Erste Details zu PokerStars neuem Loyalitätsprogramm
Bis zur Aktivierung des neuen Belohnungssystems dauert es hierzulande zwar voraussichtlich noch ein paar Monate. Doch für den dänischen Markt steht das Angebot bereits in den Startlöchern, darauf folgt Italien und „im Sommer“ der weltweite Launch. Die Kernpunkte hat der weltgrößte Online Pokerraum bereits bekannt gegeben. Unter dem Namen „Stars Rewards“ wird das Belohnungssystem während der Spielsessions zufällige Preise vergeben. Die monatlichen Spielziele mit unterschiedlich hohen Rakeback-Stufen werden dagegen weitgehend entfallen. Dies hatte im Vorfeld vor allem bei Vielspielern zu Kritik geführt.
Das neue System wird auf alle vorhandenen Sparten (Poker, Casino, Sportwetten) angewendet. Diese Angleichung dient der Vereinfachung der Plattform und könnte auch zu Querverkäufen genutzt werden. Die Kunden erhalten während des Spiels virtuelle Kisten unterschiedlicher Qualität. Diese enthalten Belohnungen wie Geldpreise, Turniertickets, Freispiele an Automaten oder Gratiswetten. Der Inhalt richtet sich laut PokerStars nach dem individuellen Spielverhalten: So sollen MTT-Pokerspieler beispielsweise entsprechende Tickets erhalten und nicht unbedingt eine gratis Sportwette. Hinzu kommen „Boosts“ genannte Phasen, in denen die Spieler höhere Chancen auf Belohnungen haben.
Solche Konzepte mit zufälligen Gewinnen sind vor allem aus Videospielen bekannt und werden daher als Gamification des Glücksspiels bezeichnet: Die Chance auf jederzeit verfügbare Preise soll die Kunden zum stetigen Spiel animieren. Das bisherige Prinzip der eher langfristigen, am Monatsende vergebenen Belohnungen in Form von Rakeback (der Pokerraum erstattet einen Teil der Abgaben) wird weitgehend aufgegeben. Nach Ansicht der Eigentümerfirma Amaya Gaming sind diese nur für einige wenige Vielspieler interessant. Freizeitspieler, die wichtigere, weil weit größere Zielgruppe, legen nach Amayas Ansicht gesteigerten Wert auf kurzfristige Anreize.
Eine riskante Strategie der Betreiber
Dennoch ist das neue Belohnungskonzept nicht ohne Risiko für den Anbieter. Denn insbesondere auf PokerStars aktive Profispieler haben sich gegen die Änderungen ausgesprochen. Ihnen droht voraussichtlich ein erheblicher Profitverlust durch geringere Rückerstattungen ihrer Abgaben. Das System der zufälligen Belohnungen dürfte dies kaum ausgleichen können. Diese kleine Gruppe von Spielern ist zwar für PokerStars nicht direkt wirtschaftlich bedeutend. Doch sie fungieren auch als wichtige Markenbotschafter für den Pokerraum. Denn sie streamen ihr Spiel auf Plattformen wie Twitch.tv oder veröffentlichen Inhalte auf Blogs oder YouTube. Dadurch erreichen sie zum Teil viele Hobbyspieler und Einsteiger, die sich ihrerseits auf PokerStars anmelden.
Die kleine aber einflussreiche Gruppe ist von der zunehmenden Ausrichtung auf Freizeitspieler nicht eben begeistert. Sie zu vertreiben könnte sich auf lange Sicht negativ auf PokerStars auswirken. Insbesondere wenn sich diese bekannten Spieler anderen Pokerräumen zuwenden und damit entsprechend bewerben. In bekannten Pokerforen wie TwoPlusTwo diskutieren die Experten denn auch, ob dies das Ende für die sogenannten „Regulars“ auf PokerStars bedeuten wird. Solche Debatten hat es bereits in der Vergangenheit bei Änderungen am Spielsystem gegeben, bislang blieben die großen Abwanderungsbewegungen allerdings aus.
Es fehlt an brauchbaren Alternativen
Die Situation des Pokermarktes im Internet lässt unzufriedenen Kunden wenig Ausweichmöglichkeiten. Zwar hat PokerStars keine Monopolstellung inne, doch den Konkurrenten wie 888 oder PartyPoker ist man längst enteilt. Bei „Stars“ ist ein Vielfaches an Spielern aktiv. Dennoch könnten diese Räume die Änderungen bei PokerStars für sich nutzen, etwa indem sie sich mit entsprechenden Angeboten an Vielspieler in Stellung brächten. Doch die Pokergemeinde folgt allgemein einer Art Herdentrieb. Die erfahrenen Spieler versuchen vor allem weniger versierten Gegnern an den Tischen das Geld abzunehmen. Doch diese sind vor allem beim Marktführer anzutreffen und werden mit dem neuen Belohnungssystem vermutlich zufrieden sein. Es erscheint also nicht unwahrscheinlich, dass auch die Profis zähneknirschend dabeibleiben. Man darf gespannt sein.