Die 50 einflussreichsten Glücksspielunternehmen 2017
Das Branchenmagazin eGaming Review (EGR) hat seine jährliche „Power 50“ Liste veröffentlicht. Zum 14. Mal fasst EGR darin die mächtigsten Unternehmen der Online Glücksspielwelt zusammen. Zur Erstellung der Rangliste erhielten die Autoren teilweise exklusiven Einblick in die Geschäftszahlen der Unternehmen.
Die Spitzenposition geht zum achten Mal in Folge an bet365. Das britische Unternehmen dominiert unter anderem die Sportwettmärkte in England, Italien, Spanien und Dänemark. Neue Funktionen wie veränderbare und jederzeit auszahlbare Wetten scheinen am Markt gut angenommen worden zu sein. Die im Jahr 2000 von Denise Coates entwickelte Wettplattform erfreut sich daher weiterhin großer Beliebtheit und setzt sich zunehmend von der Konkurrenz ab. Laut EGR spielt bet365 mittlerweile „in einer eigenen Liga“. Grundlage der Platzierung sind Unternehmenszahlen, die das Magazin nur unter der Bedingung der Verschwiegenheit einsehen durfte. So wird in der Begründung lediglich angegeben, dass bet365 einnahmenseitig stark zugelegt hat und einen neuen Gewinnrekord erreichen dürfte. Weiterhin sei das Unternehmen schuldenfrei und verfüge über starke finanzielle Reserven.
Auch die Plätze zwei bis vier zeigen gegenüber 2016 keine Veränderung. Paddy Power Betfair, GVC Holdings und The Stars Group sind weiterhin die Hauptverfolger von bet365. Die Umstrukturierungen nach der Fusion von Paddy Power und Betfair im letzten Jahr dauern weiterhin an und sorgen für Stagnation. Die Fertigstellung einer neuen, gemeinsamen technologischen Plattform erweist sich als aufwendiger als gedacht. Dazu sagte der scheidende CEO Breon Corcoran scherzhaft: „Hätten wir gewusst, wie schwierig das wird, hätten wir es noch länger aufgeschoben.“ Laut EGR seien andere Produktinnovationen derzeit auf Eis gelegt und würden erst im nächsten Jahr wiederaufgenommen. Trotz leicht rückläufiger Umsätze gilt das Unternehmen als gut aufgestellt. Die Marke Paddy Power ist überaus bekannt und einige Hoffnung liegt auf der möglichen Legalisierung von Sportwetten in den USA 2018. Dort könnte PPB durch die Akquise des Fantasy Sports Anbieters „Draft“ einen Vorsprung vor der Konkurrenz haben.
Weniger Übernahmen als 2016
GVC Holdings, bekannter für ihre Marken bwin, partypoker und Foxy Bingo, blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2017 zurück. Zwar wurden keine neuen Akquisitionen getätigt, eine Beobachtung, die sich auf die meisten Unternehmen in den Power 50 übertragen lässt. Doch die Übernahme von bwin.party im letzten Jahr zahlt sich aus – beide Tochterunternehmen erzielen nach verlustreichen Jahren erstmals wieder Gewinne. Die Unternehmensgruppe insgesamt legt bei den Einnahmen um 12% auf etwa 480 Millionen Euro zu. Auch hier macht die Wettsparte den Löwenanteil des Geschäfts aus.
Es besteht allerdings Sorge bezüglich des starken Engagements in grauen Märkten wie Deutschland und der Türkei. Veränderungen des rechtlichen Rahmens in diesen Ländern könnten GVC unter Druck setzen. CEO Kenny Alexander ficht das allerdings nicht an, im Gegenteil geht er davon aus, dass die Einnahmen seines Unternehmens binnen vier Jahren verdoppelt werden können – das Geschäft ließe sich kostengünstig skalieren. Dennoch gehen Analysten davon aus, dass GVC entweder Zukäufe in sicheren Märkten tätigen sollte oder aber selbst zum Übernahmekandidat werden könnte.
Unverändert auf Platz vier liegt The Stars Group, die im letzten Ranking noch als „Amaya Gaming“ firmierte. Das Unternehmen hinter PokerStars legt vor allem in seiner recht jungen Casinosparte zu. Dadurch werden Rückgänge aus dem Kerngeschäft Poker mehr als ausgeglichen. Die die Stars Group stehen in Zukunft vor allem weitere Zukäufe im Bereich Casino und Sportwetten auf dem Plan.
Gewinner und Verlierer
Während sich also bei den Positionen der Marktführer wenig geändert hat, gibt es im Mittelfeld der Branche stärkere Bewegungen. Der größte Verlierer ist mithin William Hill, die von Platz fünf auf acht abrutschen. EGR begründet dies mit rückläufigen Zahlen im italienischen und spanischen Markt. Weiterhin habe das britische Traditionsunternehmen Personalprobleme. Einige der führenden Köpfe haben William Hill in den letzten Monaten in Richtung Konkurrenz verlassen.
Größter Gewinner in den Power 50 ist LeoVegas, von Platz 31 geht es rauf auf Platz 14. Aus dem reinen Casinoanbieter mit starkem „Mobile First“ Ansatz ist ein breit aufgestelltes Unternehmen geworden. Der Einstieg in Sportwetten und Live Casino sowie die Erschließung neuer Märkte haben die Einnahmen allein im ersten Quartal 2017 um 55% nach oben getrieben. Der Aufstieg der Schweden dürfte auf absehbare Zeit weitergehen, die Experten von EGR gehen von weiteren Expansionsplänen aus. Die Grundlagen sind vorhanden: Kapitalreserven von 60 Millionen Euro bei Schuldenfreiheit sprechen für eine positive Zukunft.