Kindred Group schenkt Kunden „Gamban“ App gegen Spielsucht
Die Kindred Group, zu der unter anderem Unibet gehört, bietet ihren Kunden ab morgen kostenlosen Zugriff auf die Schutzsoftware Gamban. Diese verhindert den Zugriff auf Glücksspielwebseiten und soll Problemspielern gegen ihre Sucht helfen. Ein bemerkenswerter Schritt.
Die Möglichkeit eines effektiven Selbstausschlusses dürfte eine der wichtigsten Notfallmassnahmen für Spielsüchtige darstellen. Doch in Zeiten zahlloser Spielmöglichkeiten im Internet hilft die Sperre bei einem einzelnen Anbieter in der Regel nicht weiter. Zumal einige Skandale der vergangenen Monate aufzeigten, dass die Sperrsysteme der Anbieter selbst durchaus fehlerhaft arbeiten und sich teilweise leicht umgehen lassen.
Abhilfe soll eine Software namens „Gamban“ schaffen, die den Zugang zu allen Glücksspielangeboten im Netz blockieren soll. Dazu verwendet das Programm eine stetig wachsende Datenbank mit den Adressen entsprechender Seiten. Gibt ein Nutzer eine Webadresse ein, wird diese mit der Datenbank abgeglichen, bei einem Treffer wird die Anfrage des Browsers an die Seite verhindert. Da dies anhand lokal gespeicherter Daten passiert, verlangsamt sich die Nutzung des Geräts kaum. Derzeit ist Gamban für Android, iOS, Mac OS und Windows verfügbar, die Lizenz pro Gerät schlägt mit etwa 12 € im Jahr zu Buche.
Schadet Kindred sich selber?
Kunden der Kindred Group, zu der beispielsweise Marken wie 32red und Unibet gehören, erhalten das Tool ab dem 10. April für ein Jahr gratis, installierbar auf maximal drei Geräten. Das Glücksspielunternehmen ist dazu eine Partnerschaft mit Gamban eingegangen, mit dem Ziel, Süchtigen eine „geeignete Lösung“ zur Spielkontrolle an die Hand zu geben.
Glücksspiel ist für die meisten unserer Kunden Unterhaltung, doch nicht für alle. Deswegen haben wir beschlossen Gamban anzubieten, als eines unserer zahlreichen Werkzeuge, mit denen unsere Kunden ihr Spiel unter Kontrolle behalten können. Maris Bonello , Integritätsbeauftragte von Kindred
Ein Unternehmen, dass immerhin von den Verlusten seiner Kunden lebt, ist also bereit, das Wohl der Spieler über die eigenen Profitinteressen zu stellen? Ganz so selbstlos darf die Aktion vermutlich nicht verstanden werden. Kindred ist wahrscheinlich eher zu der Erkenntnis gelangt, dass ernsthafter Spielerschutz einerseits ein wichtiges Verkaufsargument darstellt. Und andererseits den Willen zur Selbstkontrolle gegenüber den Regulierungsbehörden unterstreicht. Dem Image der Gruppe dürfte die Zusammenarbeit mit Gamban jedenfalls nützlich sein.
Gamban lässt sich nicht löschen
Natürlich enthalten Glücksspielseiten bereits heute Möglichkeiten zur Selbstsperre. Doch Gamban geht über diese Systeme hinaus, denn es verhindert den Zugriff auf sämtliche Geldspiele ohne zeitliche Beschränkung – und auch neuere Spielformen wie das „Skin-Betting“ mit virtuellen Gegenständen werden unterbunden. Solange das Abonnement der Software, das sich automatisch erneuert, läuft, werden die Kunden am Spiel gehindert. Und zwar recht effektiv, wenn man den Angaben des Herstellers Beanstalk HPS aus Southampton Glauben schenken darf. Die Sperrliste des Tools umfasst demnach etwa 40.000 Einträge, wird laufend aktualisiert und manuell gepflegt – zudem lässt sich die Software nicht deinstallieren.
Zumindest letzterer Punkt ist allerdings nicht ganz richtig, ein Zurücksetzen auf die Werkseinstellungen übersteht auch Gamban nicht. Dennoch deuten überwiegend positive Rückmeldungen darauf hin, dass die Software Betroffenen im Alltag durchaus eine Hilfe ist. Denn mit einem einfachen Klick lässt sich das Programm tatsächlich nicht entfernen, das Schutzniveau scheint also ausreichend hoch, um zumindest über den ersten Impuls zum Spielen hinwegzuhelfen.
Darüber hinaus wird der Kundensupport gelobt, der offenbar individuelle Beratung bei Problemen mit der Installation leistet. Auffallend sind jedenfalls die zahlreichen persönlichen Antworten der Gamban-Mitarbeiter auf die Anfragen der Kunden. Das könnte am biographischen Hintergrund der Entwickler liegen. Jack Symons gründete Gamban 2015, weil er selbst keine geeignete Schutzsoftware fand. Er gibt an, bereits mit 14 Jahren süchtig nach Online-Poker geworden zu sein und Leidensgenossen mit Gamban eine kostengünstige Lösung für ihr Spielproblem bieten zu wollen. Von der Effektivität seines Programms können sich Kunden von Kindred ab dem 10. April selbst überzeugen.