888 Casino erwägt Rückzug aus deutschem Markt
Eines der renommiertesten Online Casinos wird sich möglicherweise vom deutschen Markt zurückziehen. Das geht aus dem Geschäftsbericht 2017 der 888 Holding vor. Als Grund werden mögliche Steuerforderungen sowie rechtliche Unsicherheiten genannt.
Insgesamt hat sich das Geschäft der 888 Holding, hierzulande vor allem als Betreiberin des 888 Casinos bekannt, im Jahr 2017 positiv entwickelt. Die Einnahmen stiegen im Jahresvergleich um etwa vier Prozent. Doch der Gewinn hat sich dank einiger Sonderposten drastisch reduziert. So musste das Unternehmen wegen Verfehlungen beim Spielerschutz eine Millionenstrafe in Großbritannien entrichten. Deutlich dramatischer schlagen allerdings mögliche Mehrwertsteuerforderungen Deutschlands zu Buche. Hierfür hat 888 insgesamt 45,3 Mio. US-Dollar vorsorglich als Kosten verbucht.
Wir hinterfragen sowohl Status als auch Ausmaß unserer Angebote im deutschen Markt. Geschäftsbericht der 888 Holding
Es geht um Dienstleistungen für deutsche Kunden im Zeitraum „vor 2015“. Laut Geschäftsbericht habe die Holding eine Mehrwertsteuerpflicht in Deutschland bislang für „unwahrscheinlich“ gehalten. Doch nach Rücksprache mit den deutschen Behörden hat sich diese Auffassung offenbar geändert. Diese gehen davon aus, dass der Konsumort maßgeblich für die Steuerpflicht ist – und nicht der Angebotsort, im Falle von 888 wäre das Gibraltar. Zahlen musste das Unternehmen bislang zwar nicht, die Rückstellung der hohen Summe in der Bilanz deuten allerdings darauf hin, dass der Konzern eine entsprechende Verfügung des deutschen Finanzamtes für wahrscheinlich hält. Entsprechende Gespräche dauern allerdings nach Angaben des Unternehmens noch an.
Rechtliche Rückschläge
Die Rechtslage im deutschen Glücksspiel bleibt auch abgesehen von steuerlichen Erwägungen problematisch. Für 888 hat sich das am in besonderer Weise an einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts aus dem Oktober 2017 gezeigt. Eine Tochterfirma der Holding hatte zunächst erfolgreich gegen ein Betriebsverbot des Landes Baden-Württemberg geklagt. Doch das Urteil wurde vom Bundesgericht in letzter Instanz kassiert.
Davon zeigte sich das Unternehmen „tief enttäuscht“ , denn die Entscheidung bestätigte das bestehende Verbot des Internetvertriebs bestimmter Glücksspiele. Die 888 Holding hatte mit der europäischen Dienstleistungsfreiheit argumentiert, die Richter verwiesen allerdings auf EU-Rechtsprechung, die Einschränkungen erlaube, sofern sie „Gemeinwohlziele“ verfolgten. Dies sei im Fall des Verbots von Online Casino Spielen der Fall, denn diese seien in besonderem Maße gefährlich: So begünstigten fehlende soziale Kontrolle, ständige Verfügbarkeit, die große Menge an Spielangeboten und Anonymität im Internet die Entstehung von Spielsucht, wodurch ein Verbot dieser Vertriebsform gerechtfertigt sei.
Auch das Argument, dass Sportwetten und Lotterien durchaus über das Netz angeboten werden dürften, Casinospiele also einer Sonderbehandlung unterzogen würden, ließen die Richter nicht gelten. Die „Erlaubnis unter strengen Auflagen“ in diesen Bereich habe „ Experimentiercharakter“ und könne nicht abschließend bewertet werden. Die Zukunftsaussichten des Onlinespiels in Deutschland wurden für 888 auch durch die europäische Kommission getrübt. Diese hatte 2017 entschieden, die Verfahren gegen restriktive Glücksspielregime, darunter auch Deutschland, einzustellen. Sollte sich das Unternehmen nach Erwägung dieser Umstände zum Rückzug aus dem Markt entschließen, könnte dies durchaus spürbare Folgen haben. Ein Exodus der Online Casinos aus Deutschland erscheint durchaus vorstellbar.