Britische Glücksspielanbieter erhöhen soziale Abgaben
Fünf der größten Glücksspielunternehmen des Vereinigten Königreichs haben sich freiwillig dazu verpflichtet, ihre Abgaben für wohltätige Zwecke bis 2023 um das Zehnfache zu erhöhen. Außerdem wollen sich die Anbieter für mehr Transparenz im Bereich Glücksspielwerbung einsetzen. Der britische Sektor befindet sich derweil in einer Phase der Umstrukturierung. Hier ein Überblick zu den Entwicklungen.
66 Mio. Euro für den guten Zweck
Fünf der größten britischen Glücksspielbetreiber – Bet365, SkyBet, William Hill, Paddy Power Betfair (Flutter Entertainment) und Ladbrokes Coral (GVC) – haben sich freiwillig dazu verpflichtet, ihre Beiträge für wohltätige Zwecke bis 2023 von derzeitig 0,1 Prozent auf 1,0 Prozent des Bruttojahresumsatzes zu erhöhen. Die Abgabe wird sich folglich auf umgerechnet rund 66 Mio. Euro belaufen. Das Geld soll vor allem in den Spielerschutz sowie in die Forschung und Behandlung von problematischem Glücksspiel fließen. Die Unternehmen teilten in diesem Kontext mit, dass sie die Bekämpfung und Prävention von glücksspielbezogenen Schäden „Schritt für Schritt“ fördern wollen.
Die Vereinbarung über die höhere Sozialabgabe steht im Zusammenhang mit der zunehmenden Kritik von Seiten der Öffentlichkeit und der Regierung in Bezug auf die immer höheren Marketing- und Sponsoringinvestitionen der Betreiber. Die Ausgaben für Marketing und Werbung seien demnach bedeutend höher als die für den soziale Bereich. Infolge bestätigten die fünf Unternehmen sich bereits in Verhandlungen mit dem britischen Kulturministerium (Department for Digital, Culture, Media and Sports, kurz: DCMS) zu befinden, aus denen die nun erfolgte Anhebung der sozialen Abgaben resultiert.
Sicheres Spielumfeld hat oberste Priorität
Vertreten wurden die fünf Anbieter durch den Geschäftsführer von Flutter Entertainment, Peter Jackson, der in diesem Kontext betonte zukünftig „ein beispielloses Maß an Engagement“ zeigen zu wollen, um verantwortungsbewusstes Spielen zu fördern. Jackson bestätigte darüber hinaus, dass das sogenannte Whistle-to-Whistle-Verbot für Glücksspielwerbung bereits ein guter Anfang war. Die 2018 etablierte Regelung untersagt Glücksspielwerbung während Live Sport-Veranstaltungen, was sich insbesondere auf Wettangebote bezieht. Künftig wollen alle besagten Betreiber zu einer „erheblichen Ausweitung der Prävention von spielbezogenen Schäden“ beitragen, die Schaffung einer sicheren Spielumgebung habe dabei „oberste Priorität“.
In diesem Sinne soll die Abgabenhöhe auch nach 2023 beibehalten werden. Rund 6,6 Mio. Euro sollen fortan regelmäßig in die Kasse der Wohltätigkeitsorganisation GambleAware fließen. Das langfristige Ziel der fünf Unternehmen sei es, innerhalb der nächsten vier Jahre mindestens 100 Mio. Euro zur Förderung des Spielerschutzes zu generieren. Diesbezüglich wollen die Unternehmen eng mit dem DCMS und dem nationalen Gesundheitsdienst (National Health Service, kurz: NHS) zusammenarbeiten. Die Therapieangebote für problematische Spieler sollen sich hierdurch um ein Vielfaches steigern, so das Kredo laut britischen Medien .
Kulturminister befürwortet Engagement
Unterstützung erhalten die Anbieter aktuell von Seiten des britischen Kulturministers Jeremy Wright (Conservative Party). Die Ankündigung der Betreiber die sozialen Abgaben zu erhöhen, fördere demnach eine „enorme Erhöhung der Behandlungsdienstleistungen“, was dem gesamten Sektor zugutekäme. Die Gelder werden fortführend dazu beitragen „Interventionen stärker zu fokussieren“. Dennoch verwies der Minister darauf, dass sich die Regierung weiterhin das Recht vorbehalten werde, eine gesetzliche Pflichtabgabe einzuführen, sollten die freiwilligen Abgaben nicht die gewünschten Effekte erzielen. Zudem wies der Politiker darauf hin, dass alle Beiträge transparent bei der nationalen Regulierungsbehörde (UK Gambling Commission, kurz: UKGC) zu entrichten sind.
Lediglich von Seiten des Labour-Abgeordneten Tom Watson weht weiterhin scharfer Gegenwind. Erst Mitte Juni hatte der Politker die Einführung eines Ombudsmanns für den Glücksspielsektor gefordert, der als neutrales Bindeglied zwischen Industrie, Staat und Gesellschaft vermitteln soll. Darüber hinaus forderte der Politiker gänzlich neue Lizenzvergaben. Anstelle „freiwilliger Ausbesserungen“ sei eine „komplette Überarbeitung“ des britischen Glücksspielsektors nötig, der britische Gambling Act sei mit Blick auf das digitale Zeitalter „veraltet“.
In diesem Zusammenhang gaben die beiden britischen Glücksspielverbände Remote Gambling Association (RGA) und Association of British Bookmakers (ABB) erst Anfang des Monats eine Fusion bekannt: Die beiden Verbände wollen schon bis Herbst zu einem neuen britischen Glücksspielverband unter dem Namen Betting and Gaming Council (BGC) verschmelzen, womit ein neues Sprachrohr der Glücksspielindustrie etabliert werden soll.
Sichere Werbebotschaften im Fokus
Laut Vereinbarung mit dem DCMS haben sich die fünf Betreiber weiterführend dazu verpflichtet in Zukunft vermehrt auf Transparenz und „sicherere“ Werbebotschaften zu achten. Dies gilt natürlich vor allem in Bezug auf Kinder und Jugendliche. Man wolle den Inhalt der Reklamen fortan „noch genauer prüfen“ und moderne Technologien dazu nutzen, keine Reklamen an problematische Spieler zu übertragen. Außerdem plane man tagsüber keine Webespots mehr im TV zu senden. Dies dürfte insbesondere im Sinne der britischen Werbeaufsichtsbehörde ASA (Advertising Standards Authority) stehen, die in der Vergangenheit immer wieder Beschränkungen in Bezug auf das offensive Werbeaufgebot der Betreiber erlassen musste. Die weiteren Entwicklungen am britischen Markt bleiben an dieser Stelle vorerst abzuwarten.