Hartes Urteil gegen Crown Resorts

Die Untersuchungen der ILGA gegen das australische Glücksspielunternehmen Crown Resorts hatten sich über zehn Monate hingezogen. Es ging um dubiose Geschäfte mit einem chinesischen Junket Operator und millionenschwere Geldwäsche. Jetzt haben die Ermittler ihr finales Urteil gefällt: In einem vernichtenden Abschlussbericht wird der Konzern als ungeeignet eingestuft, um weitere Casinolizenzen zu erhalten. Wie reagiert Crown auf die Entscheidung?

Der Spieltisch eines Casinos.

Ausgespielt: Von Crown werden Umstrukturierungen im Risikomanagement erwartet. ©10741031/Pixabay

ILGA: Beweise für Geldwäsche gefunden

Im September 2020 hatte CEO Ken Barton erstmals massive Sicherheitslücken bei Crown eingeräumt. Folglich wurde dem Konzern die dritte Lizenz für ein bereits gebautes Casino in Barangaroo, Sydney, entzogen. Im Raum stand die Frage, ob Crown für eine weitere Lizenz in New South Wales geeignet ist. Hierzu hat die ILGA (Independent Liquor & Gaming Authority) nun ein endgültiges Urteil abgefasst.

Die Entscheidung ist für den australischen Casinomarktführer vernichtend: Das 2,4 Mrd. Dollar teure Etablissement darf vorerst nicht in Betrieb genommen werden. Man habe Beweise dafür gefunden, dass Crown seine Spielstätten und Konten für Geldwäsche genutzt hat. Die Firma um Multimilliardär James Packer müsse viel Überzeugungsarbeit leisten, um wieder als geeigneter Lizenznehmer eingestuft zu werden.

Die Untersuchung ergab auch, dass Crown mit einem chinesischen Junket Operator zusammengearbeitet hat, der Verbindungen zum organisierten Verbrechen hat. Crown habe diesbezüglich keine angemessene Due Diligence-Überprüfung durchgeführt. Außerdem wurden Crown-Mitarbeiter auf dem chinesischen Festland erheblichen Risiken ausgesetzt, da Glücksspiele in China, mit Ausnahme der Lotterie und der Sonderverwaltungszone Macau, verboten sind.

Unter Junket Operators versteht man Agenturen, die schwerreiche VIP-Spieler anwerben und diese auf organisierten Glücksspielreisen betreuen. Geboten werden Auskünfte über hohe Gewinnchancen. Die Tätigkeit ist in Australien prinzipiell erlaubt, es dürfen aber keine Spieler aus Ländern wie China angeworben werden, wo Glücksspiele verboten sind. Crown hatte unter anderem mit Suncity kooperiert, die Agentur stand bereits 2014 im Verdacht, mit chinesischen Verbrechersyndikaten zusammenzuarbeiten. Die Gruppierung soll die Crown Casinos in Melbourne und Perth infiltriert haben, um dort Geldwäsche in Millionenhöhe zu betreiben.

Unzulässiger Einfluss von James Packer

Infolge der Beweisauswertung erhebt die ILGA massive Vorwürfe gegen Crown Resorts: In dem Abschlussbericht heißt es, dass Unternehmen habe aus einem ungerechtfertigten Glauben an sich selbst gehandelt. Darüber hinaus ist von unternehmerischer Arroganz die Rede. Diese Haltung habe zu einem Mangel an gründlichen Überprüfungen und ernsthaften Ansprüchen geführt. Der Abschlussbericht von Richterin Patricia Bergin schließt mit einer Reihe von Forderungen:

Damit Crown in die Lage kommt, das Casino in Barangaroo führen zu können, müssten umfassende Änderungen vorgenommen werden. Darunter fällt die Einführung eines Compliance- und Finanz-Audits. Die Kooperationen mit Junket-Agenturen seien außerdem komplett zu unterbinden. Des Weiteren müsse sich der Eigentümer James Packer, der kein Mitglied des Vorstandes mehr ist, aus den Geschäftsaktivitäten von Crown heraushalten.

James Packer wird vorgeworfen, über Jahre hinweg unzulässigen Einfluss auf das Unternehmen ausgeübt zu haben. Zu den eindeutigen Verstößen, die die dritte Crown-Lizenz in Gefahr brachten, gehörte beispielsweise ein von Packer geplanter Aktienverkauf an den Melco-CEO Lawrence Ho. Dessen Vater, Ex-Melco-CEO Stanley Ho , soll ebenfalls mit organisierten Verbrechersyndikaten in China kooperiert haben.

Laut Lizenzvereinbarung durfte Crown Resorts in keinerlei Geschäftsbeziehungen mit Personen oder Firmen treten, die mit dem Ex-Melco-CEO in Verbindung stehen. Dennoch hatte Packer Lawrence Ho 20 Prozent seiner Aktien zu einem Preis von 2,5 Mrd. Dollar angeboten. Eine erste Transaktion von 1,2 Mrd. Dollar wurde im Juni 2019 durchgeführt. Im darauffolgenden September sollte der Deal abgeschlossen werden. Der Chef der Rechtsabteilung, Joshua Preston, bekundete im August 2020 von den besagten Vorgängen nichts geahnt zu haben.

Änderungen am Glücksspielgesetz NSW

Trotz der zahlreichen Verstöße erklärte die ILGA, dass allein die Beweise im Bereich der Geldwäsche ausreichen würden, um Crown die dritte Lizenz zu entziehen . Die Probleme würden aus einer schlechten Unternehmensführung, einem mangelhaften Risikomanagement sowie einer schlechten Unternehmenskultur resultieren. Crown sei momentan kein geeigneter Lizenznehmer, so das abschließende Kredo. Nur wenn Umstrukturierung stattfinden, sei eine Inbetriebnahme möglich.

Mittlerweile zieht die Affäre um Crown so weite Kreise, dass New South Wales sogar Änderungen am Glücksspielgesetz (New South Wales Casino Control Act) plant. Mehrere neue Paragrafen sollen Casinobetreiber zu mehr Transparenz zwingen . Zudem sollen Junket Operators komplett verboten werden. Jeder Casinobetreiber soll zukünftig dazu verpflichtet werden, einen qualifizierten Compliance-Auditor einzustellen.

Wie die australische Tageszeitung SMH berichtet, soll sogar eine neue unabhängige Regulierungsbehörde, die Independent Casino Commission (ICC), entstehen, um den Sektor zu überwachen . An den Aufbaukosten der neuen Behörde sollen die Casinos finanziell beteiligt werden.

Wie reagiert Crown Resorts?

Bis Mitte letzten Jahres hatte Crown die Vorwürfe, die auf den investigativen Berichten von drei Tageszeitungen beruhten, allesamt abgestritten. Mittlerweile ist Einsicht eingekehrt: Crown erkenne an, dass ein kultureller Wandel notwendig sei, hieß es zuletzt vonseiten des Managements. Dieser Wandel müsse im Inneren von Crown stattfinden und dürfe nicht von Behörden erzwungen werden. Der Vorstand müsse dafür umstrukturiert werden.

Außerdem erklärte der Konzern, ein Compliance-Audit einzuführen, ebenso müsse jeder Compliance-Mitarbeiter eine Bescheinigung über den Abschluss einer angemessenen AML/CTF-Schulung vorlegen, die jährlich aktualisiert wird. Den Inhaber James Packer werde man dazu anweisen, etwaige Fernmanöver zu unterlassen. Wegen mentaler Probleme hatte sich Packer 2016 aus den Geschäften zurückgezogen. Die weiteren Entwicklungen bleiben abzuwarten.

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