Spanien senkt Online-Glücksspielsteuer
Um internationale Betreiber für die Beantragung einer spanischen Glücksspiellizenz zu gewinnen, hat das Land seinen Online-Steuersatz von 25 auf 20 Prozent reduziert. Branchenvertreter sprechen von einer „absolut fantastischen“ Steuersenkung.
Im Rahmen der alljährlichen, aktuell 771 Seiten starken Budgetaufschlüsslung hat das spanische Abgeordnetenhaus einer fünf-prozentigen Steuersenkung im Hinblick auf die Bruttospielerträge lizensierter Online-Glückspielanbieter zugestimmt. Der neue Steuersatz beträgt folglich nur noch 20 Prozent und ist seit Anfang Juli rechtskräftig. Er gilt sowohl für Sport- und Pferdewetten mit fester Gewinnquote als auch für nationale Wettbörsen, Onlinecasinos sowie Bingo und Poker.
Die Glücksspiel-Unternehmen der winzigen spanischen Enklaven Ceuta und Melilla im Norden der marokkanischen Mittelmeerküste werden unterdessen auch weiterhin mit den üblichen 10 Prozent belastet, wohingegen der Steuersatz für sogenannte Pari-Mutuel-Wetten – hier wetten die Teilnehmer nicht gegen einen Buchmacher, sondern untereinander – von 15 auf 20 Prozent erhöht wurde. Das aus Frankreich stammende System hat sich besonders im Bereich Pferderennen etabliert.
Mit dem ‚Rabatt‘ will sich Spanien insbesondere für weitere internationale Online-Anbieter attraktiv machen. In den letzten Jahren konnte das Land bereits enorme Zuwachsraten in seinem Onlinesektor verzeichnen. Für das erste Quartal 2018 vermeldet die spanische Glücksspiel-Regulierungsbehörde Dirección General de Ordenación del Juego (DGOJ) jüngst einen Umsatzanstieg von 27 Prozent gemessen am Q1 des Vorjahres. Die Steuersenkung werde Spaniens Onlinesektor somit „einen weiteren Schub“ verpassen, wie es heißt.
Win-Win-Situación
Santiago Asensi, geschäftsführender Partner der spanischen Glücksspiel-Anwaltskanzlei Asensi Abogados , sieht in dem neuen Modell Vorteile für alle Beteiligten – auch der Staat würde unter dem Strich höhere Summen einfahren:
„Die Betreiber werden dazu in der Lage sein, den Spielern, die nicht auf illegalen Märkten spielen, bessere Angebote zu unterbreiten. Die neuesten Zahlen der DGOJ zeigen, dass alle Bereiche des Online-Glücksspiels, insbesondere Sportwetten und Onlinecasino, expandieren. Ich glaube daher, dass die Maßnahme dazu führen wird, dass letztlich sogar mehr Steuern erhoben werden können.“
Wie Asensi darüber hinaus einräumt sei die schlussendliche Umsetzung in Zeiten globaler Finanzkrisen und resoluter Sparmaßnahmen „politisch sehr schwierig“ gewesen. Die DGOJ habe die spanische Regierung schon seit einigen Jahren dazu angeregt die Steuersätze des Onlinesektors zu senken, doch hätte man einen weiteren „brutalen Abschwung“ des spanischen Haushalts befürchtet. So sei die Steuersenkung neben hunderten anderer vermeintlicher Haushaltsentscheidungen begraben worden.
Das spanische Finanzministerium habe laut Asensi nun aber dennoch „die richtige Entscheidung, zum richtigen Zeitpunkt“ getroffen und die notwendige Veränderung schnellwirkend eingeleitet. Vorangetrieben von einem deutlichen Anstieg der Exporte erhole sich die spanische Wirtschaft aktuell von den Talfahrten letzter Jahre und sei im Jahr 2017 um insgesamt 3,1 Prozent gewachsen.
Wachstumsprognosen
Die Analysten des in British Columbia ansässigen Finanzinstituts FICOM (Financial Institutions Commission) teilen indessen die Ansichten der spanischen Anwaltskanzlei. Der hier zuständige Sprecher der Abteilung Glücksspiel, Eduardo Morales Hermo, befürwortet die Steuersenkung als „sehr positiven Schritt, zur richtigen Zeit“ . Er verweist aber auch darauf, dass Spanien jetzt auf weiteres Wachstum in dem Sektor angewiesen sei: Der Schritt lohne sich demnach nur, „wenn die spanische Regulierungsbehörde die Steuerreduktion auch verteidigen kann“ .
In diesem Punkt gibt sich die spanische Regierung allerdings höchst optimistisch und geht aktuell von über zwanzig weiteren, namhaften Online-Glücksspielanbietern aus, welche durch die Steuerreduktion alsbald gewonnen werden könnten – dafür gäbe es „klare Signale“ . Die Namen der potenziellen Firmen blieben in diesem Kontext jedoch ungenannt. Inwieweit die spanische Rechnung aufgehen wird, bleibt vorerst abzuwarten.