GVC und MGM bestätigen Joint Venture
Der britische Glücksspielkonzern GVC Holdings und der US-amerikanische Hotel-Casino-Gigant MGM Resorts International sind einen 200 Millionen US-Dollar schweren Joint Venture-Vertrag eingegangen. Durch eine gemeinsame Sportwett- und Online-Gaming-Plattform soll der US-Sportwettmarkt zukünftig „dominiert“ werden.
Im Rahmen eines 50/50-Abkommens werden sowohl GVC als auch MGM vorerst jeweils 100 Millionen US-Dollar (~ 85 Mio. Euro) in die Kooperation einfließen lassen. Im nächsten Schritt planen beide Unternehmen die Zusammenstellung eines Projektteams aus Mitarbeitern sowie zusätzlichen Neueinstellungen. Als zentrale Schaltstelle werde außerdem ein vierköpfiger Vorstand – das heißt, ein gleichberechtigtes 2:2-Management etabliert. Bereits mit dem Saisonstart der NFL Anfang September, soll das Joint Venture sein Geschäft aufnehmen, so die Börsenriesen.
Darüber hinaus suche man zurzeit nach einem separaten Standort – dieser werde voraussichtlich in einem „bedeutsamen US-amerikanischen Technologiezentrum“ liegen. Nach der Aufhebung des US-weiten Sportwettverbots durch den Obersten Gerichtshof im vergangenen Mai, hofft insbesondere die Ladbrokes- und bwin-Mutter GVC darauf, sich somit den potenziell milliardenschweren neuen Überseemarkt zu erschließen. GVC-CEO Kenneth Alexander, begrüßt die Kooperation daher als “wirklich aufregende Gelegenheit” für Spieler wie Aktionäre, zudem erklärt er:
„MGM Resorts ist ein weltweit führendes Unterhaltungsunternehmen und genießt höchstes Vertrauen im Gaming-Bereich, mit starken Marken- und Managementqualitäten und hoher Sportkonnektivität. Gerade in den USA ist es eine echte Chance für GVC, mit einem Partner zusammenzuarbeiten, der über einen solchen Stammbaum und solches Wissen verfügt.“
Auf der anderen Seite will die in Las Vegas sitzende Casino-Hotel-Kette MGM – die zweitgrößte weltweit, hinter Ceasars, von GVCs Erfahrung im Sportwett-Bereich sowie vom starken Markenportfolio der Isle Of Man-Gesellschaft profitieren. Neben Ladbrokes Coral und bwin zählen unter anderem auch Sportingbet und der Online-Pokerraum PartyPoker zu den Speerspitzen des London Stock Exchange-Unternehmens .
PartyPoker-US-Comeback?
Um beiden Glücksspiel-Konzernen auch abseits des gemeinsamen Sportwettprogramms „vollen Zugang zu ihren interaktiven Geschäften“ zu gewährleisten, sollen die Marken playMGM und PartyPoker obendrein in das Joint-Venture-Angebot integriert werden. James Murren, CEO von MGM Resorts, betont an dieser Stelle das „enorme Potenzial“ der Partnerschaft – man werde sofort führend sein in Sachen Technologie, Marktzugang, Sportbeziehungen und Marken, zitiert die Fachpresse den Geschäftsführer, der schlussendlich zusammenfasst:
Wir freuen uns, von GVCs […] Technologie, Kompetenz bei der digitalen Kundenakquisition und Erfahrung bei der Anpassung an neue Betriebsumgebungen zu profitieren. GVC ist aufgrund der bestehenden Geschäftstätigkeit für die USA ungewöhnlich gut qualifiziert. Gemeinsam erschaffen wir eine einzigartige Plattform, von der wir erwarten, dass sie den US-amerikanischen Sportwettmarkt dominieren wird. James Murren , CEO von MGM Resorts
Für den bereits 1997 gegründeten Online-Pokerraum PartyPoker würde die Integration auf der Plattform zudem ein überraschendes US-Comeback bedeuten: Der auf Gibraltar sitzende Branchenpionier ist seit über 12 Jahren – das heißt, seit der Inkraftsetzung des sogenannten Unlawful Internet Gambling Enforcement Acts of 2006 (PDF) , einem allgemeinen Online-Verbot für Wetten und Poker – nicht mehr auf der anderen Seite des großen Teichs aktiv gewesen. PartyPoker, ebenso wie 888 Poker, hatten sich infolge der Gesetzgebung vom US-Markt zurückgezogen.
MGM: Doppelter Big-Deal
Die Ankunft GVCs auf dem US-Markt wurde an der Londoner Börse mit einer fünf-prozentigen Zuwachsrate begrüßt. Dahingegen kann das Wall Street-Unternehmen MGM zwar nur ein Plus von 0,16 Prozent verbuchen, darf sich jedoch obendrein über den Abschluss eines weiteren Megadeals freuen: Um sein Mobile-Gaming-Angebot innerhalb der USA auszuweiten, hat der Milliardenkonzern eine Marktzugangsvereinbarung mit Boyd Gaming getroffen.
Die jeweiligen US-Lizenzen beider Vertragspartner dürfen folglich doppelt, das heißt, durch beide Unternehmen, beansprucht werden. Im Klartext: MGM erhält Zugang auf BG-Märkte wie beispielsweise Louisiana, Iowa oder Indianer, wofür sich BG wiederum in MGM-Territorien wie New York, New Jersey und Mississippi niederlassen darf. Fortan werden beide Unternehmen somit in insgesamt 15 US-Bundesstaaten aktiv sein und schätzungsweise rund 90 Mio. potenziellen Kunden zur Verfügung stehen.
Goldgräberstimmung Übersee
Bei allem Optimismus der beiden CEOs – die Konkurrenz im Glücksspielgeschäft schläft bekanntermaßen nie, vor allem nicht im Hinblick auf einen vermeintlich 60 bis 150 Mrd. US-Dollar wertvollen Markt, wie es nach Schätzungen von Bloomberg heißt. Infolge des Urteilsspruchs obliegt die Sportwett-Regulierung zwar immer noch den Judikativen der einzelnen Bundesstaaten, dennoch hat die Legalisierung binnen letzter Monate hat ein regelrechtes Wettrennen zwischen europäischen Sportwettanbietern entfesselt.
Zu den jüngsten Mitgliedern des US-weiten Glücksspiel-Interessenverbands American Gaming Association (AGA) gehören neben GVC indessen auch der irisch-englische Erfolgs-Buchmacher Paddy Power Betfair sowie der kanadische Pokerstars- und SkyBet-Inhaber The Stars Group . Unterdessen fiel der Sportwettkönig Bet365 Anfang letzten Juni durch die Beanspruchung einer Lobby-Firma aus New York City auf – laut Insidern zahlt der globale Branchenmarktführer monatlich etwa 18.000 US-Dollar, um die Legalisierungs-Debatte im Bundesstaat New York nach seinen Gunsten zu beeinflussen.
Ungemein negativer – gänzlich abseits aller Big-Deals – findet sich derweil jedoch MGM selbst in den US-amerikanischen Schlagzeilen wieder: Wie erst kürzlich bekannt wurde, verklagt der Inhaber des Mandalay Bay Resort and Casino aktuell über 1000 Opfer des Massakers am Las Vegas Strip , bei dem im vergangenen Oktober 58 Menschen von dem MGM-Hotel aus erschossen wurden. Mit der Sammelklage versucht MGM präventiv gegen vermeintliche Schadensersatzansprüche vorzugehen, wofür der Resort-Betreiber nicht nur die Empörung der Opfer und Angehörigen auf sich zieht, sondern auch scharfe Kritik aus Medien und Bevölkerung erntet.