direktor Tim Miller kommen Kinder auf vielfältige Weise mit Glücksspielen in Berührung:
„Es ist klar, dass Kinder glücksspielähnliche Erfahrungen auf dem Spielplatz, der Konsole oder in sozialen Medien sammeln und eher nicht beim Buchmacher oder Online Casino. Deswegen ist es essentiell, dass wir über Industrien hinweg und mit den Eltern zusammenarbeiten, um Kinder zu schützen und auch Erwachsene zu sicherem Spiel anzuhalten.“
Dennoch dürften die zahlreichen jugendlichen Glücksspieler auch zukünftig ein Problem darstellen. Denn Spielsucht gilt als schwer therapierbar, viele Patienten werden rückfällig und kommen nur phasenweise von ihrem Laster los. Wer also in jungen Jahren abhängig wird, könnte lebenslang mit dem Problem zu kämpfen haben. Womöglich ist in der UK eine breite gesellschaftliche Debatte über das Thema überfällig. Derzeit ist es vor allem die UKGC, die mit strengeren Regeln die Ausweitung des Problems begrenzen möchte. Doch es werden vermutlich umfangreiche Investitionen in Bildung und Behandlung nötig sein, um dem Problem dauerhaft beizukommen.