Minimalstrafe für Isai Scheinberg
Zehn Jahre lang wurden dem PokerStars-Gründer Isai Scheinberg (73) Bankenbetrug, Geldwäsche und illegales Glücksspiel in den USA vorgeworfen. Scheinberg hielt sich über den gesamten Zeitraum im Ausland auf, erst im Januar stellte er sich den US-Behörden. Nachdem er sich schuldig bekannte, drohten dem Unternehmer bis zu fünf Jahre Haft. Ein Richter am Bezirksgericht von New York verurteilte ihn nun überraschend zu einer Minimalstrafe.
Geldstrafe von 30.100 US-Dollar
Nachdem sich der gebürtige Israeli Isai Scheinberg im März des illegalen Glücksspiels schuldig bekannte rechneten Juristen wie Pokerfans gleichermaßen mit einer Haftstrafe. Dem Mitbegründer von PokerStars, dem weltweit größten Online Pokerunternehmen, wurde vorgeworfen weiterhin Online Pokergeschäfte abgewickelt zu haben , obwohl dies durch den 2006 erlassenen Unlawful Internet Gaming Enforcement Act US-weit untersagt wurde.
Folglich wurden Scheinberg Bankenbetrug, Geldwäsche und illegales Glücksspiel zur Last gelegt. Allen Erwartungen zum Trotz hat Lewis Kaplan, der zuständige Richter des Bezirksgerichts New York , nun eine überraschend milde Strafe gegen Scheinberg verhängt: Diese beläuft sich auf eine Haftstrafe, die Scheinberg bereits abgesessen hat. Außerdem muss Scheinberg eine Geldbuße in Höhe von 30.100 US-Dollar zahlen.
Die US-Staatsanwältin Audrey Strauss verwies darauf, dass PokerStars 2012 die offenen Rechnungen seiner damals insolventen Konkurrenten Full Tilt, Ultimate Bet und Absolut Poker übernommen hatte. Dies wurde als Rechtfertigung für ein unter den Richtlinien liegendes Urteil anerkannt. Darüber hinaus war das Gericht der Ansicht, dass die mildernden Faktoren mit der geringen Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls des Angeklagten begründet werden können.
Der PokerStars-Gründer Isai Scheinberg wuchs in Litauen auf. An der Staatlichen Universität Moskau studierte er Mathematik. Bevor er bei IBM (International Business Machines Corporation) in den USA anfing, kämpfte er 1973 im Jom-Kippur-Krieg. In Toronto gründete 2000 die Firma PYR Software. Als Computerprogrammierer spielte Scheinberg eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung des inzwischen universellen Unicode-Computerstandards, der es Computern ermöglicht, verschiedene Sprachen zu verarbeiten. Viele bekannte Pokergrößen spielten bei Scheinberg Poker. Er selbst trat bei der WSOP 1996 in Las Vegas auf.
Scheinberg darf wieder ein- und ausreisen
Scheinberg, der von den US-Behörden als kriminell angeprangert wird, während er innerhalb der Pokerszene als Pionier des Online Pokers gilt, zeigte sich infolge der Urteilsverkündung erleichtert. Gegenüber den Medien bekundete er seine Freude über die Tatsache, dass Richter Kaplan von einer Gefängnisstrafe abgesehen hat . Gleichzeitig lieferte er ein Statement über die Wandlung des globalen Online Pokermarktes.
Die Marke PokerStars habe eine wichtige Rolle bei der globalen Regulation des Online Pokers gespielt. Das Unternehmen werde ehrlich und transparent geführt. Auch habe man die Spieler stets fair behandelt. Alle US-Spieler wurden umgehend entschädigt , als PokerStars den US-Markt 2011 aufgrund der Gesetzeslage verlassen musste. Hierbei erstattete PokerStars nicht nur den eigenen Kunden, sondern auch denen den Konkurrenzunternehmen ihre offenen Gelder.
Nachdem Scheinberg den US-Behörden seinen Reisepass abgegeben, eine Barkaution in Höhe von 1 Mio. US-Dollar hinterlegt und neun Monate in den USA verbracht hat, wird er sich nun bald wieder frei bewegen und ungehindert in den Vereinigten Staaten ein- und ausreisen dürfen. Hiermit schließt ein jahrzehntelanges Justizdrama.
Die Marke PokerStars war nicht nur maßgeblich an der globalen Entwicklung und Regulierung des Online Pokers beteiligt, sondern ist inzwischen auch Weltmarktführer. Das Unternehmen ist Teil des kanadischen Glücksspielkonzerns The Stars Group (TSG), der gemeinsam mit Flutter Entertainment den zurzeit größten börsennotierten Glücksspielkonzern der Welt bildet. Kein anderes Unternehmen vereint so viele Poker- und Wettmarken unter einem Dach.
Hintergrund des Scheinberg-Falls
Scheinberg ist die letzte von insgesamt 11 Personen, die im April 2011 wegen Bankbetrug, Geldwäsche und illegalem Glücksspiel infolge des sogenannten Black Friday angeklagt wurden. Die übrigen zehn Angeklagten, darunter zum Beispiel der Zahlungsdirektor von PokerStars, Paul Tate oder der CEO von Full Tilt, Raymond Bitar, hatten sich bereits schuldig bekannt. Es ging um millionenschwere Online Pokergeschäfte, die trotz eines Verbots bis 2011 weitergeführt wurden.
Es kam zu Geldbußen und Gefängnisstrafen. Um den juristischen Auseinandersetzungen zu entgehen, setzte sich Scheinberg, der PokerStars 2001 gründete, bereits Anfang 2011 ins Ausland ab. Die letzten neun Jahre verbrachte er bevorzugt in Kanada oder auf der britischen Offshore-Insel Isle of Man . Obwohl die US-Behörden seine Verfolgung niemals aufgaben, leistete Scheinberg weiterhin Unterstützung vom Ausland aus.
So erklärte sich PokerStars dazu bereit, eine von den US-Behörden 2012 eingereichte Zivilklage wegen Verfalls und ziviler Geldwäsche beizulegen, wodurch das Unternehmen 547 Mio. US-Dollar an die USA verlor . Die Vereinbarung sah außerdem vor, dass PokerStars die offenen Rechnungen seines damals insolventen Konkurrenten Full Tilt übernimmt. Hierfür wurden 184 Mio. US-Dollar eingesetzt.
Des Weiteren wurde es Scheinberg verboten, weiterhin eine leitende Funktion bei seinem Unternehmen auszuüben, was dazu führte, dass sein Sohn Mark Scheinberg die Geschäftsführung übernahm . Im Jahr 2013 stimmte dieser zu, weitere 50 Mio. US-Dollar an das Justizministerium abzutreten, um somit von allen zukünftigen Ansprüchen im Zusammenhang mit den Anklagen befreit zu werden.
Boom des Online Pokers
Die Marke PokerStars läutete einen regelrechten Boom des Online Pokers ein, der bis heute anhält. In den USA wächst der Markt rasant. Seit Mai 2018 obliegt die Regulierung von Online Glücksspielen in den USA den einzelnen Bundesstaaten. Immer mehr Länder springen mit auf und schließen sich der Regulation an. Poker gehört inzwischen zu den beliebtesten Freizeitaktivitäten unter US-Bürgern.
Neben New Jersey, Nevada und Delaware hatte auch der 12 Millionen Einwohner zählende Staat Pennsylvania einen ersten legalen Online Pokerraum eröffnet. Für Furore sorgte in diesem Kontext der US-Präsidentschaftskandidat Andrew Yang (Demokratische Partei). Dieser hatte sich im November 2019 sogar für eine bundesweite Legalisierung von Online Poker stark gemacht. Dem Kandidaten werden jedoch nicht viele Chancen auf Erfolg zugesprochen. Die Entwicklungen bleiben abzuwarten.