Illegaler Wiener Pokerraum geschlossen

Die Wiener Finanzpolizei hat am vergangenen Wochenende einen illegalen Pokerraum in Wien ausgehoben. Dieser diente auch als Drogenumschlagplatz. Außerdem wurde ein illegaler Wettautomat sichergestellt. Anklagen wurden gegen zwei Personen wegen illegalen Glücksspiels, Steuerhinterziehung und Sozialversicherungsbetrug erhoben. Es drohen empfindliche Geldstrafen. Die erfolgreiche Aktion wurde vonseiten der Politik begrüßt.

Spielkarten, Würfel und Pokerchips.

Die Drahtzieher hatten sogar in sozialen Netzwerken für die illegalen Turniere geworben. ©JoshApple/Unsplash

Hohe Einnahmen durch illegales Poker

Erst Ende Juli hatte die Finanzpolizei eine Serie an großangelegten Glücksspiel-Razzien in Österreich durchgeführt. Am letzten Wochenende kam es nun zu einem weiteren Schlag. Im 3. Bezirk von Wien wurde ein illegaler Pokerkeller ausgehoben. Die Ermittler, die auch von einer Hundeeinheit begleitet wurden, konnten die illegale Spielstätte nur mithilfe eines Schlossers betreten , da die Tür von den Veranstaltern im Vorfeld versiegelt wurde.

Die Polizei ertappte die Kriminellen schließlich auf frischer Tat. An zwei Tischen wurde irregulär gespielt. Sichergestellt wurden Kartenmischgeräten, Dropboxen, Spielchips, gezinkten Spielkarten sowie ein nicht-registrierter Sportwettautomat, welcher ausgebaut werden musste . Darüber hinaus entdeckten die Hunde einen zu diesem Zeitpunkt leeren Drogenbunker, was vermuten lässt, dass der Keller auch als Umschlagplatz für Rauschmittel diente.

Die Polizei geht davon aus, dass in der Spielstätte harte Drogen wie Crystal Meth und Kokain gehandelt wurden. Bei den festgestellten Personen – fünf Spieler und zwei Organisatoren – wurde überdies eine unbekannte Menge an Cannabis konfisziert . Es wird vermutet, dass sich die monatlichen Einnahmen aus den kriminellen Machenschaften auf einen fünfstelligen Euro-Betrag beliefen. Über den gesamten Sommer soll um hohe Summen gespielt worden sein.

Dass sich die Finanzpolizei eines Schlossers bedienen muss, um Zugang zu einer illegalen Spielstätte zu erhalten, ist in Österreich keine Seltenheit. Türen sollen in der Vergangenheit sogar schon unter Strom gesetzt worden sein. Illegale Spielautomaten werden auch mit Reizgas versehen, einbetoniert und teils über Nacht ersetzt. Seit 2018 geht die Polizei offensiv gegen die Automatenmafia vor, Medien sprechen von einem bewaffneten Kampf.

Wer sind die Drahtzieher?

Bei den zwei Drahtziehern handelt es sich laut Aussagen der Polizei um einen 27-jährigen Österreicher und einen 47-jährigen Dänen. Die illegalen Turniere und Cash Games sollen von den beiden sogar über soziale Netzwerke wie Facebook beworben worden sein. In Wien sind die Drahtzieher der Polizei außerdem längst bekannt, da sie schon früher eine illegale Glücksspieleinrichtung im 15. Bezirk betrieben hatten.

Diese wurde bereits im Frühjahr 2020 von der Polizei entdeckt und ausgehoben. Im Zuge der Ermittlungen wurde festgestellt, dass beide in Wien Notstandshilfe und Arbeitslosengeld beziehen . Die Polizei vermutet daher, dass die Verdächtigen ihre Einkünfte schon seit längerem mit Poker und dem Verkauf von Drogen aufbessern. Gegen den Dänen wurde aus diesem Grund bereits wegen Steuerhinterziehung ermittelt.

Infolge der aktuellen Razzia wurden nun Anklagen wegen illegalen Glücksspiels, Steuerhinterziehung und Sozialversicherungsbetrug erhoben. Im Falle einer Verurteilung müssen die Drahtzieher mit einer empfindlichen Geldstrafe von bis zu 30.000 Euro rechnen . Außerdem könnten sie dazu gezwungen werden, überfällige Steuern sowie die betrügerischen Sozialversicherungsbeiträge zurückzuzahlen. Ob es dazu kommt, bleibt vorerst abzuwarten.

Finanz- und Innenminister zufrieden

Wie auch schon bei den letzten erfolgreichen Razzien, kommentierte Innenminister Karl Nehammer die gelungene Polizeiaktion und forderte dazu auf, weiterhin offensiv gegen die kriminellen Betreiber vorzugehen . Illegales Glücksspiel sei Teil des internationalen organisierten Verbrechens. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik und Finanzpolizei sei der Schlüsselfaktor für den Erfolg der Razzien.

Finanzminister Gernot Blümel sieht das ähnlich und fügte hinzu, dass illegales Glücksspiel Lebensgrundlagen und ganze Familien ruinieren kann. Vor allem die Kombination aus Glücksspiel, Drogenhandel und Drogenkonsum , die in Wien zurzeit zunehme, sei für die Gesellschaft gefährlich. Man werde daher weiterhin eng mit der Polizei kooperieren und hart gegen die Kriminellen vorgehen.

Zu Anfang des Jahres sprach sich der ÖVP-Politiker Blümel im Übrigen auch für die Einrichtung einer neuen unabhängigen Glücksspielaufsicht aus. Diese soll die Marktaufsicht des Finanzministeriums zukünftig übernehmen. Nur so ließen sich die vielfältigen Funktionen der Behörde entwirren, womit eine bessere Kontrolle des Glücksspielsektors ermöglicht würde.

Brennpunkte Wien und Linz

Allein für das illegale Glücksspiel in Wien wurden in diesem Jahr bereits über 13 Mio. Euro an Bußgeldern verhängt. Zwischen Januar und August hatte die Finanzpolizei landesweit insgesamt 278 Inspektionen durchgeführt und hunderte Spielgeräte konfisziert. Die erfolgreichste Aktion war bisher die im Mai 2019 erfolgte Operation Joker, welche zur Sicherstellung von 600 illegalen Spielautomaten führte.

Diese wurden in einer Halle in Niederösterreich gebunkert. Die Staatsanwaltschaft sprach von einem Nachschublager für illegales Glücksspiel in Hinterzimmern und dem größten Schlag gegen die Automatenmafia in der Geschichte des Landes . An der Aktion waren 320 Polizeibeamte beteiligt. Es kam zu fünf Festnahmen, darunter ein Drahtzieher, welcher der Polizei als Kopf der sogenannten Wiener Gruppe bekannt ist.

Bei einer Reihe von Einsätzen in Oberösterreich wurden im Juli diesen Jahres weitere 38 Spielautomaten und zwei Pokertische beschlagnahmt , womit sich die Gesamtzahl der 2020 sichergestellten Maschinen auf über 260 erhöht hat. Neben Wien gilt Linz inzwischen als Brennpunkt des illegalen Glücksspiels und steht daher im Fadenkreuz der Finanzpolizei. Trotz der erhöhten Polizeiaktivitäten warnen die zuständigen Behörden vor einer weiteren Zunahme der Aktivitäten.

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