Betfred kauft MoPlay-Datenbank

Der britische Buchmacher Betfred hat einen Teil der Kundendatenbank des insolventen MoPlay-Betreibers Addison Global erworben. Restguthaben und Einsätze auf offene Wetten sollen zurückgezahlt werden. MoPlay ist seit Ende Februar zahlungsunfähig, die Zukunft der Marke ist ungewiss. Betfred expandiert hingegen erfolgreich in den USA. Was steckt hinter der Transaktion?

Die Datenbanken eines Unternehmens.

Der Umfang der Datensätze ist noch nicht bekannt, eine Stellungnahme wird erwartet. ©PanumasNikhomkhai/Pexels

Auszahlung über Betfred-Konto

„Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten können wir keine Abbuchungen mehr vornehmen“, lautete die letzte Statusmeldung auf der MoPlay-Webseite. Den aktuellen Entwicklungen zufolge können nun jedoch zumindest einige britische Kunden aufatmen . Der Buchmacher Betfred hat einen Teil der Kundendatenbank der insolventen Muttergesellschaft Addison Global erworben und plant die Rückerstattung von Kundengeldern.

Laut einer veröffentlichten E-Mail haben Addison und der Betfred-Inhaber Petfre vereinbart, dass bestimmte Kunden mit Wohnsitz in Großbritannien und Irland die Möglichkeit erhalten, ihr MoPlay-Guthaben von Betfred auszahlen zu lassen . Dies ist allerdings an die Vorgabe geknüpft, dass die Spieler ein Konto bei Betfred eröffnen müssen, um Zugang zu den Geldern auf ihren MoPlay-Konten zu erhalten.

Alle Kunden habe man darauf hingewiesen, dass Betfred „innerhalb von 72 Stunden“ nach der Anmeldung mit den betroffenen Kunden in Kontakt tritt. Alle offenen Wetten werden folglich für ungültig erklärt und die Einsätze zurückerstattet . Ein ausführlicheres Statement wird von Betfred innerhalb der nächsten 48 Stunden erwartet. Indessen nutzte MoPlay die Situation für eine Entschuldigung. Im Wortlaut hieß es:

“Wir entschuldigen uns dafür, dass es so lange gedauert hat, ein derartiges Ergebnis für Sie zu erzielen. Aber es war wichtig, sicherzustellen, dass der Betreiber, mit dem wir uns geeinigt haben, einen seriösen Ruf genießt und strenge Datenschutz- und Sicherheitsstandards erfüllt.”

597.000 Euro Schulden

Die Insolvenz von MoPlay kam nicht unerwartet. Bereits drei Tage vor dem Auszahlungsstopp am 22. Februar hatte Addison Global seine Lizenzen in Großbritannien und auf Gibraltar verloren. Hauptgrund waren Schulden bei diversen Affiliate-Partnern in Höhe von umgerechnet rund 597.000 Euro . Es folgte die Abschaltung der MoPlay-Homepage in Großbritannien.

Gegenüber den Regulierungsbehörden erklärte MoPlay, dass die Schulden entstanden waren, da das Unternehmen überraschend auf die finanzielle Unterstützung verschiedener Investoren verzichten musste . „Es ist sehr enttäuschend, dass die versprochene finanzielle Unterstützung durch Aktionäre nicht eingetreten ist“, lautete das Fazit eines Sprechers.

Was die Kundengelder anbelangt, hatte sich MoPlay vorerst auf den Absatz 9 der Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) bezogen. Der Paragraf erklärt, dass die Kundengelder im Insolvenzfall als „Teil des Unternehmens“ betrachtet werden. Die britische Glücksspielaufsichtsbehörde UKGC erklärte, dass hierdurch ein niedriges Schutzniveau bei den Kundengeldern vorliege. Zurzeit laufen die Untersuchungen.

Addison ohne Management

Unklar ist, warum die finanziellen Engpässe nicht schon eher zu entsprechenden Hilfsmaßnahmen geführt haben, denn bereits im September 2019 wurde MoPlay von Manchester United auf umgerechnet 11,9 Mio. Euro verklagt . Auch in diesem Fall waren hohe Zahlungsrückstände der Grund. Konkret ging es um die Begleichung ausstehender Werbegelder, zwei vertraglich vereinbarte Ratenzahlungen waren ausgeblieben.

In punkto Wettsponsoring ist Moplay auch in Deutschland aktiv und fungiert seit Januar 2019 als Sportwettpartner des Hertha BSC . Wie es um das Abkommen steht, ist bis dato unklar. Die deutsche Webseite zeigt aktuell lediglich einen Hinweis, dass „nur Auszahlungen“ bearbeitet werden und sämtliche anderen Funktionen deaktiviert wurden.

Obendrein steht das 2017 gegründete Unternehmen Addison Global momentan ohne Führungsriege dar. Diese hatte sich bereits im Vorfeld des Lizenzentzugs zurückgezogen . Laut Aussagen von iGamingBusiness arbeite das Management jedoch weiterhin mit den Hauptaktionären der Firma zusammen, um einen kompletten Zusammenbruch abzuwehren. Die jüngsten Entwicklungen scheinen dies zu bestätigen.

Betfred auf Expansionskurs

Der britische Buchmacher Betfred versucht scheinbar die Gunst der Stunde zu nutzen und britische MoPlay-Kunden für sich zu gewinnen. Zweifellos befindet sich das Unternehmen derweil auf internationalem Expansionskurs . In Großbritannien wurde zuletzt ein Abkommen mit dem bekannten schwedischen Spielentwickler und Online Casino-Betreiber NetEnt beschlossen. Zudem wurde eine bestehende Partnerschaft mit Playtech (Isle of Man) erst kürzlich bis 2024 verlängert.

Dass sich Betfred in die Offensive begeben hat, zeigt sich jedoch vor allem am Beispiel der USA. Kaum ein anderes Unternehmen hat in den ersten Monaten des Jahres so viele Übersee-Deals abgeschlossen wie der Buchmacher aus dem englischen Warrington. Seit Anfang Januar hat sich Befred vor allem im Bundesstaat Pennsylvania ausgedehnt.

Das Land zählt im Bereich der Online Glücksspiel-Liberalisierung zu den Pionieren. Sowohl Online Casinos als auch Online Sportwetten wurden reguliert. Im November 2019 wurde außerdem der erste legale Online Pokerraum des Landes eröffnet. Betfred unterhält dort seit kurzem Wettpartnerschaften mit dem Wind Creek Casino und Scientific Games.

Darüber hinaus wurden Wett-Partnerschaften mit dem Grand Falls in Iowa sowie dem Saratoga Casino in Colorado begründet. Auch in diese Staaten wurden bereits entsprechende Gesetzesnovellen zur Einführung von Online Sportwetten erlassen . Es bleibt abzuwarten, ob sich die mehrjährigen Abkommen längerfristig auszahlen werden und Betfreds Position am wachsenden US-Markt stärken.

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