XTiP: Lukas Podolski ist raus
Der deutsche Ex-Nationalspieler Lukas Podolski (35) war über drei Jahre als Markenbotschafter der Gauselmann-zugehörigen Wettmarke XTiP aktiv, doch jetzt ist Schluss. Aufgrund der neuen strengen Regeln am deutschen Wettmarkt, die unter anderem Wettwerbung durch Sportfunktionäre verbieten, wurde Poldis Vertrag mit dem Buchmacher mit sofortiger Wirkung annulliert. Das Unternehmen zeigte sich bestürzt, ist gegen die Gesetzgebung aber machtlos.
Wie die Entscheidung eines Schiedsrichters
Mitte Oktober feierten Buchmacher die Vergabe der ersten deutschen Wettlizenzen , doch die neuen verschärften Regeln am Glücksspielmarkt haben auch eine Kehrseite. So ist es für Wettanbieter verboten, aktive Sportler, Sportfunktionäre und -repräsentanten als Markenbotschafter einzusetzen. Die Auswirkungen der neuen Regel zeigen sich aktuell am Beispiel Lukas Podolskis, der über drei Jahre als Werbeträger der Gauselmann-Marke XTiP fungierte und jetzt umgehend ausscheidet.
Die in Espelkamp, NRW, stationierte Unternehmensgruppe sowie sein früherer Markenbotschafter bezogen hierzu ausführlich Stellung. Die Annullierung des Vertrages zwischen Poldi und XTiP, laut eigenen Aussagen ein eingespieltes Team , sei einvernehmlich und trete mit sofortiger Wirkung in Kraft. Die neuen Regeln am Glücksspielmarkt ließen keine andere Option zu, so Markus Ettlin, bei Gauselmann für Sportwetten zuständig.
Der Schritt sei, so Ettlin weiter, die Kehrseite der neuen Regulierung durch den GlüNeuRStV . Dementsprechend brachte der Sprecher seine Bestürzung zum Ausdruck, Podolski sei durch seine ehrliche und authentische Arte stets der perfekte Markenbotschafter für XTiP gewesen. Podolskis Vertrag sollte eigentlich bis 2021 laufen, als eines der ersten lizenzierten Wettunternehmen in Deutschland, bliebe jedoch keine andere Wahl.
Der 35-jährige Fußballstar bezog auch persönlich Stellung: Bei XTiP habe er immer viel Spaß gehabt, außerdem habe man gemeinsam viel bewegt, ganz besonders in Bezug auf die Lukas-Podolski-Stiftung, welche seit 2010 Sport- und Bildungsprojekte für benachteiligte Kinder und Jugendliche realisiert. Podolski zeigte sich dennoch einsichtig: Gesetz sei nun einmal Gesetz, dies sei ebenso zu bewerten wie die Entscheidung eines Schiedsrichters.
Lukas Podolski gehört zu den Aushängeschildern des deutschen Fußballs. Er absolvierte 130 Länderspiele und erzielte 49 Tore, damit ist er der dritterfolgreichste Torjäger der DFB-Geschichte. Der Weltmeister von 2014 startete seine Karriere 2003 beim 1. FC Köln, wo er als Ikone gefeiert wird. Deutscher Meister und DFB-Pokalsieger wurde er beim FC Bayern, er gewann außerdem den FA Cup und den englischen Supercup beim FC Arsenal. Darüber hinaus wurde er türkischer Pokalsieger bei Galatasaray Istanbul. Momentan spielt er bei Antalyaspor.
Dennoch: Große Freude über Lizenzerhalt
Trotz des Verlustes von Podolski zeigte sich der Wettanbieter XTiP, der zu Gauselmanns Cashpoint-Gruppe gehört, erfreut über den kürzlichen Lizenzerhalt. Man sei Stolz zu den ersten Anbietern mit offizieller Genehmigung zu gehören . Nach vielen Jahren in einem Regulationsmarathon blicke man auf einen zukunftsträchtigen Markt mit einheitlichen Regeln. Endlich würden, so Gauselmann, die Gesetzgeber und Politiker zwischen illegalen und legalen Anbietern unterscheiden.
Die ersten 15 Lizenzen, die neben Gauselmann (u. a.) an GVC, Tipwin, Bet365 und Tipico gingen, hatte das Bundesland Hessen vergeben, am 15. Oktober wurden sie aktiviert. Auch wenn XTiP schon seit Jahren als Sponsor in der 2. Liga aktiv ist (zurzeit Holstein Kiel), gelten fortan die strengen Regeln der neuen Gesetzgebung, die ab Juli 2021 in Kraft tritt. Wie sich am Beispiel Lukas Podolskis zeigt, ist die Reform mit etlichen Einschränkungen verbunden.
Neben dem Verbot von Werbebotschaftern aus der Sportwelt gelten ein Live Wett-Verbot sowie ein maximales Einsatzlimit von 1.000 Euro pro Monat. Im Bereich des Wettsponsorings, der inzwischen für viele Vereine ein wichtiges Standbein darstellt, werden weitere Beschränkungen erwartet. Darüber hinaus schreibt der Gesetzentwurf automatisierte Melde- und Sperrsysteme gegen problematische Spielweisen vor. Die sogenannten Übergangsregeln wurden von den deutschen Staatskanzleien gefordert , um 2021 einen weichen Übergang zu ermöglichen.
Öffentliche Kritik an Wettbotschaftern
Die Stringenz der deutschen Gesetzgeber in Bezug auf Wettbotschafter wie Lukas Podolski, Oliver Kahn, Lothar Matthäus oder Stefan Kretzschmar wird auch von einigen Prominenten der Sportwelt unterstützt. So hatte der legendäre Fußballkommentator und diesjährige Promi Big Brother-Gewinner Werner Hansch (82) zuletzt den Tipico-Werbeträger Oliver Kahn (51) massiv für sein Engagement in der Wettbranche kritisiert.
Es sei höchstbedauerlich, so Hansch, dass es der Ex-Torwartgigant und jetzige FC Bayern-Vorstand nötig habe, für Tipico zu werben, anstatt sich in der Suchtprävention zu engagieren. Kahn sende damit vor allem an Kinder und Jugendliche ein fatales Signal . Hansch hatte sich vor wenigen Monaten selbst als spielsüchtig geoutet, durch übermäßige Sportwetten habe er laut eigenen Aussagen eine halbe Million Euro verloren.
Schon seit einigen Jahren sieht sich Oliver Kahn aufgrund seiner Tätigkeit bei Tipico mit Kritik konfrontiert. Mehrfach hatte sich bereits der ehemalige Werder Bremen-Profi Uli Borowka zu Wort gemeldet. Laut Borowka habe Kahn 2017 Sportwetten als Teil der Spielkultur des Fußballs bezeichnet. Damit würden vor allem jüngere Leute von Kahn zum Zocken verleitet, so der frühere Abwehrspieler. Zumindest Lukas Podolski blieb von derartiger Kritik bisher verschont.