Microgaming stellt Pokernetzwerk MPN ein
Der britische Online Casino-Provider und Softwarehersteller Microgaming (Isle of Man) hat das Aus seines Microgaming Poker Networks (MPN) für das zweite oder dritte Quartal 2020 angekündigt. Hinter der Entscheidung könnte ein Rückgang der Kundenzahlen stecken. Laut Management sei eine umfassende interne Rentabilitätsprüfung des Sortiments erfolgt. Mit dem Poker soll es bei Microgaming aber dennoch weitergehen. Hier ein Überblick zum Geschehen.
Neues Pokerkonzept in Planung
„Das Netzwerkmodell passt nicht mehr zu unserer strategischen Vision für Poker“, so das Statement von Microgaming-CEO John Coleman mit Blick auf die überraschende Verkündung. Nach über 16 Jahren soll die MPN-Abteilung des Unternehmens ihre Pforten schließen. Ein genauer Termin für den Closing Down steht laut Geschäftsführung noch nicht fest, angepeilt wird jedoch spätestens das zweite oder dritte Quartal 2020. In einer Pressemitteilung vom vergangenen Freitag (20.09.) betont Coleman, dass „dies der richtige Zeitpunkt ist, um die Schließung anzukündigen, da wir uns auf die Umverteilung wichtiger Ressourcen und Mitarbeiter im gesamten Unternehmen konzentrieren.“
Das Aus für MPN ist demnach das Ergebnis einer großangelegten Ausmusterung, im Rahmen einer Rentabilitätsprüfung wurde das gesamte Produkt-Portfolio des Anbieter unter die Lupe genommen. Hierbei stellte sich laut Geschäftsführung heraus, dass das Pokernetzwerk sowie seine Prima-Software nicht mehr mit der Wachstumsstrategie des Unternehmens harmonieren. Dass MPN geschlossen wird, hieße laut Coleman aber nicht, dass Microgaming in Zukunft kein Online Poker mehr anbieten wird. Es gebe demnach Pläne für ein neues Pokerprodukt , über das genaue Konzept gibt der CEO bis dato jedoch nichts bekannt. Coleman hierzu im Wortlaut:
“Nur weil das Netzwerk geschlossen wird, ist dies nicht das Ende für Poker bei Microgaming. Wir sind weiterhin darauf ausgerichtet, die angenehmsten Unterhaltungserlebnisse zu schaffen und Spielern ihren Weg mit erstklassigen Gaming-Inhalten zu bereiten. Letztendlich wird dieser Schritt dem Unternehmen helfen, unsere Visionen zu erreichen. Wir verfolgen eine neue strategische Ausrichtung der Vertikale Poker, deren Einzelheiten wir zu gegebener Zeit bekannt gegeben werden.”
„Business as usual“
Laut MPN-Manager Alex Scott wird man das laufende MPN-Geschäft bis zur Schließung auch weiterhin voranbringen – man wolle „business as usual“ betreiben und „aktiv“ sein, so das Kredo. Regelmäßige Promotionen, Turniere und Live-Events sollen demnach fortgesetzt werden. Auch die noch eine Woche laufende UCOP (Universal Championship of Poker) soll ohne Einschränkungen zum Abschluss gebracht werden. Dasselbe gilt für die im kommenden Oktober angesetzte MPN-Tour auf Malta, wo bekanntlich ein garantierter Preispool von 1 Mio. US-Doller ins Haus steht.
Zu einem Live-Stop soll es laut Scott erst kurz bevor das Netzwerk geschlossen wird kommen. Was die Guthaben anbelangt, können die Spieler daher unbesorgt sein . Gerüchte über finanzielle Missstände und rückläufige Kundenzahlen seien zudem überzogen. Der Manager erklärt:
“Es gibt keinen Grund für die Annahme, dass sich irgendeiner unserer Pokerräume in finanziellen Schwierigkeiten befindet. Unsere Pläne, das Netzwerk zu schließen, haben keinerlei Auswirkungen auf die Sicherheit der Gelder.”
In einem Twitter-Thread bekundete Scott des Weiteren seine persönliche Betroffenheit in Anbetracht der Schließung. Laut Pressemitteilung habe der Thread am Tag seiner Veröffentlichung über 20.000 Aufrufe verzeichnet , wobei viele Branchenunternehmen ihre Überraschung zum Ausdruck gebracht oder ihr Beileid bekundet hätten. Hier hieß es im Zitat:
“Es ist ein harter Tag für uns alle hier, und es ist schwierig für mich, dies zu verkünden. Seit einiger Zeit führe ich hier bei Microgaming eine umfassende Überprüfung des Pokerprodukts durch, bekomme Input von Experten der Pokerbranche, unabhängigen Beratern und meinen Kollegen auf der ganzen Welt. Das Fazit der Überprüfung ist, dass wir, um Poker so erfolgreich wie möglich zu machen, eine ganz andere Strategie und ein anderes Geschäftsmodell verfolgen müssen. Letztendlich ist das Pokernetzwerk MPN nicht Teil dieser Vision.”
Sind Poker Bots verantwortlich?
Darüber wird zumindest in den hiesigen Medien spekuliert. Bei Poker Bots handelt es sich um Computerprogramme, die eigene Accounts erhalten und über Stunden und Tage automatisch spielen können . Die Programme sind simpel strukturiert und die Gewinnraten daher niedrig. Wenn jedoch über einen Zeitraum von 24 Stunden weder Gewinne noch Verluste erzielt werden, können regelmäßige, kleinere Einnahmen durch das Rakeback generiert werden. Die Accounts sind schwer zu entlarven und verstoßen gegen die Richtlinien.
Der vorwiegend für seine Online Slots bekannte Softwareentwickler Microgaming hatte kurz vor der Bekanntgabe der MPN-Schließung einen Info-Blog über derartige Bot-Aktivitäten veröffentlicht. Hierin hieß es, man habe eine erhöhte Anzahl an Bot-Accounts festgestellt . Spielgelder in Höhe von 1 Mio. US-Dollar wurden demnach zurückgezogen. Laut Geschäftsleitung sind viele weitere Bot-Accounts immer noch unentdeckt.
Poker Bots sind zurzeit im Übrigen auch im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) ein Thema. Im September wurde bekannt, dass es Forschern erstmals gelungen ist, einen KI-Roboter für Poker zu entwickeln. Das Programm trägt den Namen „Pluribus“ und hat mehrere Pokerprofis auf einmal besiegt . Das System beherrscht sogar die Kunst des Bluffs. Wissenschaftler sprechen von einem „Meilenstein“ der KI-Forschung, Kritiker sorgen sich hingegen um die Zukunft des Spiels. Man könne in Online Pokerräumen nicht mehr wissen, wer mit einem am Tisch sitzt, so die Befürchtung. Die tatsächlichen Entwicklungen bleiben vorerst abzuwarten.