Tom Watson wird Flutter-Berater

Der weltgrößte Online Glücksspielkonzern Flutter Entertainment hat den ehemaligen Labour-Abgeordneten Tom Watson (53), der als einer der erbittertsten Glücksspielkritiker Großbritanniens gilt, als Berater engagiert. Fortan wird Watson den Paddy Power- und PokerStars-Inhaber bei der Entwicklung neuer Verbraucherschutzstandards unterstützen. Der Markt befindet sich derweil in einer Reform, die Watson als stellvertretender Parteivorsitzender miteingeleitet hatte.

Der britische Regierungssitz in London.

Zugunsten des Spielerschutzes überarbeitet London zurzeit das nationale Glücksspielgesetz. ©Pixabay/Pexels

Verantwortungsvolles Spielen im Fokus

Die Meldung verbreitet sich in der Glücksspielwelt zurzeit wie ein Lauffeuer: Ausgerechnet Glücksspielkritiker Tom Watson ist neuer Berater des britischen Marktgiganten Flutter Entertainment. Der ehemalige Labour-Politiker berät den Konzern künftig in Bezug auf neue Standards für sicherere Spielpraktiken . Laut Pressemitteilung wurde Watson damit beauftragt, alle Aspekte des Geschäfts zu untersuchen, um gemeinsam ein ebenso sicheres wie vergnügliches Spielerlebnis zu kreieren.

Künftig soll Watson sein umfangreiches Fachwissen mit in den Konzern einbringen. Ziel ist es, Flutter an die Spitze des verantwortungsvollen Glücksspiels zu setzen. Hierfür wird Watson alle internen wie externen Geschäftsprozesse unter die Lupe nehmen . Diese reichen von den Einzelhandelsfilialen von Paddy Power, über zahlreiche Online Glücksspielmarken, bis hin zu Mitarbeiterschulungen und Marketingstrategien.

Der 53-jährige Politiker, der unter anderem einen Ombudsmann für Glücksspiel forderte, bekundete den Schritt mit seinem langjährigen Interesse an dem Sektor. Er sehe in dem Engagement eine Chance, Maßnahmen durchzusetzen, welche er in der Vergangenheit immer wieder gefordert hat. Gemeinsam mit Flutter wolle er sich für einen umfassenden Verbraucherschutz stark machen . Dies funktioniere am besten innerhalb eines marktführenden Unternehmens.

Watson fungierte von 2001 bis 2019 als Parlamentsabgeordneter für West Bromwich East. Bei der ICE London 2020 trat er als politischer Hauptredner auf. Seit Jahren gilt er als führende Stimme bei der nationalen Glücksspielreform. Zusammen mit dem Sonderberater Dr. James Noyes war er Drahtzieher einer Reihe von regulatorischen Änderungen, zum Beispiel bei dem Verbot von Kreditkartenzahlungen oder in Bezug auf Werbebeschränkungen.

Flutter den Spiegel vorhalten

Peter Jackson, CEO bei Flutter Entertainment, begrüßte seinen neuen Berater vor dem Hintergrund der zunehmenden sozialen Verantwortung für Glücksspielunternehmen. Jemand wie Watson in den eigenen Reihen zu haben, sei ein wichtiger Bestandteil, wenn es darum geht, als Unternehmen an der Spitze zu bleiben . Aufgrund des boomenden Marktes müsse man härter als jemals zuvor daran arbeiten, ebenso attraktive wie sichere Produkte anzubieten.

Der Spielerschutz habe angesichts des neuen britischen Gambling Acts oberste Priorität. Watson soll dazu beitragen, dem Unternehmen an dieser Stelle einen Spiegel vorzuhalten. Man freue sich auf seine Kritikpunkte, welche dazu beitragen könnten, eine nachhaltigere Balance zwischen Gewinnorientierung und Verantwortung zu erzeugen.

Britischer Markt im Wandel

Da das britische Glücksspielgesetz bereits 2005 in Kraft getreten ist, sind viele Aspekte bisher nicht modernisiert worden. Watson war einer der ersten, der die Gesetzgebung für nicht zeitgemäß erklärte , was in allen Fraktionen auf Zuspruch stieß. Seitdem sind einige Veränderungen geplant. Neben dem bereits erwähnten Kreditkartenverbot wird zum Beispiel auch ein Verbot von Lootboxen in Videospielen angestrebt.

Aufgrund der anhaltenden Debatte hatten sich die Anbieter Großbritanniens außerdem 2019 freiwillig dazu verpflichtet, auf Werbespots innerhalb von Live-Sportübertragungen zu verzichten. Weitere Punkte sind ein Verbot von VIP-Programmen für Problemspieler sowie ein Verbot von Trikotsponsoring. Darüber hinaus werden strengere Einsatzlimits für Online Casinos geplant.

In punkto Einsatzgrenzen sorgte in den letzten Jahren immer wieder das 2-Pfund-Limit für FOBTs für Schlagzeilen, welches im April 2019 endgültig durchgesetzt wurde. Bei FOBTs (Fixed-odds-betting-terminals) handelt es sich um digitale Wett-Terminals, die neben normalen Slots auch klassische Casinospiele wie Blackjack oder Roulette anbieten. Die Höchsteinsätze lagen ursprünglich bei 100 Pfund, die binnen weniger Sekunden verspielt werden konnten.

Ein weiterer bedeutsamer Aspekt des neuen Gesetzes ist der Tierschutz in Bezug auf Pferde- und Windhund-Rennen. Auch in diesem Fall war es die Labour-Partei, die den Stein ins Rollen brachte . Angestrebt wird seitdem ein Verbot von Peitschen bei Pferderennen, zudem geht es um die Bekämpfung von Doping-Mitteln. Eine neue Kontrollinstanz soll die Gesundheit der Tiere zukünftig besser überwachen.

Große Verantwortung für Flutter

Seit der Fusion mit The Stars Group , die im Mai abgeschlossen wurde, kommt Flutter Entertainment ein hoher Grad an sozialer Verantwortung zu. Aus dem Zusammenschluss resultierte das größte börsennotierte Glücksspielunternehmen überhaupt . Allein drei der sieben größten britischen Marken für Online Sportwetten wurden unter dem Dach des neuen kombinierten Unternehmens vereint.

Zu Flutter gehören international bekannte Buchmacher wie Paddy Power, Betfair, Sportsbet oder der US-amerikanische Fantasy Sports-Anbieter FanDuel. TSG verfügt dagegen über die Wettunternehmen SkyBet, BetStars und Oddschecker, dazu kommt der Marktführer PokerStars . Das Unternehmen vereint damit über 13 Millionen aktive Kunden aus über 100 Ländern. Die Fusion wurde im Vorfeld von diversen Marktaufsichtsbehörden überprüft und genehmigt.

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